Ukraine-Telefonat: Trump berichtet von Schlagabtausch mit Europa – Merz-Sprecher sieht „entscheidenden Moment“
Merz, Macron und Starmer sprechen mit Trump über die Ukraine. Kurz danach fallen die Aussagen über den Verlauf des Telefonats unterschiedlich aus.
Brüssel/Washington, D.C. – In den Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Kriegs scheinen sich die Fronten zu verhärten. Wie US-Präsident Donald Trump nun mitteilt, kam es bei einem Telefongespräch zwischen ihm und europäischen Ukraine-Unterstützern zum verbalen Schlagabtausch. „Wir haben in ziemlich deutlichen Worten über die Ukraine diskutiert“, erklärte Trump am Mittwoch (11. Dezember) gegenüber der Presse bezüglich seines Austauschs mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dem britischen Premierminister Keir Starmer und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron.
„Wir hatten wohl einige kleine Meinungsverschiedenheiten über Personen, und wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Und wir sagten: Bevor wir zu einem Treffen gehen, wollen wir einige Dinge wissen“, führte der US-Präsident aus. Die drei europäischen Regierungschefs hätten gewünscht, dass amerikanische Delegierte am Wochenende bei einer Ukraine-Konferenz „in Europa“ dabei sind, so Trump. Washington werde aber erst entscheiden, nachdem man sehe, „womit sie zurückkommen“, so Trump, der hinzufügte: „Wir wollen keine Zeit verschwenden.“
Merz optimistischer als Trump: Europäer bewerten Ukraine-Gespräche positiver als die USA
Vertreter von Merz und Macron beschrieben das Gespräch mit Trump zuvor wesentlich optimistischer. Deutschlands Regierungssprecher Stefan Kornelius teilte mit, Trump und die drei europäischen Politiker hätten „den Stand der Gespräche über einen Waffenstillstand in der Ukraine“ besprochen und seien sich einig gewesen, „dass es sich um einen entscheidenden Moment für die Ukraine und die gemeinsame Sicherheit im euro-atlantischen Raum“ handelt. „Die intensive Arbeit am Friedensplan soll in den kommenden Tagen fortgesetzt werden“.
In ähnlicher Weise kommunizierte der Élysée-Palast und teilte zusätzlich mit, Macron, Merz und Starmer hätten die „Bemühungen“ der USA um einen „stabilen und dauerhaften Frieden in der Ukraine und um ein Ende der Gewalt“ unterstützt. Es sei in dem Telefongespräch darum gegangen, „weiter zu kommen“.
Nach Trumps Kritik an Selenskyj: Ukrainischer Präsident zu Neuwahlen bereit
Der US-Präsident hatte unlängst harte Kritik am ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj geübt und Parlamentswahlen gefordert, die unter dem aktuellen Kriegsrecht jedoch ausgeschlossen sind. Außerdem erhöhte Trump den Druck auf Selenskyj, territoriale Zugeständnisse zu akzeptieren, um den Konflikt mit Wladimir Putin zu beenden. Selenskyj hatte sich nach heftiger Kritik von Trump grundsätzlich zu Neuwahlen bereit erklärt, dafür aber an die Unterstützer der Ukraine appelliert, die notwendige Sicherheit zu gewährleisten.
Trumps Ukraine-Friedensplan
Washington hat vor drei Wochen ein Konzept zum Ende des Ukraine-Kriegs präsentiert. Die erste Fassung, die als stark Russland-begünstigend eingeschätzt wurde, erfuhr nach Forderungen Kiews und seiner europäischen Partner wesentliche Änderungen. Sowohl die Ukraine als auch Europa verlangen zusätzliche Anpassungen pro Ukraine, vor allem Schutzversprechen. Am Mittwoch übermittelte Kiew laut Regierungsquellen eine überarbeitete Version des Konzepts an die USA.
Zur Koalition der Willigen zählen gut 30 überwiegend europäische Länder. Diese will am Donnerstag (12. Dezember) in einer Videokonferenz über Sicherheitsgarantien für das von Russland angegriffene Land beraten. Dabei solle es auch um den Beitrag der USA gehen, hieß es in Paris. Das virtuelle Treffen unter dem Vorsitz von Frankreich und Großbritannien steht im Kontext der jüngsten Debatte über mögliche Wahlen in der Ukraine, die derzeit wegen des geltenden Kriegsrechts nicht stattfinden können. (Quellen: dpa) (bg)