Kommentar: Kulturreferentin zündet Nebelkerzen aus der selbst gewählten Opferecke
Statt Verantwortung für ihren unangemessenen Facebook-Post zu übernehmen, gibt sich Kulturreferentin Susanne Günther als Opfer - ein Kommentar.
Da war er, der erwartbare Rundumschlag der polarisierenden Freisinger Kulturreferentin. Im Finanzausschuss hat Susanne Günther (Grüne) heftige Vorwürfe gegen den Stadtrat erhoben. Es gehe darum, sie politisch und persönlich zu beschädigen. Den Akt ihrer Absetzung, also den Beschluss des von der Bevölkerung gewählten Gremiums, bezeichnete sie als „fehlendes Demokratieverständnis“.
Mehr noch: Die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ werde untergraben, „rechtsextremen Parteien und anderen Populisten“ geholfen. Ein an den Haaren herbeigezogener (Nicht-)Zusammenhang!

Auch das FT war Teil ihre Generalkritik. Von einer „mutmaßlich gelenkten Berichterstattung“ war da die Rede. Die Ironie dabei: Tatsächlich gab es gleich am Anfang den Versuch, auf die Arbeit des FT Einfluss zu nehmen – in dem Sinne, dass die Zeitung über den missglückten Post doch bitte nicht berichten möchte.
Das FT hat dieser emotionalen Debatte allen Raum gegeben. Jede Fraktion konnte Stellung beziehen, Leserbriefe unterschiedlichster Couleur wurden veröffentlicht. Und selbstverständlich hat die Redaktion Günther zu jedem Zeitpunkt aktiv die Möglichkeit gegeben, selbst Stellung zu beziehen. So hatte sie lange vor der Ausschusssitzung das Angebot, dem FT ein Statement zukommen zu lassen. Dies sagte sie zunächst zu („Na klar, gerne“) und schickte dann lieber den Pressekodex „zum ordentlichen Durchlesen“.
Wenn man all die von Günther gezündeten Nebelkerzen verrauchen lässt, dann bleibt ein kritischer Post zu der rein männlichen Rednerriege bei der Eröffnung der Landesausstellung, der eben nicht einfach so privat abgesetzt war, wie sie sagt, sondern in dem sie sich als „VIP, Kulturreferentin, Fraktionssprecherin whatever“ vorgestellt hat. Ein Post, bei dem sie sich – nicht zum ersten Mal – in der Wortwahl völlig vergriffen hat, der ihres Amtes unangemessen war, und in dem sie ganz nebenbei dem Ansinnen vieler Streiterinnen und auch Streiter für mehr weibliche Repräsentation in der Politik einen Bärendienst erwiesen hat.
Sie selbst hätte die Personaldebatte noch abräumen können, wenn sie Verantwortung für den missratenen Post übernommen und sich glaubhaft entschuldigt hätte. Stattdessen hat sie den Weg in die Opferrolle gewählt. Womöglich auch, weil sie in der Freisinger Bevölkerung eben nicht den großen Rückhalt hat, den sie selbst für sich reklamiert, wie die von ihr auf Facebook beworbene Petition zeigt, die ein Quorum klar verfehlt hat und von vielen Nicht-Freisingern unterzeichnet war. Das Gremium, das sie einst als Kulturreferentin bestimmt hat, hat sie nun abgesetzt. Das sollte eine Demokratin respektieren.