Ryanair und Lufthansa betroffen: Warum Airlines weltweit jetzt die Flugpläne zusammenstreichen
Mehrere Airlines ändern ihre Flugpläne kurzfristig, denn durch die Probleme bei Boeing fehlt es an Flugzeugen. Die Probleme ziehen sich durch die ganze Branche.
Kassel – In den vergangenen Monaten sorgten Airlines immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. Vor allem bei Boeing gab es immer wieder Probleme. So musste Boeing 160 Millionen Dollar zahlen, nachdem es beinahe einen Unfall mit einer Maschine gegeben hatte. Inzwischen wurde die Produktion des Flugzeug-Herstellers deutlich heruntergefahren. Die Konsequenzen ziehen sich jedoch durch die gesamte Branche und sind wahrscheinlich noch jahrelang spürbar. Sowohl den Airlines als auch ihren Kunden stehen wohl schwere Zeiten bevor.
Das liegt vor allem daran, dass Boeing einer der größten Flugzeug-Hersteller ist. Durch die Ausfälle in der Produktion fehlen den Airlines Flugzeuge – Lücken in den Flugplänen sind die Folge. Wie unter anderem das Handelsblatt berichtet, wurde als Reaktion darauf bereits von mehreren Airlines mit abgespeckten Flugplänen für den Sommer Airlines reagiert.

Probleme bei Boeing ziehen sich durch die ganze Branche: Zu wenige Flugzeuge für Airlines
Unter anderem Ryanair hat das Sommerangebot bereits gekürzt. Betroffen sind unter anderem Flughäfen wie Dublin, Mailand und Warschau, sowie mehrere Standorte in Portugal. Wie das Handelsblatt berichtet, schränkt auch die US-amerikanische Airline Southwest ihr Angebot ein und stellt vorerst keine neuen Crew-Mitglieder ein. Auch bei der Lufthansa gibt es durch die Probleme bei Boeing inzwischen zu viele Piloten für zu wenige Flugzeuge. Es könnte auch weitere Kürzungen geben, trotzdem nimmt der Ryanair-Chef Boeing in Schutz und attackiert dafür Airbus. Eine Besserung ist derzeit nicht in Sicht – ganz im Gegenteil.
Bis Ende März verließen nur 83 Maschinen die Werkhallen bei Boeing. Zum Vergleich: Beim Konkurrenten Airbus waren es immerhin 142 Maschinen. Doch auch der Konkurrent Airbus kann die entstehende Lücke nicht füllen. Der Hersteller hat seine Flugzeug-Produktion für die nächsten zehn verkauft und hat selbst mit Problemen in der Lieferkette zu kämpfen. Hinzu kommen Wartungsarbeiten bei Maschinen, die bereits im Einsatz sind. In Zeiten nach der Pandemie ist die Reiselust bei vielen Deutschen groß, die Branche rechnet deshalb mit einem Wachstum. Das erhöht den Druck auf die Hersteller weiter.
Krise bei Boeing wirkt sich noch lange aus – Lieferprobleme „könnten noch für mehrere Jahre fortbestehen“
Eine Studie der Ratingagentur Morningstar macht kaum Hoffnung auf Besserung in der näheren Zukunft. Die Lieferprobleme „könnten noch für mehrere Jahre fortbestehen“. Mit gravierenden Folgen: Der Flugbetrieb würde stark gestört und es gebe Probleme dabei, die Klimaziele einzuhalten. Laut der Agentur könnte die Knappheit an Flugzeugen auch dazu führen, dass Flugtickets bald noch teurer werden. Und das, nachdem die Ticketpreise durch die Kerosinsteuer für Passagiere bereits erhöht werden.
Meine news
Einige Experten machen auch diesen Druck verantwortlich für die derzeitige Situation bei Boeing. So sagte Gerald Wissel von Airborne Consulting, einer Luftfahrt-Beratungsfirma, dem Handelsblatt: „Das Kernproblem von Boeing ist die Incentivierung des Managements.“ Es bestehe ein hoher Druck, Flugzeuge auszuliefern, der in die Produktion weitergegeben werde. Beispiele hierfür seien Doppelchecks, die womöglich nicht wie vorgeschrieben durchgeführt würden. Laut Wissel vertraue die Aufsichtsbehörde FAA zu sehr auf die Aussagen von Boeing und prüfe die Standards zu wenig nach. „Somit entsteht für mich der Eindruck, dass aufgrund der starken Konkurrenz in Europa der US-Konzern nicht zu stark unter Druck gesetzt werden soll“, so der Luftfahrt-Berater.
Doch man reagiert auch bei Boeing auf die Pannen-Serie, so verlässt der Chef zum Ende des Jahres das Unternehmen. (kiba)