USA eröffnen Raketenstützpunkt in Polen – Russland spricht von Bedrohung
Schon seit Juli ist im Norden Polens ein US-Raketenstützpunkt in Betrieb. Polen spricht von einer Verbesserung der Sicherheit, doch Russland droht mit Konsequenzen.
Warschau – Am polnischen Militärstützpunkt Redzikowo, knapp über 100 Kilometer westlich von Danzig, ist am Mittwoch (13. November) eine US-Raketenbasis als Teil der Verteidigungs-Infrastruktur der Nato offiziell eröffnet worden. In Betrieb ist die Anlage bereits seit Juli. Während Polens Präsident Andrzej Duda von einem wichtigen Schritt für die Sicherheit des Landes spricht, übt Russland Kritik und sieht einen „Vorstoß der US-Militärinfrastruktur in Europa in Richtung unserer Grenzen“.
Laut Agenturberichten hatte das Projekt, das nun für neuen Streit zwischen den verhärteten Fronten zwischen Ost und West sorgt, eine ungewöhnlich lange Vorlaufzeit. So berichtet die Deutsche Presse-Agentur, dass der Raketenstützpunkt noch in der Amtszeit von George W. Bush angekündigt worden sei und ursprünglich zu Europas Schutz im Fall eines iranischen Angriffs dienen sollte. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zählt zu dem Nato-Schutzschild auch ein Radarsystem, das ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen abfangen könnte. Die dpa berichtet über eine ähnliche Anlage an einem Militärstandort in Rumänien.
„Kein russischer Einflussbereich mehr“: Polens Präsident lobt Nato-Schutzschild
Seit dem Projektstart im Jahr 2009 hat sich mit dem militärischen Konflikt um Russlands Ansprüche auf Teile der Ukraine jedoch auch ganz in der Nähe die politische Situation gewandelt, sodass Polens Staatsoberhaupt Duda bei der Einweihung der Anlage betonte, dass diese auch der ganzen Welt „klar und deutlich“ zeigen solle, „dass dies hier kein russischer Einflussbereich mehr ist“. Auch in der polnischen Bevölkerung wird die Basis Berichten zufolge mehrheitlich als möglicher Schutz vor einer Aggression Russlands gesehen.
Polen spielt seit Beginn des Ukraine-Kriegs nicht nur eine wichtige Rolle als Unterstützer der Ukraine, sondern ist auch logistisch essenziell, wenn es um militärische Hilfslieferungen in die Ukraine geht. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat das Land schon mehrfach angebliche Verletzungen des Luftraums durch russische Raketen dokumentiert, im November 2022 stürzte über Polen eine wohl fehlgeleitete Flugabwehrrakete der Ukraine ab. Bei dem Vorfall kamen zwei Menschen ums Leben.
Antwort auf Verteidigungsstützpunkt in Polen: Russland will „Parität gewährleisten“
Doch während man in Polen von einer Verbesserung der Sicherheit des Landes spricht, wittert Russland eine Bedrohung durch die Nato und droht seinerseits mit Konsequenzen. So zitiert die dpa eine Stellungnahme von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, der den USA und der Nato vorwirft, mit der Anlage in Redzikowo unweit der polnischen Ostseeküste einen Versuch zu unternehmen „unser militärisches Potenzial einzudämmen“.
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Da Moskau betont, dass die Abschussanlagen in Polen und Rumänien theoretisch nicht nur für Abfangraketen, sondern auch für Angriffsraketen – und sogar Atomwaffen – verwendet werden könnten, sieht das Land in dem Stützpunkt eine Bedrohung. Laut Peskow gäbe es Pläne, „geeignete Maßnahmen“ zu beschließen, „um die Parität zu gewährleisten“.
Derzeit sind mehr als 10.000 US-Soldaten in Polen stationiert. Der US-Botschafter in dem Land, Mark Brzezinski, betonte bei der Zeremonie seine Zuversicht, dass die „enge Partnerschaft zwischen unseren beiden Nationen fortbestehen“ werde, was laut AFP darauf abzielte, Warschau die Sorge vor der anstehenden Präsidentenschaft von Donald Trump zu nehmen. Dieser gilt als kritisch gegenüber der Nato und hatte in der Vergangenheit immer wieder seine Bewunderung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Ausdruck gebracht. (saka)