Nach Beinahe-Unfall: Boeing muss Airline 160 Millionen Dollar zahlen
Der US-Flugzeugbauer Boeing muss Alaska Airlines nach einem Beinahe-Unglück im Januar und dem darauffolgenden Startverbot eine Millionen-Entschädigung zahlen. Die Airline erwartet aber noch mehr.
Seattle – Die Bilder der Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines gingen im Januar um die Welt: Kurz nach dem Start im Steigflug war ein Rumpf-Fragment herausgebrochen und im Flugzeug prangte ein Loch – die Passagiere blieben durch Glück unverletzt. Nun hat die Airline vom Flugzeugbauer Boeing eigenen Angaben zufolge rund 160 Millionen Dollar (knapp 148 Millionen Euro) Entschädigung erhalten.
Boeing muss Airline Millionen-Entschädigung zahlen
Damit solle der finanzielle Schaden ausgeglichen werden, der Alaska Air durch das vorübergehende Startverbot ihrer Boeing 737 MAX-9-Jets entstanden sei, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit. Die Airline hat im ersten Quartal 2024 rote Zahlen geschrieben. Man erwarte aber noch weitere Entschädigungszahlungen von Boeing.
Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht nach ersten Untersuchungen davon aus, dass vier Befestigungsbolzen an dem Rumpfteil fehlten. Es gebe Hinweise darauf, dass das Fragment immer weiter hochgerutscht sei, bis es dann beim 154. Flug der Maschine herausbrach, sagte NTSB-Chefin Jennifer Homendy in einer Anhörung im US-Senat.
Es ist bekannt, dass das Rumpf-Fragment im Boeing-Werk für Nacharbeiten herausgenommen und wieder eingesetzt wurde. Der Konzern konnte bisher jedoch keine Unterlagen dazu finden und den Ermittlern zur Verfügung stellen. Boeing steht nach dem Vorfall unter verstärktem Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern. Konzernchef Dave Calhoun kündigte vor Kurzem seinen Rückzug an.
Nicht nur Alaska Airlines von Boeing-Problemen betroffen
Neben Alaska Airlines musste unter anderem auch die große US-Fluggesellschaft United nach dem Zwischenfall viele Flugzeuge bis Ende Januar am Boden lassen. Anfang März fiel dennoch bei einer Boeing 777 der United Airlines kurz nach dem Abflug von San Francisco ein Reifen ab. Zudem kündigten neuseeländische Behörden eine Untersuchung an, nachdem mehrere Passagiere auf dem Flug einer Boeing 787 Dreamliner von Sydney nach Auckland bei heftigen Turbulenzen verletzt worden waren.
Boeing muss also weiter an seinen Problemen arbeiten – und wird wohl noch viel Geld verlieren. Denn der Flugzeugbauer produziert nun auch weniger Jets. Grund seien verschärfte Kontrollen im Werk durch die US-Behörden, sagten Branchen-Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Darüber hinaus liefen die Bänder langsamer, damit noch ausstehende Arbeiten an fast fertigen Maschinen abgeschlossen werden könnten.
Die Flugaufsicht FAA hat Boeing eine Obergrenze von 38 neuen Jets pro Monat gesetzt, nachdem im Januar bei einer 737 MAX wegen eines Montagefehlers ein Teil der Außenwand in der Luft herausgefallen war. Den Insidern zufolge sank die Produktionsrate Ende März sogar auf einen einstelligen Wert.
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Mit Material von Reuters und dpa