Österreich geht ab 2024 gegen Raser vor und lässt Autos versteigern – Strafe kann auch deutsche Fahrer treffen

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Rücksichtsloses Fahren ist gefährlich, das dürfte klar sein. Trotzdem kommt es dadurch immer wieder zu schweren Unfällen. Österreich packt das Problem künftig an der Wurzel.

Wien – Kaum ein Thema polarisiert in Deutschland so sehr, wie das Autofahren. Besonders hitzig wird ein generelles Tempolimit diskutiert. Befürworter sehen darin eine Entlastung für die Umwelt und eine Maßnahme, um Verkehrsteilnehmer zu schützen. Gegner hingegen vorrangig reine Verbotspolitik.

Die Statistik zeigt jedoch, dass zu schnelles Fahren seit Jahren zu den Hauptursachen für schwere Unfälle gehört. Nicht nur in Deutschland, auch EU-weit. Nachbarland Österreich geht nun mit aller Härte gegen Raser vor.

Neues Raser-Gesetz in Österreich ab März 2024: Wer zu schnell fährt, ist bald nicht nur den Lappen los

Die Alpenrepublik hat sich auf die Fahne geschrieben, die Unfallzahlen bis 2030 drastisch senken zu wollen. Dazu wurden für 2024 zahlreiche verpflichtende Maßnahmen eingeführt, zu denen auch entsprechende Assistenzsysteme gehören. Absolut kein Pardon kennt Österreich künftig gegenüber Rasern – hier zieht das Land die Zügel an.

Wer ab 1. März 2024 in Österreich deutlich zu schnell und rücksichtslos fährt, drohen harte Strafen. Neben einer saftigen Geldbuße und Führerscheinentzug kann das Auto bei einer extremen Geschwindigkeitsübertretung beschlagnahmt und in der Folge versteigert werden. Schon bei einmaligem Raser-Verstoß droht die Beschlagnahme, wie unter anderem OE24 berichtet. Die entsprechende Gesetzesnovelle schreibt folgendes Vorgehen gegen Raser vor:

  • Wer innerorts mit 60 km/h über dem erlaubten Limit unterwegs ist, dem droht eine Beschlagnahmung des Fahrzeugs. Selbes gilt für denjenigen, der außerorts mit 70 km/h schneller als erlaubt fährt.
  • Bei mehr als 80 km/h innerorts und 90 km/h über Land ist ebenfalls das Auto beziehungsweise Motorrad weg – allerdings reicht dann auch schon ein Erstverstoß, um dauerhaft sein Fahrzeug zu verlieren.

Bislang mussten Auto- und Motorradfahrer zu einer Geldstrafe ihren Führerschein abgeben, wenn sie im Ortsgebiet 40 km/h zu viel gefahren sind und mehr als 50 km/h außerhalb. Wie in Deutschland darf auch in Österreich innerorts höchstens 50 km/h gefahren werden. Dagegen ist auf österreichischen Autobahnen grundsätzlich ab Tempo 130 Schluss, auf einigen sind sogar nur 110 km/h erlaubt.

Beschlagnahmt und versteigert: Österreich geht gegen Raser vor – Strafe kann auch Deutsche treffen

Wird das Fahrzeug aufgrund von besonders fahrlässiger und rücksichtslos schneller Fahrweise dauerhaft abgenommen, soll es laut OE24 anschließend unter den Hammer kommen. 70 Prozent des versteigerten Erlöses kämen Verkehrssicherheitsfonds zugute, der Rest ginge in die Kassen der jeweiligen Städte und Kommunen, heißt es.

Ein Fahrzeug fährt mit hoher Geschwindigkeit auf einer Straße. (Symbolfoto)
Wer sein Fahrzeug liebt, sollte Geschwindigkeitsvorgaben in Österreich künftig einhalten. Sonst könnte es unter den Hammer fallen. (Symbolfoto) © Imago

Österreich will Fahrzeuge von Rasern beschlagnahmen: Was passiert mit Autos, die nicht dem Raser gehören?

Kritiker der neuen Regelung bemängeln, dass die Maßnahmen an vielen Temposündern vorbei zielen könnte. Etwa, wenn der Raser oder die Raserin in einem fremden Auto unterwegs sind, oder beispielsweise bei Miet- und Leasingfahrzeugen. Diese könnten nach der Gesetzesänderung zwar beschlagnahmt werden, aber nicht versteigert. In solchen Fällen sieht die Novelle ein lebenslanges Fahrverbot für das jeweilige Fahrzeug vor, das in den jeweiligen Fahrzeugpapieren eingetragen werden soll.

Auch ausländische Urlauber und damit auch Deutsche sind laut Einschätzung des ADAC von der neuen Regelung in Österreich betroffen – und müssen damit bei extremen Verstößen um ihr Fahrzeug bangen. Autofahrer aus Deutschland sollten sich tunlichst an die Tempolimits halten und Bußgelder umgehend bezahlen, empfiehlt der Automobilclub. Jeder, der schon einmal in Österreich ohne entsprechende Vignette die Autobahn befahren hat, dürfte das wissen. In der Regel folgt einige Wochen darauf ein Bußgeldbescheid.

Österreich will Verkehrsunfälle senken – ab März 2024 Beschlagnahme von Fahrzeugen nach Raserei möglich

Um Verkehrsunfälle zu minimieren, hatte Österreich bereits 2021 die Regeln für Raser angezogen, Bußgelder bis auf 5000 Euro erhöht und Fahrverbote ausgedehnt. Gefruchtet haben die Abschreckungsmaßnahmen aber offenbar nicht. Nun wurde eine weitere Verschärfung ab März 2024 beschlossen. Experten schätzen, dass gemessen nach den bisherigen Tempo-Verstößen, jährlich 445 Verkehrssünder von den neuen Regeln betroffen sein werden.

Zudem stagnieren nach wie vor die Unfallzahlen in den vergangenen Jahren. 396 Verkehrstote zählte das Verkehrsministerium in 2023, zu schnelles Fahren war dabei die zweithäufigste Ursache für tödliche Unfälle (25,6 Prozent) nach Unachtsamkeit (27,3). Erst kurz vor dem Jahreswechsel starben zwei Menschen, weil der junge Fahranfänger die Kontrolle über seinen PS-starken Audi verloren hatte. „Etwa 90 Prozent aller Verkehrsunfälle geschehen aufgrund menschlicher Fehler und Fehlverhaltens“, sagt David Nosé vom ÖAMTC.

„Es bedarf also noch großer Anstrengungen, um die Verkehrssicherheit weiter zu verbessern“, sagt Nosé stellvertretend für den Automobilclub, der die Regelungen des grünen Verkehrsministeriums um Leonore Gewessler grundsätzlich begrüßt. Allerdings dürften dabei minimale Übertretungen nicht in einen Topf mit Rasen geworfen werden. Und: die Maßnahmen sollten evidenzbasiert auf Basis exakter Unfallanalysen sein, heißt es vonseiten des ÖAMTC. (rku)

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