Trumps Zoll-Ultimatum als Zerreißprobe für Deutschland – EU soll „Colt auf den Tisch legen“

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

30 Prozent Zölle – so viel will Trump gegen den Import von EU-Produkten erheben. Ob es dazu kommt? Um dies zu verhindern, steht Europa vor einer gewaltigen Aufgabe.

Washington – Seit Monaten hält US-Präsident Trump mit seinen Zoll-Drohungen die Weltwirtschaft in Atem. Seit einigen Tagen steht zunehmend auch die Europäische Union im Fokus der US-Politik. Trump spricht aktuell allerdings von Fortschritten. Gegenüber Journalisten deutete er einen regen Austausch an – ohne Details zu nennen. Zuletzt hatte Trump Zölle in Höhe von 30 Prozent auf Import von EU-Produkten ab August angekündigt.

Trump droht mit neuen US-Zöllen – EU arbeitet an Reaktion

Nach Angaben der Europäischen Kommission vom Dienstag wurde ein Team von Handelsexperten für technische Gespräche nach Washington geschickt. Zudem sollte es noch am selben Tag ein Telefonat zwischen EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer geben. Am Montag hatte Sefcovic nach Angaben eines Sprechers bereits mit US-Handelsminister Howard Lutnick gesprochen. Über den Verlauf und die genauen Themen des Austausches wurde allerdings nichts bekannt.

Bis zu Trumps Zollankündigung hatte die EU eigentlich noch gehofft, dass eine Grundsatzvereinbarung zur Entschärfung des Zollstreits in greifbarer Nähe ist. Für den Fall, dass die USA den neuen Zollsatz einführen, will die EU unter anderem mit Gegenzöllen reagieren. Trump hatte in seinem Brief an die EU auch geschrieben: Sollte die EU bereit sein, ihre bislang geschlossenen Handelsmärkte für die Vereinigten Staaten zu öffnen und Handelsbarrieren zu eliminieren, werde man möglicherweise eine Anpassung des Schreibens in Erwägung ziehen.

Reaktion auf Trumps US-Zölle gegen EU – „Er betreibt mafiöse Erpressung“

Angesichts der jüngsten Entwicklungen um die US-Zölle zeigt sich der ehemalige Handelschef der Europäischen Kommission, Jean-Luc Demarty, allerdings pessimistisch, wenn es um ein ausgewogenes Abkommen mit den USA geht. Gegenüber Euronews sagte er: „Trump ist nicht auf der Suche nach einer Einigung – er betreibt mafiöse Erpressung.“ Und weiter: „Was Trump tut, ist eindeutig Nötigung. Das wäre eine Möglichkeit zu zeigen, dass wir unseren Colt für die Verhandlungen auf den Tisch gelegt haben.“

Donald Trump.
US-Präsident Donald Trump setzt im Handelskrieg mit der EU weiter aus Eskalation. © Alex Brandon/dpa

Zugleich forderte Demarty bei möglichen Verhandlungen über die US-Zölle von Donald Trump politischen Mut. „Es ist ein existenzieller politischer Moment. Wenn wir dazu nicht in der Lage sind, warum sollten die Chinesen dann zögern, Zwang gegen uns auszuüben?“ Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg entpuppt sich derweil Melania als mögliche Schlüsselfigur.

Trumps harter Kurs bei US-Zöllen trifft Deutschland: Merz stellt Reaktion in Aussicht

Donald Trumps harter Zoll-Kurs gegen die EU würde derweil Deutschland besonders hart treffen, da die USA mit einem Handelsvolumen von 259 Milliarden Euro wichtigster Handelspartner der Bundesrepublik sind. Als größte Volkswirtschaft der EU exportiert Deutschland am meisten in die USA. Mit Blick auf bereits bestehende Zölle und die Erhöhungen am 1. August wären mehrere Branchen besonders hart betroffen, etwa die Automobilindustrie, der Maschinenbau oder der Pharma- und Chemiebereich.

Zuletzt hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im eskalierenden Streit um die US-Zölle eine entschiedene Reaktion in Aussicht gestellt. „Die amerikanische Regierung soll auch nicht unsere Bereitschaft unterschätzen, auf übermäßig hohe Zollbelastungen mit ähnlichen Maßnahmen auch zu reagieren“, sagte der CDU-Chef nach einem Treffen mit dem bayerischen Kabinett auf der Zugspitze. Das Ziel sei weiterhin, „rasch zu einer Lösung zu kommen, die den Handel mit den Vereinigten Staaten erleichtert und wieder niedrigere Zölle vorsieht“.

US-Zölle: EU-Antwort auf Trumps harte Politik noch unklar

Eigentlich hätte bereits ein erstes Maßnahmenpaket gegen Trumps US-Zölle in Kraft treten sollen. Doch die EU-Kommission verschob die geplanten Vergeltungsmaßnahmen gegen amerikanische Stahl- und Aluminiumzölle auf Anfang August, um Raum für diplomatische Lösungen zu schaffen, während sie gleichzeitig ein umfangreicheres Sanktionspaket über 72 Milliarden Euro vorbereitet.

Obwohl die Europäische Union nach außen Geschlossenheit wegen der US-Zölle demonstriert, zeigen sich intern deutliche Meinungsunterschiede: Länder mit starker Handelsabhängigkeit von Amerika, wie Deutschland, agieren zurückhaltend, während Frankreich schärfere Reaktionen fordert und Österreich sogar ein drittes Maßnahmenpaket gegen US-Technologiekonzerne ins Spiel bringt. (fbu/dpa)

Auch interessant

Kommentare