Asylunterkunft in Warngau: Baustart steht bevor
Der Vorlauf hat lange gedauert, der Gegenwind blies kräftig – doch nun steht das umstrittene Projekt im Startblock: Für die Asylbewerberunterkunft an der Vivo in Warngau ist die Teilbaugenehmigung ergangen, am Montag geht es los. Bis Ende des Jahres soll die Einrichtung für bis zu 500 Personen bezugsfertig sein.
Warngau – Ab kommender Woche rücken die Baumaschinen an. Und bereiten den Boden für ein Projekt, das Sorgen weckte und hitzig diskutiert wurde: eine Asyl-Großunterkunft für bis zu 500 Personen. Der Landkreis will damit den Befreiungsschlag schaffen, um endlich die Notunterkünfte in den Turnhallen in Tegernsee und Miesbach freizubekommen und künftig wieder dem Schul- und Breitensport zuführen zu können. Bei einem Infoabend Anfang Februar war die Stimmung so aufgeheizt, dass die Polizei Landrat Olaf von Löwis (CSU) nach dem Ende lieber durch den Seiteneingang und mit dem Streifenwagen fortbrachte.
Politische Akteure wie die AfD und die Identitäre Bewegung nutzten die Diskussion wiederholt für eigene Stimmungsmache. Doch auch die Gemeinde Warngau hatte versucht, sich gegen die aus ihrer Sicht viel zu große Einrichtung zu wehren. Der Gemeinderat hatte bereits im Januar einstimmig beschlossen, einem entsprechenden Bauantrag das Einvernehmen zu versagen, ohne allerdings populistische Schaukämpfe einzugehen. Im Juli hat das Rathaus den Bauantrag des Landratsamts abgelehnt – wohl wissend, dass die übergeordnete Behörde dies ersetzen würde, weil keine stichhaltigen baurechtlichen Argumente gegen den Antrag sprachen.
Teilbaugenehmigung ermöglicht Start der Erschließung
Das Einvernehmen ist inzwischen tatsächlich ersetzt worden. Mehr noch: Am Donnerstag ist eine Teilbaugenehmigung ergangen, teilte das Landratsamt am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Die Vorbereitungen biegen damit auf die Zielgerade – es geht an die Umsetzung.
An den Plänen hat die Behörde nur noch in Lage und Details geschraubt, seit ihr die Regierung von Oberbayern Mitte März grünes Licht für die Feinplanung gegeben hatte. Es werden vier doppelstöckige Wohncontainer aufgestellt. Hinzu kommt ein Zeltbau mit Platz zum Essen, zum Aufenthalt und der Küche. Dort soll vor Ort frisch gekocht werden. Auch ein Waschmaschinenbereich ist eingeplant. „Zwei kleinere Containeranlagen sind für Personal und soziale Zwecke vorgesehen“, teilt die Pressestelle des Landratsamts mit.
Die Container gruppieren sich um einen begrünten Bereich zum Aufenthalt. Gestrichen wurde aus den Plänen der einst angedachte Supermarkt, in dem die Bewohner sich Dinge des täglichen Bedarfs besorgen sollten. „Davon sind wir wegen leistungsrechtlicher Aspekte abgewichen“, erklärt die Behörde. Sonst wäre fraglich gewesen, inwiefern dortige Einkäufe mit dem Essensgeld der Bewohner verrechnet werden können oder sollen.

Verträge mit Betreiber sind unterzeichnet
Es bleibt dabei, dass ein Generalunternehmer Aufstellung und Betrieb der Container für das Landratsamt übernimmt, das mit der Einrichtung als unterste staatliche Stelle seiner Verpflichtung zur Unterbringung von Asylbewerbern nachkommt. „Die Verträge sind alle unterzeichnet“, teilt das Landratsamt mit.
Nicht Teil des Pakets ist die soziale Betreuung der Bewohner. Dies soll die Asylsozialberatung übernehmen, mit der der Landkreis in seinen Unterkünften auch bisher die Caritas und den Verein Hilfe von Mensch zu Mensch beauftragt hat. Dazu ist ein ehrenamtlicher Helferkreis in der Gemeinde wieder im Aufbau. Das soll eine undurchsichtige Ghettoisierung vermeiden und helfen, Misstrauen in der Nachbarschaft vorzubeugen.
Baustelle wird mit Kameras überwacht
Auch die Herstellung der Aufstellfläche für die Con㈠tainer㈠anlage mit Leitungsbau und Oberbodenabtrag sowie der Bodenabtrag werden extern übernommen. Das Grundstück neben dem Wertstoffzentrum braucht Anschlüsse an Strom- und Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung. Der Landkreis hat diese Arbeiten in separaten Ausschreibungen vergeben. Die Firmen, die den Zuschlag dafür erhielten, können durch die Teil㈠bau㈠geneh㈠migung am Montag mit den Tiefbaumaßnahmen loslegen. Eine noch offene Frage hinsichtlich der Statik muss noch geklärt werden, um die vollständige Baugenehmigung ausstellen zu können – das komplette Projekt wird dieses Detail aber nicht mehr aufhalten.
Das Landratsamt will keine Zeit mehr verschenken. „Es geht am Montag direkt um 7 Uhr los“, kündigt die Pressestelle an. „Wie auf Baustellen durchaus üblich“, werden auf dem Gelände Kameras zur Überwachung aufgestellt. Wie schnell der Bau voranschreite, hänge von Lieferzeiten sowie Temperaturen und Witterung ab. „Bis Ende des Jahres ist aber mit der Fertigstellung zu rechnen.“ Der Betrieb der Unterkunft wird ab Inbetriebnahme auf zwei Jahre Laufzeit befristet.
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