Nach über sechs Jahren: Carmen und Lawrence Koroma dürfen endlich heiraten

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Sind nach sechs Jahren Kampf endlich ein Ehepaar: Carmen und Lawrence Koroma. © sh

Ihre Geschichte erinnert an eine moderne Version von Romeo und Julia – allerdings mit gutem Ausgang. Carmen und Lawrence Koroma dürfen nach über sechs Jahren endlich heiraten.

Wolfratshausen – Carmen Hildebrandt (69) und Lawrence Koroma (49) mussten sechs lange Jahre und 29 Tage warten, ehe sie sich ihr Eheversprechen geben durften.

Ihre Geschichte begann im Jahr 2017

Die Geschichte begann im Jahr 2017. Carmen Koroma, damals noch Carmen Hildebrandt, besuchte, wie schon so oft in der Vergangenheit, ein Afrika-Karibik-Fest in Starnberg, tanzte, feierte dort ausgelassen mit. Fotos landeten im Internet. Ein Mann aus Sierra Leone, Lawrence Koroma, sah sie – und war von der Lebensfreude der damals 63-Jährigen fasziniert. Wie der Zufall es wollte, kannten Freunde von ihm die Wolfratshauserin und vermittelten einen Kontakt. „Lawrence schrieb mich daraufhin einfach an“, erinnert sich Carmen Koroma.

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Das Paar hat viele Gemeinsamkeiten

Es entwickelte sich ein immer reger werdender Kontakt – und beide stellten bei den Treffen immer größere Gemeinsamkeiten fest. „Das begann damit, dass wir am selben Tag Geburtstag haben und endete mit unserem Musikgeschmack.“ Nur die unsichere Zukunft trübte das junge Glück: Lawrence wurde in Deutschland lediglich geduldet, hatte aber kein Bleiberecht. Er war wegen Grausamkeiten gegen ihn uns seine Familie einst aus seinem Heimatland geflohen.

Hildebrandts Umfeld reagierte erst einmal skeptisch auf die Liebesbeziehung. „Das fing mit dem Altersunterschied von 20 Jahren an“, berichtet die Wolfratshauserin und zeigt trotz allem Verständnis. „Ich selbst musste auch erst einmal akzeptieren, dass in Lawrences Mentalität das Alter nur eine Zahl ist – der Mensch zählt, nichts anderes.“ Auch Warnungen bekam die Frau zu hören: „Lass dich nicht mit einem Afrikaner ein, das geht doch nie gut“ oder „Der will dich nur heiraten, um hierbleiben zu können.“

Für die Hochzeit brauchten sie Dokumente aus Afrika

„Dabei wollten wir erst einmal gar nicht heiraten“, erzählt Carmen Koroma weiter. „Zusammenziehen hätte uns schon gereicht.“ Doch das wurde dem Paar aufgrund von Lawrences Status nicht erlaubt. „Da haben wir beschlossen zu heiraten und stellten einen dementsprechenden Antrag.“ Dazu mussten sie allerdings zuerst einmal alle notwendigen Dokumente aus Afrika besorgen. „Es dauerte, bis wir die hatten – und dann mussten sie noch auf ihre Echtheit überprüft werden“, sagt die 69-Jährige.

Im Jahr 2018 erreichte Lawrence Koroma ein Behördenschreiben. „Ich sollte Deutschland verlassen. Mein Ausreisetermin war bereits festgelegt“, erinnert sich der 49-Jährige. Schweren Herzens verließ Koroma Deutschland und seine Carmen. Sie hielten jedoch weiterhin Kontakt. 2021 besuchte Carmen ihren Verlobten voller Hoffnung, vielleicht im Ausland heiraten zu können.

Carmen Koroma reiste nach Afrika - Im Gepäck ein Kleid für die Hochzeit

Im Gepäck hatte sie Papiere und ein Kleid, das sie zu ihrer Hochzeit anziehen wollte. „Daraus wurde nichts – irgendein weiteres Dokument wurde plötzlich gewünscht.“ Dann brauchte Lawrence einen neuen Pass, da sein alter abgelaufen war. Erneut musste das Paar bürokratische Hürden nehmen und Anträge ausfüllen. „Ich war so oft den Tränen nahe. Es war eine absolut nervenaufreibende Zeit.“

Plötzlich ging alles ganz schnell

Immer wieder und wieder stellten die beiden einen Antrag auf Heiratserlaubnis und scheiterten trotz der Einschaltung eines Anwalts mehrfach an der Bürokratie. Deshalb konnte Carmen „es kaum fassen, als mich unsere Wolfratshauser Standesbeamtin Petra Konrad anrief und mir einen Hochzeitstermin vorschlug. Es sei nun alles in Ordnung, wir könnten schon in der darauf folgenden Woche heiraten.“ So standen an einem Dienstag kurz vor Weihnachten Carmen und Lawrence endlich im Beisein von Daniela Umeh, einer befreundeten Dolmetscherin und deren Mann Chidi, Familienangehörigen und Freunden im Trauungszimmer.

„Wir würden es wieder so machen“, ist sich das frisch vermählte Ehepaar einig. Den langen Weg hatte die Standesbeamtin mit dem Bild einer Rose aufgegriffen. „Da waren viele Dornen, aber am Ende ist eine rote Blüte, rot wie die Liebe.“

„Wir sind oft an unsere Grenzen gekommen“, ergänzt Carmen Koroma. „Aber wir haben auch sehr viel Positives und Unterstützung aus unserem Freundeskreis – und nicht zuletzt von unserer sehr einfühlsamen Frau Konrad – erfahren dürfen. Dafür sind wir einfach dankbar.“

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