Zwischenfall in Fernost: Japanische Kampfjets setzen erstmals Täuschkörper gegen russisches Flugzeug ein

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Ein russisches Überwachungsflugzeug ist mehrfach in den japanischen Luftraum eingedrungen. Beim dritten Mal vertrieben Kampfjets es mit Täuschkörpern.

Rebun – Ein russisches Aufklärungsflugzeug hat mehrfach den Luftraum von Japan verletzt und musste unter Einsatz von Infrarot-Täuschkörpern durch japanische F-15- und F-35-Kampfjets vertrieben werden. Die Maschine vom Typ IL-38 ist nach Angaben des japanischen Verteidigungsministers Minoru Kihara über der kleinen Insel Rebun, die der nördlichsten japanischen Insel-Präfektur Hokkaido vorgelagert ist, dreimal in den Luftraum seines Landes eingedrungen: Zunächst verweilte sie dort eine Minute, dann 30 Sekunden und schließlich noch einmal eine Minute.

Als Reaktion seien F-15- und F-35-Kampflugzeuge der Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte aufgestiegen. Bei den ersten beiden Verletzungen des Luftraumes durch die russische Maschine hätten die japanischen Jets sie über Funk gewarnt, so Kihara. Als die IL-38 dann ein drittes Mal eindrang, hätten die Jagdflugzeuge zur Warnung Infrarot-Täuschkörper abgefeuert. Sie geben Hitze und Licht ab, um wärmesuchende Raketen abzulenken. Obwohl es sich also nicht um Waffen handelt, ist es üblich, sie auch zur Abschreckung fremder Flugzeuge einzusetzen. Im Anschluss drehte die IL-38 endgültig ab.

Eine F-15 Eagle der 67. US-Jagdstaffel feuert im Juni 2009 über dem Pazifik Infrarot-Täuschkörper ab. Ihre Einheit ist auf der Kadena Air Base auf der japanischen Insel Okinawa stationiert.
Eine US-amerikanische F-15 Eagle der 67. Jagdstaffel, stationiert auf der japanischen Insel Okinawa, feuert über dem Pazifik Infrarot-Täuschkörper ab. © IMAGO/StockTrek Images/HIGH-G Productions

Russisches Flugzeug in japanischem Luftraum mit Täuschkörpern abgefangen

Yoshimasa Hayashi, der Kabinettssekretär von Premierminister Fumio Kishida, sagte der New York Times zufolge, dass sich der Vorfall am Montag zwischen 13.00 und 15.00 Uhr ereignete. „Diese Verletzung unseres Luftraums ist äußerst bedauerlich“, so Hayashi vor Reportern. „Wir haben bei der russischen Regierung auf diplomatischem Wege nachdrücklich protestiert und sie nachdrücklich aufgefordert, eine Wiederholung zu verhindern.“

Seit 2019 war das die erste Verletzung des japanischen Luftraumes durch ein russisches Flugzeug, die bekannt wurde. Das Military Watch Magazine berichtete, dass dies laut einer Erklärung des japanischen Verteidigungsministeriums „das erste Mal“ gewesen sei, „dass Japan Infrarot-Täuschkörper als Teil seiner Durchsetzungsmaßnahmen gegen Luftraumverletzungen eingesetzt hat.“

Die IL-38, ein Überwachungsflugzeug, werde laut dem Military Watch Magazine verdächtigt, während ihrer Luftraumverletzungen ein japanisches U-Boot verfolgt zu haben. Dazu soll es Horchbojen abgesetzt haben, die es ermöglichen, die Bewegungen des Unterseebootes anhand seiner Geräuschsignatur nachzuvollziehen.

Politikwissenschaftler: Moskau und Peking „wollen Japan bestrafen“

Obwohl die Abschreckung mittels Täuschkörpern mehr sei, als Japan bisher in solchen Situationen unternommen habe, sei die Reaktion doch „immer noch extrem vorsichtig“ gewesen, sagte James D.J. Brown, Professor für Politikwissenschaft an der Temple University Japan gegenüber der Japan Times. „Dem russischen Flugzeug wurden zwei Überflüge gestattet, bevor die Entscheidung getroffen wurde, überhaupt Infrarot-Täuschkörper abzufeuern.“

Der Vorfall ereignete sich kurz nachdem im vergangenen Monat ein chinesisches Flugzeug der japanischen Regierung zufolge erstmals den Luftraum des Inselstaates verletzt hatte. „Sowohl Moskau als auch Peking wollen Japan bestrafen“, bewertete Politikwissenschaftler Brown die Luftraumverletzungen. „Moskau wegen Japans Unterstützung für die Ukraine. China, weil Japan sich auf die Sicherheit in der Straße von Taiwan konzentriert.“

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