Lamine Yamal - Ein 16-jähriger Zehntklässler mit Zahnspange lässt Spanien wieder träumen
Lamine Yamal ist der Jüngste, der Jüngste und wieder der Jüngste
Yamal mag spektakulär jung und ein EM-Frischling sein, kennt aber die Bühne des Weltfußballs. Als 15-Jähriger debütierte er beim FC Barcelona in der Liga, mit 16 Jahren und 57 Tagen dann für die Nationalmannschaft, und weil das an „Der Jüngste“-Etiketten nicht gereicht hätte, schoss er gleich mal ein Tor. Gegen Kroatien bestritt Yamal seine achte Partie für die „Furia Roja“, was den nächsten Pflock im Buch der Rekorde setzte: Mit exakt 16 Jahren und 338 Tagen löste er den Polen Kacper Kozlowski (17 Jahre, 246 Tage) als historisch jüngsten Spieler bei Europameisterschaften ab. Für Barca steht Yamal bei 50 Pflichtspielen und sieben Toren. Anders ausgedrückt: Der Kerl weiß, was er tut.
„Er zeigt unglaubliche Dinge“, lobte sogar die kroatische Volksikone Luka Modric, der sein erstes Länderspiel bestritt (März 2006), als Yamals Geburt (Juli 2007) noch über ein Jahr auf sich warten ließ. In Berlin duellierten sie sich nun; Modric, der Weltfußballer von 2018 und sechsmalige Champions-League-Sieger mit Real Madrid, ist inzwischen 38 Jahre alt. So symbolisierten Yamal und Modric ihre Teams, hier die Rookie-Spanier, dort die Routinier-Kroaten.
Spaniens Sieg war das Produkt einer Entwicklung
Auch wenn das Ergebnis zu hoch ausfiel, weil Kroatien beste Chancen vergab, darunter einen Elfmeter (Bruno Petkovic, 80. Minute): Spaniens Sieg war das Produkt einer Entwicklung. Nach der WM 2022 hatte Luis de la Fuente den Nationaltrainerposten von Luis Enrique übernommen und recht radikal umgebaut. Im Vergleich zum Achtelfinal-Aus 2022 waren am Samstag nurmehr Keeper Unai Simon, Mittelfelddirigent Rodri sowie Künstler Pedri in der Startelf (Gavi, ein weiterer Kreativer, fehlte verletzt). Yamal besetzte zusammen mit Nico Williams, ebenfalls erst 21, die offensiven Außen – als stilprägendes Element, um die Vorhersehbarkeit im Angriff zu verbessern, diese ewigen 1001 Pässe in einer Nacht.
Spaniens Tore gegen Kroatien zeigen, was zu erwarten ist
Tatsächlich vermittelte Spanien gegen Kroatien die Idee einer anderen Variabilität. Am deutlichsten wurde das bei den Toren, die auf ganz unterschiedliche Weise fielen. Alvaro Morata verwertete ein feines vertikales Zuspiel von Fabian Ruiz (29.), ehe Ruiz nach Dribbling entschlossen einschoss (32.) Yamal hatte in der Entstehung seine Füße im Spiel, den dritten Treffer von Dani Carvajal (45.+3) servierte er mit einer scharf geschlagenen Halbfeldflanke, ein eigenes Tor versäumte er knapp (52.). Machte nichts. Yamal blieb ein Impulsgeber, der die kroatische Deckung beständig mit Tempoläufen aufriss. Das sah gut aus, immerhin gegen den WM-Dritten von 2022.
Was für die Spanier jetzt drin ist? „Wir sind hergekommen, um Geschichte zu schreiben“, sagte Yamal bereits im Vorfeld. Und das mit dem Schreiben ist er ja gewohnt – nur dass es sonst Hausaufgaben sind. Einen Tag vor dem EM-Finale wird er übrigens 17. Normale Teenie-Themen.