Ein halbes Jahrhundert Kursleiter an der VHS – und seine Kurse sind immer voll

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Gratulanten: VHS-Leiterin Kristin Sterr und Helmut Hornung (VHS-Vorstand) überreichten Peter Wirsching (l.) ein Dankeschön für seine 50-jährige Tätigkeit als Kursleiter. © Foto: Ursula Gallmetzer

Die Volkshochschulen (VHS) bieten Kurse in allen Lebensbereichen. Dabei treffen spannende Geschichten auf interessante Menschen. In einer Reihe blickt die Heimatzeitung hinter die Kulissen der Volkshochschulen und begegnet den Menschen, die sie ausmachen

Es ist Donnerstagabend. Längst sind die Klassenzimmer der Berufsschule leer. Doch plötzlich dröhnt ein lautes Hämmern durch die verlassenen Gänge. Es kommt aus der Holzwerkstatt. Dort brennt noch Licht. Die Werkbänke sind nahezu alle belegt. Gerade schlägt eine der Teilnehmerinnen einen Schlegel mit voller Wucht auf ein Bildhauereisen. Dahinter schabt eine andere Frau filigrane Muster in ein Stück Holz. Mittendrin steht Peter Wirsching und blickt zufrieden auf das Wirken seiner Schützlinge im VHS-Kurs für Holzschnitzerei.

„Das sind alle schon Fortgeschrittene“, sagt er grinsend und tritt ein Stück zur Seite, als VHS-Leiterin Kristin Sterr gemeinsam mit dem VHS-Vorsitzenden Helmut Hornung neugierig dazukommt. „Wir sind stolz, dass Sie ein Teil der VHS sind“, wendet sich Sterr an Wirsching und gratuliert ihm. Sie ist gekommen, um ihm für 50 Jahre als Kursleiter an der Einrichtung zu danken. „Sie stehen für Beständigkeit, Leidenschaft und Hingabe“, schwärmt Sterr und überrascht ihn mit einem prall gefüllten Geschenkkorb. Schon sind sie mitten im Gespräch.

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Die meisten Teilnehmer sind schon viele Jahre dabei

„In einer Zeit, in der alles digital geht, wollen die Leute auch mal was anderes machen“, weiß der Holzbildhauermeister. Seine fortgeschrittenen Teilnehmer sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Die meisten sind schon viele Jahre dabei. Im Anfängerkurs gibt es gelegentlich noch einen freien Platz, wenn ein Angemeldeter absagt. Das kommt selten vor. „Eigentlich ist immer ausgebucht“, berichtet der Dießener, der in seinem Heimatort eine eigene Werkstatt betreibt. Die Kurse in Weilheim sind für den 83-Jährigen eine willkommene Abwechslung zur täglichen Arbeit: „Für mich sind das wichtige Sozialkontakte. Ich genieße es, Teil der Gruppe zu sein.“

„Nach meinen Kursen schauen sie viele Dinge anders an“

1975 begann er seine Tätigkeit als Kursleiter in der Landwirtschaftsschule. Später fanden die Kurse in der ehemaligen VHS statt, nun in der neuen. „Es gab nie irgendwelche Auseinandersetzungen. Alles ist immer harmonisch gelaufen“, denkt er an die vielen schönen Abende zurück. „Ich möchte den Teilnehmern die Schule des Sehens beibringen“, erklärt Wirsching und ergänzt: „Nach meinen Kursen schauen sie viele Dinge anders an.“

Gemeinsam erarbeitet er mit jedem Einzelnen das nächste Projekt. Die Ideen werden detailliert besprochen. Dann geht es ans Umsetzen. „Manchmal muss ich auch Mut zusprechen“, sagt der Holzbildhauermeister, der besonders darauf Wert legt, dass er die Handwerkskunst gut weitervermittelt. Dass ihm dies gelingt, beweisen die beeindruckenden Werkstücke der Teilnehmer. Dass hier keine Profis, sondern Hobbyschnitzer am Werk sind, ist schwer zu glauben.

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Seine eigenen Werke hat Peter Wirsching weltweit ausgestellt

Gelernt hat Wirsching in der Fachschule für Holzbildhauerei in Garmisch. „Meine Mutter hätte mich lieber akademisch gesehen“, erinnert er sich. Doch schon mit 13 Jahren pendelte er täglich mit dem Zug zur Ausbildungsstätte. Nach mehreren Jahren als Geselle in verschiedenen Betrieben legte er 1972 die Meisterprüfung ab und machte sich mit Erfolg selbstständig. Bereut hat er diese Entscheidung nie: „Ich konnte immer von meinem Beruf leben.“

Doch immer wieder zog es ihn in die Welt hinaus. Ob in Australien, Frankreich oder England: Seine Ausstellungen fanden international Anklang. Heute kümmert er sich in Dießen um viele Auftragsarbeiten, lässt es inzwischen etwas ruhiger angehen und verbringt seine Freizeit gerne auf dem Golfplatz. Solange es die Gesundheit erlaubt, möchte er sein Wissen in der VHS weitergeben. Dass seine Kurse seit 50 Jahren immer voll sind, freut den Jubilar besonders: „Das ist ein Zeichen, dass man es wohl nicht ganz verkehrt macht.“

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