Immer mehr Schwarzfischer in der Isar: „Ich finde das eine Schweinerei“
Mehrere Fälle von Schwarzfischerei gab es in den letzten Wochen an der Isar. Die geschädigten Vereine sind resigniert. Schwarzfischerei, sagen sie, komme immer öfter vor und zeigen ich wenig einsichtig.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Michael März ist empört. Es ist Sonntagmittag, als er drei Männer mit zwei Angeln an der Isar beim Schwarzfischen erwischt. Eigentlich beginnt die Saison an diesem Abschnitt erst am 1. Mai. Als er sie zur Rede stellt und die Polizei hinzuzieht, fliegt der Schwindel auf: Keiner von ihnen hat einen Angelschein oder eine Fischereierlaubnis. „Sie haben sich blöd gestellt“, erzählt März, Vorstand beim Fischereiverein Lenggries. „Die waren dreist. Man kann nicht einfach in fremde Gewässer gehen und Fische angeln.“
Vereine über uneinsichtige Schwarzfischer empört
Der Ärger über Schwarzfischer ist bei den Fischereivereinen im Landkreis groß. Denn die Zahl der Fälle nimmt laut März immer zu. „Das häuft sich schon“, findet er. „Anscheinend werden es immer mehr.“ Für Aufsehen sorgte zuletzt ein weiterer Fall an der Isar. Zwischen Wallgau und Vorderriß entdeckten Fischereiaufseher ein auffälliges Netz (wir berichteten). Tatverdächtiger ist ein Mann aus dem südoberbayerischen Raum.
Schwarzfischen schadet nicht nur den Vereinen, sondern zum Teil auch den Tieren. „Die Täter haben ja nicht mal eine Prüfung abgelegt. Die wissen gar nicht, wie man die Fische artgerecht tötet“, sagt derweil Michael März. Zudem laichen aktuell noch einige Fischarten.
Schwarzfischen schadet auch den Tieren
Florian Herzinger, Vorstand des Bezirksfischereivereins Bad Tölz, beobachtet ebenfalls einen Anstieg an Schwarzfischern. „Wir haben die Kontrollen aufgestockt und bringen Fälle konsequent zur Anzeige“, sagt Herzinger entschlossen. Doch zu oft habe die Schwarzfischerei für die Täter keine Folgen. Der Vereinsvorstand holt einen Bescheid hervor: „Das Verfahren wurde wegen Geringfügigkeit eingestellt“, liest er vor. „Das läuft bei sehr vielen Anzeigen so.“ Darüber hinaus gebe es eine hohe Dunkelziffer, schätzt er, da viele Täter nachts aktiv seien.
Herzinger findet die Strafen für Fisch-Wilderei zu gering. In Österreich, rechnet er vor, müssten Schwarzfischer zum Teil mehrere Tausend Euro Strafe bezahlen. „Das schreckt wirklich ab.“ Was die Täter im Tölzer Land zu befürchten hätten, „ist dagegen minimal. Ich finde das eine Schweinerei“, schimpft Herzinger. Der Bezirksfischereiverein setzt sich deshalb für „massive Strafen“ ein.
Von Schwarzfischern hält Herzinger gar nichts. „Die klauen uns die Fische und wollen uns betrügen.“ Besonders häufig würden sie sogenannte Legangeln verwenden, die oft stundenlang im Wasser ausliegen. Das Fischen mit der Legangel ist umstritten. Die Angeln bestehen nur aus einer Leine mit einem Haken und Ködern. „Die Fische verenden elendig“, erklärt Herzinger, „aber das ist denen wurscht.“
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Sorgen macht er sich vor allem um den Huchen, auch „Donaulachs“ genannt: „Ein seltener, riesengroßer Fisch, der momentan aktiv bei uns laicht.“ Von den Schwarzfischern könne diese Art bedroht werden.
Auch im Revier des Geretsrieder Fischervereins treiben Wilderer ihr Unwesen. „Im Herbst letzten Jahres hatten wir einen besonders schweren Fall“, erklärt Vorsitzender Florian Willibald. Am Krauschbach bei Königsdorf, eins der drei Vereinsgewässer, stellten drei Jugendliche mehrmals ihr Angelglück auf die Probe. „Dann wurden sie überrascht. Natürlich sind sie in den Wald getürmt.“ Für Willibald kein Weltuntergang. „Wir waren alle ja mal jung.“ Doch kurze Zeit später entdeckten Vereinsmitglieder im Krauschbach versenkte Sitzbänke und das demolierte Vordach des Geräteschuppens. „War das die Vergeltung dafür, dass wir die Angelruten der Jugendlichen konfisziert haben?“, fragt sich Willibald.
Der einzige Vorfall von Schwarzfischerei blieb es nicht. „Das ist kein Kavaliersdelikt“, betont der Vereinschef. Ernsthaft den Fischbestand des Geretsrieder Vereins gefährdet Schwarzangeln gegenwärtig aber nicht, meint Willibald. Auch der Gegenwert der gestohlenen Fische bleibt überschaubar. Doch der Vorsitzende betont: „Wir zeigen ausnahmslos jeden Wilderer an.“
Polizei will noch keinen Trend ableiten
Fünf Gewässer betreuen die rund 140 Mitglieder des Königsdorfer Fischereivereins, unter anderem den Fiechtnersee, Teilstücke der Loisach sowie den Schönauer Weiher bei Bad Heilbrunn. Wenn Vereinsvorsitzender Klaus Lange über Schwarzfischerei spricht, ist ihm die Resignation anzumerken. „Jedes Jahr haben wir mehrere Fälle, die wir bemerken und die Polizei einschalten. 2024 gab’s schon einen. Aber die Dunkelziffer kenne ich natürlich nicht“, sagt der Eurasburger Elektroinstallateurmeister.
Dabei unternehme der Verein einiges an Aufwand, um dessen Gewässer vor illegalem Anglern zu schützen. „Wir stellen aktuell zwölf Aufseher. Die schauen bei uns ehrenamtlich nach dem Rechten.“ Der Berufung als Aufseher durch das Landratsamt und auf Initiative des Vereins gehe aber eine viertägige Schulung in Vollzeit voraus – inklusive Abschlussprüfung. „Einiges an Aufwand, bei dem viel Freizeit draufgeht.“
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Doch nach Langes Meinung seien die Konsequenzen für erwischte Wilderer zu gering. „Als Vorsitzender muss ich persönlich in der Polizeidienststelle die Anzeige aufgeben. Nur dafür, dass ich zwei Monate später die Nachricht bekomme: ,Verfahren nach Erfüllung der Auflagen eingestellt’.“ In der Regel bleibe die Wilderei in den Vereinsgewässern bei einer Ordnungswidrigkeit. „Dabei ist das offensichtlich Diebstahl“, betont er gefrustet. „Das Strafmaß ist zu gering.“ Lars Werner von der Polizeiinspektion Bad Tölz will aus den jüngsten Fällen keinen Trend ableiten. „Momentan gibt es zu wenige Fakten, um von einer Häufung zu sprechen.“ Der Polizei sei es wichtig, gemeldete Schwarzfischer zu kontrollieren.