Hitzige Diskussion nach Gottesdienst: „Braucht euch nicht wundern, wenn immer mehr austreten“

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Nach dem Sonntagsgottesdienst in der Johanneskirche fand eine Gemeindeversammlung statt. © pröhl

Zu einem Wortgefecht kam es in der Gemeindeversammlung der evangelischen Kirche in Bad Tölz. Kirchgängern missfällt das Vorgehen der Landeskirche mit dem Konflikt um Dekan Heinrich Soffel.

Bad Tölz – Zu einer Gemeindeversammlung lud nach dem Sonntagsgottesdienst die evangelische Kirchengemeinde Bad Tölz in die Johanneskirche ein. Dazu kam auch Dekan Florian Gruber als Vertreter der Landeskirche. Auf der Agenda der sehr gut besuchten Zusammenkunft – auch Heinrich Soffel war anwesend – war unter anderem der Punkt „Fragen aus der Gemeinde“ aufgelistet. Das Thema, das vielen Kirchgängern unter den Nägeln brannte, durfte jedoch nicht besprochen werden: Die Situation rund um Dekan Soffel.

Landeskirche lässt keine Diskussion zum Konflikt um Dekan Soffel zu

Das machte gleich zu Beginn Dekan Gruber deutlich: „Da wir uns in einem nicht abgeschlossenen Verfahren befinden, kann nicht über den Konflikt und die Gründe diskutiert werden.“ Wie berichtet, fällte der Landeskirchenrat im März nach Untersuchungen die Entscheidung, dass Soffel seinen Dienst im Dekanatsbezirk sowie in der Kirchengemeinde Tölz nicht mehr wahrnehmen kann. Als Grund für diese Entscheidung wurde in einer Mitteilung eine „nachhaltige Störung“ genannt.

Enttäuschung über Vorgehen der Kirche - Dekan Gruber beruft sich auf Persönlichkeitsschutz

Gemeindemitglied Waldemar Teuchert machte seiner Enttäuschung Luft: „Hier wird vom Kirchengemeinderat geblockt. Wir wissen bis heute noch nicht, um was es überhaupt geht.“ Ein korrektes Vorgehen wäre Teucherts Auffassung nach eine Versammlung mit Kirchengemeinderat und Dekan Soffel gewesen, bei der jeder seine Meinung vorgetragen hätte. Er bemängelte ein intransparentes Verhalten der Kirche. „Wenn ihr weiter nicht ehrlich seid, braucht ihr euch auch nicht wundern, wenn immer mehr austreten.“ Wohl traf er den Nerv vieler Gemeindemitglieder. Teuchert erntete tosenden Applaus für die Wortmeldung. Anschließend sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung allerdings: „Ich hätte mir das sparen können, heute zu kommen. Ich war nur in der Versammlung, da ich dachte, man erfährt endlich, was hier los ist.“

Kirchgänger stellt Antrag auf Mediation

Dekan Gruber konterte während der Diskussion: „Es ist bei personellen Konflikten so, dass diese nicht in der Öffentlichkeit erörtert werden können. Der Persönlichkeitsschutz hat hier einen hohen Stellenwert.“ Gemeindemitglied Klaus Reuber betonte: „Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Es steht weiter im Raum, dass eine Mediation nicht stattgefunden hat, sie kann noch stattfinden.“ Hier griff Gruber ein: „Da muss ich das Wort entziehen. Wir können über das Verfahren nicht sprechen.“

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Reuber machte dennoch mit Nachdruck deutlich, einen Antrag vorbereitet zu haben, in welchem er für eine Mediation plädierte, in der „nach christlichen Werten miteinander gesprochen und eine Regelung gefunden wird.“ Auch solle man die Barmherzigkeit nicht außer Acht lassen. „Ihr Antrag ist gehört worden, wird heute aber aus genannten Gründen nicht behandelt“, so Gruber. Ein anderer Kirchgänger bat „die Emotionen in dem Konflikt zurückzunehmen und die Sache in den Vordergrund zu stellen“. Doch diese, so hörte man klar heraus, sei den meisten Kirchgängern – sehr zu ihrem Missfallen – nicht bekannt.  

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