Deutsche Klinik meldet Insolvenz an – so geht es für die Beschäftigten und Patienten weiter
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VonNathalie Rudolphschließen
Das Herz-Zentrum Bodensee in Konstanz hat nach 30 Jahren Insolvenz angemeldet. Wie geht es mit der Patientenversorgung und den Mitarbeitern weiter?
Konstanz – Die aktuelle Insolvenzwelle trifft nicht nur Autozulieferer und Technologiekonzerne, sondern auch Unternehmen aus anderen, insbesondere alltagsnahen Branchen. Beispielsweise musste ein deutsches Sternerestaurant dieses Jahr Insolvenz anmelden und nun zumindest über die Hauptsaison pausieren. Jetzt trifft die Zahlungsunfähigkeit eine weitere bürgernahe Einrichtung in Baden-Württemberg: Das privat geführte Herz-Zentrum Bodensee (HZB) in Konstanz musste nach über 30 Jahren Tätigkeit Insolvenz anmelden.
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Dem Voraus gingen intensive und konstruktive Gespräche mit dem Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN), der unter anderem die Krankenhäuser in Konstanz und Singen betreibt, heißt es in einer Mitteilung der Klinik. Das Ziel sei es gewesen, eine tragfähige Lösung für die herzmedizinische Versorgung in der Region zu finden. Da jedoch eine solche nicht gefunden werden konnte, sah sich das HZB letztlich dazu gezwungen, Insolvenz anzumelden. Jetzt gehe es in erster Linie darum, die medizinische Versorgung der Patienten sicherzustellen sowie faire Lösungen für die rund 150 Mitarbeiter zu finden.
Herz-Zentrum Bodensee in Konstanz meldet Insolvenz an – Klinikbetrieb läuft weiter
Der Klinikbetrieb soll trotz des eingeleiteten Insolvenzverfahrens ohne Einschränkungen weiterlaufen, geht aus der Mitteilung hervor. Die Patientenversorgung sei sichergestellt und geplante Operationen werden durchgeführt. Die Gehälter der Mitarbeiter seien laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Philipp Grub aus der Kanzlei GRUB BRUGGER bis Ende September 2025 über das Insolvenzgeld gesichert.
Sinkende Fallzahlen und steigende Kosten als Ursache
Grund für die Insolvenz sei ein schwieriges Umfeld, das beim HZB bereits seit längerem für hohe Betriebsverluste sorgte. Konkret seien dies sinkende Fallzahlen und gleichzeitig gestiegene Kosten. Man habe noch mit dem GLKN über einen Zusammenschluss verhandelt, doch es habe sich keine Möglichkeit ergeben, die kurzfristig umsetzbar war. „Schweren Herzens mussten wir feststellen, dass sich keine vernünftige Lösung mehr abzeichnete. Die Insolvenz ist ein sehr schmerzlicher Schritt – aber aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht blieb uns am Ende kein anderer Weg“, sagte Tobias Maass, Geschäftsführer des HZB.
Laut eigenen Aussagen bietet das Herz-Zentrum Bodensee in Konstanz bis zu 54 Betten, zwei Operationssäle sowie jeweils ein Herzkatheterlabor für invasive Kardiologie und Elektrophysiologie. Jährlich würden in der Klinik rund 2.900 stationäre und 3.000 ambulante Patienten versorgt werden.
Schweizer Standort nicht betroffen
Das Herz-Neuro-Zentrum Bodensee (HNZB) in Münsterlingen auf der Schweizer Seite sei von der Insolvenz nicht betroffen. Der Klinikbetrieb funktioniere dort weiterhin reibungslos und verlässlich. Sowohl die medizinische Betreuung der Patienten als auch alle anderen Serviceleistungen sollen unverändert und ohne jegliche Beeinträchtigung gewährleistet werden.
Erst vor Kurzem mussten weitere medizinische Versorgungszentren am Bodensee Insolvenz anmelden.
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