UPS biegt fürs Klima nur noch rechts ab: „Wir wollen der Politik zuvorkommen“

FOCUS online Earth: Herr Stodick, 2017 gab es eine Meldung über UPS, die auch ein Aprilscherz hätte sein können: Es hieß, Ihre Fahrer dürfen nur noch rechts abbiegen. Wie kam es zu dieser Idee?

Klaus Stodick: Diese Praxis gibt es tatsächlich schon viel länger, und sie ist den amerikanischen Städtestrukturen geschuldet. Linksabbiegen hat mehrere Nachteile: Es kommt häufiger zu Unfällen, die Fahrzeuge stehen länger mit laufendem Motor und warten. Dass unsere Zusteller eher rechts abbiegen, ist eher eine Konsequenz daraus und keine Vorgabe. Darum ist unsere Routenplanung rechtsdrehend, das ist einfach effizienter. Natürlich spart das dann auch Sprit und CO2.

Logistik soll immer effizient sein - und deswegen klimaschonend

An welchen weiteren Stellen spart UPS CO2?

Der Grundgedanke von Logistik ist Effizienz. Wir versuchen immer, die schnellsten Wege zu finden, um Ressourcen einzusparen – und damit letztlich auch CO2. Dazu drehen wir an verschiedenen Stellschrauben, nicht nur an der Routenplanung, wir setzen auch andere Fahrzeuge ein. Mehrere Jahre lang haben wir unsere Dieselfahrzeuge zu E-Autos umrüsten lassen. Inzwischen sind wir in vielen Innenstädten mehr oder weniger emissionsfrei unterwegs, unseren Strom beziehen wir zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Wir nutzen auch Lastenfahrräder, weil wir damit in den großen Städten leichter durch den Verkehr und näher zum Kunden kommen. Und wir liefern immer mehr an Läden oder offene Lockerboxen. Auch das kann man unter Nachhaltigkeit verbuchen, denn es spart Fahrwege.

Rechnet sich das wirtschaftlich für UPS?

Wenn es sich nicht lohnen würde, würden wir es nicht machen. Natürlich sind die Anschaffungskosten bei E-Fahrzeugen erst einmal hoch, gerade die Batteriekosten. Aber das verändert sich gerade rapide. Auf lange Sicht gehen wir davon aus, dass die Wartungskosten den Verbrenner im Vergleich zum E-Fahrzeug deutlich teurer machen

Rolle rückwärts beim Klima nach der Wahl? In diesen Branchen gibt es längst kein Zurück mehr  
Mit dem neuen Sondervermögen sollen auch wieder klimapolitische Maßnahmen umgesetzt werden. Doch statt einen Neuanfang zu wagen, wird die unionsgeführte Bundesregierung wohl viele Impulse der Ampel-Regierung fortsetzen. Vieles ist allerdings noch vage, ein echter Kurs fehlt.

Was bedeutet das für die Wirtschaft? In vielen Branchen sind die Unternehmen der Politik längst drei Schritte voraus und haben die Weichen für eine klimafreundliche Transformation gestellt. Wir zeigen vier Beispiele.

"Vor Corona war viel Schwung in Sachen E-Mobilität"

Inwiefern beeinflussen politische Entwicklungen Ihre Entscheidungen?

Darauf schauen wir natürlich schon, sowohl auf Bundes- als auch auf kommunaler Ebene. Meine Hauptaufgabe ist es, mit den Kommunen im Gespräch zu bleiben. Vor Corona war sehr viel Schwung im Bereich E-Mobilität, die Feinstaubdiskussion hatte Fahrt aufgenommen. Da waren wir in Sachen E-Mobilität in den Städten schon so weit, dass uns das kaum noch betroffen hat. Das ist unser Antrieb: Wir wollen der Politik zuvorkommen. Aber das ist nicht immer planbar. Berlin hatte zum Beispiel ambitionierte Pläne, was Fahrradstraßen anbelangt. Dann gab es den Regierungswechsel, und weite Teile dieser Pläne wurden wieder einkassiert. Ich glaube nichtsdestotrotz: Der Druck in den Städten ist gehörig, dass sich die Infrastruktur verändert. Das wollen wir ein Stück weit mitgestalten.

Wäre es einfacher für Ihr Unternehmen, wenn es bundesweite Lösungen gäbe?

Natürlich haben wir für uns ohnehin Konzepte entwickelt, die wir bundeseinheitlich verwenden. Diese passen wir wiederum an die einzelnen Städte an. Nehmen wir zum Beispiel die Mikro-Depots, in denen wir Pakete für die Zustellung mit dem Lastenrad zwischenlagern. Hierfür nutzen wir Immobilien wie Parkhäuser, Container oder Anhänger. Zum Teil werden die Lastenräder auch über ein Zustellfahrzeug beladen, das eine Route um die Innenstadt herum beliefert. In der Logistik müssen wir immer auch individuelle Lösungen finden.