Deutsches Unternehmen insolvent – es ist das letzte seiner Art in Europa

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Der letzte Solarglashersteller Europas, die Glasmanufaktur Brandenburg in Tschnernitz, meldet Insolvenz an. Rund 250 Arbeitsplätze sind betroffen.

Tschernitz – Es hat sich lange angedeutet, seit gestern ist es gewiss: Die Glasmanufaktur Brandenburg GmbH in Tschernitz (GMB) hat am Montag (7. Juli) bekannt gegeben, dass das Unternehmen einen Insolvenz-Antrag gestellt hat. Erst im Februar hatte es ein Wolfsburger Solar-Unternehmen, im Juni dann deutsche Tochterfirmen des Schweizer Solar-Herstellers Meier Burger getroffen. Nun ist auch die GMB, Europas letzter Solarglashersteller, pleite. Das Unternehmen kämpfte schon länger mit wirtschaftlichen Problemen, vor allem aufgrund der subventionierten Solar-Konkurrenz aus China.

Name GMB Glasmanufaktur Brandenburg GmbH
Gründung 2007
Sitz Tschernitz (Spree-Neiße), Brandenburg
Branche Solarbranche
Mitarbeiter 250

247 Beschäftigte betroffen: Deutscher Solarglas-Hersteller rutscht in die Insolvenz

Nach übereinstimmenden Berichten sind die von der Insolvenz betroffenen 247 Mitarbeiter des Unternehmens aus dem Landkreis Spree-Neiße bereits seit März in Kurzarbeit. Brandenburgs Wirtschaftsministerium Daniel Keller scheiterte mit seinen Rettungsbemühungen für den Standort: „Unter den jetzigen Bedingungen gibt es keinen Markt für Solarglas aus Tschernitz“, so der Brandenburgische Landesminister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (MWAEK).

Der letzte Solarglashersteller Europas, die Glasmanufaktur Brandenburg GMB in Tschnernitz, meldet Insolvenz an. Rund 250 Arbeitsplätze sind betroffen.
Der letzte Solarglashersteller Europas, die Glasmanufaktur Brandenburg GMB in Tschnernitz, meldet Insolvenz an. Rund 250 Arbeitsplätze sind betroffen. © Imago/Andreas Franke

Letzter europäischer Solarglashersteller pleite: „EU läuft sehenden Auges in die Abhängigkeit von China“

Keller erklärte: „Ich bedauere die Entscheidung der GMB sehr“. Es seien letztlich die Rahmenbedingungen in Europa, die dazu geführt hätten, dass der letzte europäische Solarglashersteller Insolvenz beantragt hat. „Damit läuft die EU sehenden Auges in eine Abhängigkeit von chinesischen Produkten“. Keller bezeichnete das als eine „bedenkliche Entwicklung“, die mit Blick auf den besonders sensiblen Bereich der Energiegewinnung „fahrlässig“ sei. Es sei umso bedauerlicher, da das Produkt zu den hochwertigsten am Weltmarkt zählte. Auch deshalb habe das Land Brandenburg die Glasmanufaktur in Tschernitz gefördert.

Allein im Jahr 2024 sind Solaranlagen für 1,8 Milliarden Euro nach Deutschland importiert worden – fast 86 Prozent der eingeführten Anlagen kamen aus China, darauf folgen mit großem Abstand die Niederlande (7,5 Prozent) und Dänemark (1,2 Prozent), so das Statistische Bundesamt.

Es sind letztlich die Rahmenbedingungen in Europa, die dazu führen, dass der letzte europäische Solarglashersteller Insolvenz beantragt hat. Damit läuft die EU sehenden Auges in eine Abhängigkeit von chinesischen Produkten.

Billige Konkurrenz aus China und hohe Strompreise – Solarglashersteller GMB ist pleite

Bereits Anfang des Jahres forderte der SPD-Politiker Keller in einem Brandbrief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die schnelle Einführung von Resilienzmaßnahmen für die heimische Solarglasindustrie. In einem zweiten Schreiben an EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič mahnte an, die europäische Wettbewerbsfähigkeit der Solarindustrie zu sichern.

China subventioniere die eigene Industrie so stark, dass diese unter Herstellungskosten verkaufen könne. Die Dumpingpreise der chinesischen Importe würden „den Druck auf die heimische Solarglasindustrie in Brandenburg noch weiter erhöhen, sofern die Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen nicht verlängert werden.“

Europas letzte Solarfirma scheitert an Konkurrenz aus China: „Werden niemanden alleine lassen“

Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Harald Altekrüger, Landrat des Landkreises Spree-Neiße erklärt: „Es ist schwer vorstellbar, dass die Glasindustrie vollständig aus der Lausitz verschwindet. Alle Bemühungen, diesen wertvollen Industriezweig zu erhalten, waren nicht erfolgreich“. Es sei für die Beschäftigten und die ganze Region ein schwerer Schlag: „Wir werden mit allen Akteuren zusammenarbeiten, um die Betroffenen in dieser schwierigen Phase zu unterstützen.“ Man werde die Beschäftigten und die Gemeinde Tschernitz nicht allein lassen, ergänzt Wirtschaftsminister Keller.

Auch interessant

Kommentare