Habeck besucht VW-Werk vor dem Auto-Gipfel – Lösungen hat er nicht parat

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VW steckt in der Krise, der Konzern will radikal sparen. Am Freitag besuchte Habeck ein Wert des angeschlagenen Auto-Riesen – und brachte hoffnungsvolle Worte mit.

Wolfsburg – Die Automobilbranche ist in der Krise und lässt Europa zittern. Nicht zuletzt beweist das die große Krise, die sich seit kurzem bei Volkswagen durchschlägt. Der Konzern hatte kürzlich einen radikalen Sparkurs angekündigt und will in dem Zuge auch die Beschäftigungssicherung für tausende Mitarbeitende streichen. Laut Medienberichten sind bis zu 30.000 Jobs in Deutschland in Gefahr. Ein Werk in China soll bereits schließen. Das Dilemma um den Auto-Großkonzern ruft auch die Ampel auf den Plan.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) etwa besuchte am Freitag (20. September) das VW-Werk in Emden. Der Stopp gehörte zu einer Tour, die der Minister selber mit den Worten „ich besuche die Branchen, wo es brennt“ betitelte. Zuvor war er auch bei der kriselnden Meyer-Werft in Papenburg zu Besuch und stellte sich einem Bürgerdialog in Osnabrück. Im VW-Werk in Emden, wo zukünftig ausschließlich Elektroautos hergestellt werden sollen, hatte er auch gleich eine große Ankündigung parat.

Habeck besucht VW-Werk in Automobil-Krise – Lösungen hat er nicht im Gepäck

Denn wenn es nach Habeck geht, könnte es schon bald einen neuen Umweltbonus für E-Autos geben. Gleichzeitig rief er VW zum Erhalt aller Werke auf und signalisierte die Bereitschaft zu politischer Unterstützung. Hoffnungsvolle Worte also, für den strikten Sparplan der VW-Konzernchefs hat er allerdings keine konkreten Lösungen parat. „Der Großteil der Aufgaben muss von VW selbst gelöst werden“, stellt der klar. Der Bund und das Land Niedersachsen würden aber auch in diesem Fall darüber nachdenken, „wie wir das Unternehmen unterstützen können“, sichert er den Beschäftigten zu. Konkret nennt er die Stärkung der Elektromobilität.

Am Freitag besuchte Robert Habeck ein VW-Werk in Emden.
Am Freitag besuchte Robert Habeck ein VW-Werk in Emden. © Sina Schuldt / dpa

Habeck, der kürzlich das Ende der Energiekrise ausrief, sprach in Emden auch mit Vertretern der Gewerkschaft IG Metall, die auf dem Werksgelände für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstrierten. „Ich fühle mich schon in der Verpflichtung, etwas zu tun“, sagte der Vizekanzler. Mehrere Mitarbeiter äußerten Sorgen vor einem Jobverlust und um die Zukunft ihrer Familien. Die Nachricht der Geschäftsleitung von der Notwendigkeit eines strikten Sparkurses sei für sie „völlig überraschend gekommen“.

Habeck im VW-Werk in Emden – kurz vor Start der Tarifverhandlungen zwischen Volkswagen und IG Metall

In Hannover startet am Mittwoch die erste Tarifverhandlung zwischen der IG Metall und der Volkswagen AG - dabei dürfte es neben der Lohnforderung der Gewerkschaft auch um den Sparkurs gehen. „Massenentlassungen und Standortschließungen sind mit uns nicht zu machen“, hatte am Donnerstag erneut IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger erklärt. Es werde um alle Werke und Arbeitsplätze gekämpft. VW müsse nun ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte vorlegen.

Ihre Tarifforderung hatte die IG Metall bereits im Sommer festgezurrt. Sie fordert sieben Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von einem Jahr sowie eine Erhöhung der Azubi-Vergütung um 170 Euro je Ausbildungsjahr. Verhandelt wird ab kommender Woche für die sechs VW-Standorte Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg. Vor dem Auftakt der Gespräche ist eine Kundgebung mit hunderten Teilnehmern geplant.

Krise in der Autoindustrie trifft VW hart – Habeck lädt am Montag zum Auto-Gipfel

Habecks Krisen-Tour erfolgt kurz vor dem Auto-Gipfel. Für Montag lud der Wirtschaftsminister zu einem Austausch mit der Automobilindustrie über die aktuelle Lage ein. Die Einladung dazu wurde nach Angaben seines Ministeriums bereits am vergangenen Montag ausgesprochen. Neben dem Automobilbranchenverband VDA und der Gewerkschaft IG Metall sollen demnach die größten deutschen Automobilhersteller und -zulieferer teilnehmen.

Unterdessen schaut der Grünen-Minister nicht nur kritisch auf die Automobil-Branche – auch andernorts hakt es. So legte etwa Intel die Pläne für eine Chipfabrik in Magdeburg aufs Eis – Habeck witterte darin dennoch eine Gelegenheit. (han/AFP)

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