Zweifacher Erdrutsch in der Schweiz: Betroffene Bewohner werden mehrfach evakuiert
Nach Dauerregen ist es im Kanton Luzern zu zwei Erdrutschen gekommen. Bewohner mussten evakuiert werden. Das betroffene Gebiet wird sorgfältig überwacht.
Luzern – Immer wieder macht sich der Klimawandel in Europa durch verheerende Extremwetterereignisse bemerkbar. Dabei trifft es aber nicht nur Länder des Mittelmeerraums, wie etwa Griechenland, das im Sommer 2023 infolge der Waldbrände auf Rhodos die größte Evakuierungsaktion seiner Geschichte initiieren musste. Auch in West- und Westmitteleuropa häufen sich Extremwetter-Phänomene infolge der Erderwärmung, warnen Meteorologen.
Das zeigt das jüngste Jahrhunderthochwasser im Saarland ebenso wie das aktuelle Hochwasser in Süddeutschland. Doch auch die Schweiz bleibt aktuell nicht von extremem Wetter verschont. In Vitznau im zentralschweizerischen Kanton Luzern haben sich am Samstag und in der Nacht auf Dienstag jeweils schwere Erdrutsche ereignet.
Massive Steinmassen geraten in der Zentralschweiz in Bewegung und gefährden Anwohner
Im Gebiet Hinterbergen gerieten zunächst am Samstagmorgen Fels- und Gesteinsmassen in Bewegung. Letztendlich rutschten rund 150.000 Kubikmeter Geröll in die Tiefe, erklärte Vitznaus Gemeinderat Erich Waldis der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Am Samstag gegen 7 Uhr früh sei die Gemeinde von Landwirten informiert worden, dass im Gebiet Hinterbergen massive Steinmassen in Bewegung sind. Im Verlauf des Tages folgten weitere Rutschungen. Waldis schätzt, dass letztendlich rund 300.000 Kubikmeter Gesteinsmassen in Bewegung gerieten, wie er dem Nachrichten-Portal Pilatus Today erklärte.
Acht Bauernhöfe im Umfeld des betroffenen Rutschgebiets waren daraufhin einer akuten Gefahr ausgesetzt. Einsatzkräfte errichteten Schutzdämme, um die in Bewegung geratenen Gesteinsmassen von den Bauernhöfen fernzuhalten. Die Bewohner mussten noch am Samstag evakuiert werden. Noch am Montag erklärte Waldis, die Situation in Vitznau habe sich infolge des Erdrutsches vorerst erholt. In der Nacht auf Dienstag jedoch mussten die Einsatzkräfte dann aber erneut eingreifen.
Rund um den Vitznauer Altdorfbach im Rutschgebiet Hinterbergen/Gassrübi rutschten gegen 3 Uhr nachts ein weiteres Mal Gesteins- und Erdmassen ab, wie das Schweizer Nachrichtenportal 20min.ch meldete. Die örtliche Feuerwehr musste infolge der Unwetter auch Hochwasserschutzmaßnahmen ergreifen. Fünf Bauernhöfe wurden in der Folge evakuiert, insgesamt betraf dies 25 Anwohner. Beschädigt wurde durch den wiederholten Erdrutsch außerdem ein Güllesilo, was seinen Inhalt in einen nahegelegenen Bach fließen ließ. Vom Baden im Vierwaldstättersee rät die Gemeinde Vitznau auf ihrer Homepage deshalb ab. Die Trinkwasserqualität in der Region sei aber nicht beeinträchtigt.
Erdrutschen in Vitznau gingen massive Niederschlagsmengen voraus
Vorausgegangen war dem Erdrutsch in Vitznau Stark- und Dauerregen, der sich im Laufe des Freitags über die gesamte Zentralschweiz erstreckte. Lokal seien im Alpenvorland der Ost- und Zentralschweiz innerhalb von nur zwei Tagen bis zu 120 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen, schrieb Meteo News Schweiz auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter).
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Im Kanton Zug erreichten die Einsatzleitzentrale laut Luzerner Zeitung insgesamt 15 Meldungen überfluteter Keller, Waschküchen und Hauseingänge in den Gemeinden Baar, Steinhausen, Cham, Hünenberg und Unterägeri, wie die Luzerner Zeitung ausgehend von Angaben der Zuger Polizei berichtete. In der Stadt Zug musste eine Fahrrad-Unterführung aufgrund vollständiger Überflutung gesperrt werden. Wassermassen sammelten sich auch auf der Autobahn A14 zwischen Baar und Zug, was Verkehrsteilnehmer veranlasste, ihr Fahrttempo wegen Aquaplaning-Gefahr zu drosseln.
Nach Erdrutschen: Betroffenes Gebiet in Vitznau weiter unter strenger Beobachtung
Information auf der Webseite der Gemeinde Vitznau zufolge sei das Rutschgebiet von Geologen begutachtet und beurteilt worden, zudem werde es aktuell weiter genau überwacht. Obwohl laut Pilatus Today keiner der Anwohner zu Schaden kam, bestehe für zwei von drei Landwirtschaftsbetrieben im Bereich der Erdrutsches weiterhin Gefahr. Angespannt bleibt auch die Hochwasserlage in einigen Teilen Deutschlands.
Aktuell arbeiten die Sicherheitskräfte an einem Schutzdamm aus dem Gestein, wie Vitznaus Bürgermeister Waldis gegenüber Pilatus Today erkärte. Man habe sich entschieden, mit Baggern in das betroffene Gebiet zu fahren, um die beiden gefährdeten Landwirtschaftsbetriebe zu schützen. Durch die Arbeiten wolle man versuchen, dem Fluss des rutschenden Gesteins eine andere Richtung zu geben. Die Gemeinde Vitznau rät weiterhin dringend davon ab, die von den Erdrutschen betroffenen Gebiete Hinterbergen und Vitznaueralp zu betreten – egal, ob es durch Befahren oder Wandern sei. (fh)