„Muafaz“ steht vor der Tür: So laufen die Vorbereitungen
Noch 17 Mal schlafen, dann ist es endlich so weit. Am Sonntag, 2. März, gegen 9 Uhr setzt sich die „Mutter aller Faschingszüge“ von Reichersbeuern aus in Bewegung. Ziel: ein närrischer Überfall auf Bad Tölz.
Reichersbeuern - Nur alle zehn Jahre findet der legendäre Faschingszug mit aufwendig gebauten Wagen statt. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. „Muafaz“-Komitee-Chef Klaus Hochwind erklärt, worauf sich die Besucher freuen können.
Herr Hochwind, wie ist die Lage?
Stressig, aber gut.
Die Tölzer rüsten sich für den närrischen Überfall der Reichersbeurer und Greilinger. Wie finden Sie deren Motto „Stadtpiraten“?
Gut, weil man mit dem Thema sicherlich viele Leute mitnehmen kann. Und es auch für die Zuschauer nicht zu kompliziert umzusetzen ist.
Der Tölzer Bürgermeister Ingo Mehner lässt sich für Fasching extra einen Bart wachsen. Bei Ihnen sieht es ihm Gesicht sehr ähnlich aus. Wird man Sie beide im Partnerlook antreffen?
Partnerlook glaube ich eher nicht, optisch vielleicht im Gesicht, aber dann hört's schon auf. Ich kann unser Wagenmotto noch nicht preisgeben, deswegen ist es schwer, dazu mehr zu sagen.
Nicht mal eine Andeutung?
Bei mir sollen es im besten Fall Koteletten werden – und kein Bart. Und da ich beim Wagen der Musikkapelle dabei bin, hat es auch bissl was mit Musik zu tun. Der Ingo Mehner macht ja eher einen auf Piraten.
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Vor zehn Jahren war der damals amtierende Tölzer Bürgermeister Josef Janker nicht anwesend. Als Scherz habt Ihr vor einige Wagen dann jeweils einen Woll-Janker gehängt. Ingo Mehner hat hoch und heilig versprochen, dabei zu sein. Muss er sich warm anziehen?
Es ist Anfang März, na klar.
Auf was müssen sich Besucher gefasst machen, die zum ersten Mal mit dabei sind?
Wenn man ganz unbedarft ist, geht man einfach hin und rechnet mit einem ganz normalen Faschingszug – und das ist es definitiv nicht.
Sondern?
Wir haben da schon Wagen, die man sonst im ganzen Oberland nicht sieht. Es sind keine Zugfahrzeuge, die man als Zugfahrzeuge erkennt, es ist alles total verbaut, manche Wagen sind 18 Meter lang und bis zu 10 Meter hoch. Der Aufwand, der dahinter steckt, ist immens. Auch die detailreiche Ausgestaltung der Wagen und Kostüme geht ja nur, weil es eben nicht jedes Jahr ist.

Wie lang ist der gesamte Zug?
Wir haben jetzt 41 Wagenmeldungen. Wenn ohne Pause Wagen an Wagen steht, haben wir schon eine Zuglänge von knapp einem halben Kilometer. Da sind noch keine Fußgruppen dabei.
Was den „Muafaz“ ebenfalls besonders macht, ist, dass es keine politischen Darstellungen gibt, oder?
Genau, wir haben da so gut wie nichts Politisches dabei. Die Leute haben sich ja ihre Themen teils schon vor eineinhalb Jahren ausgedacht, das wäre ja alles nicht mehr aktuell. Und es geht auch gar nicht darum, irgendwen anzugreifen oder zu kritisieren. Hier und da sind minimale Sticheleien erlaubt, aber die Wagen haben eher Themen wie beispielsweise aus Filmen.
Was ist Ihnen vom letzten Mal besonders in Erinnerung geblieben?
Ich stand auf dem Moderatorenturm neben dem Winzerer. Und als dann das Piratenschiff, das danach lange am Jailhouse stand, mit Rauch und allem Drum und Dran ankam und die ganze Marktstraße gefüllt war, das war schon ein Wahnsinnsmoment, den man sonst nicht erlebt. Es ist so beeindruckend, wie viele Leute kommen und trotzdem alles gut funktioniert. Aber auch die Vorbereitungen waren sensationell.
Wie lief die Schnapsprobe?
Erfolgreich (lacht).
Das reicht mir jetzt noch nicht als Antwort.
Dadurch, dass wir über 300 Unterstützer im Verkauf von Zeitungen, Zeichen und Schnaps haben, mussten wir das ein bissl begrenzen. Daher haben wir gesagt, dass von jeder Mädlsgruppe zwei kommen können, und zusätzlich haben wir noch 16 Karten ausgelost. Dann hat jedes Komiteemitglied zwei Liter Hochprozentiges mitgebracht, und wir haben uns durch 25 verschiedene Schnäpse probiert. Willi, Enzian, Haselnuss, da war alles dabei.
Jeder 25 Schnäpse?
Na, natürlich nicht, wir haben jeweils nur halbe Stamperl probiert.
Und das Ergebnis?
Wir haben einen fruchtig-scharfen und einen süßen.
Was sollte jeder Besucher am 2. März mitbringen?
Maskierung, Zeit, gute Laune und a bissl Kleingeld – damit unsere Verkäuferinnen nicht soviel Wechselgeld brauchen.
Gibt es ein totales No-Go?
Die Veranstaltung politisch zu nutzen. Und vielleicht sollte man nicht mehr trinken, als man auch verträgt. Das kann man ja auch vorher noch austesten, bestenfalls trainieren. Training ist da immer gut.
Gibt es auch etwas, das heuer ganz anders ist als bei den letzten Malen?
Ja, der Zugverlauf. Früher sind wir die Marktstraße runtergefahren, haben am Kreisel am Amortplatz umgedreht und sind dann wieder genauso heim, wie wir hergekommen sind. Jetzt kommen wir von Reichersbeuern über Greiling nach Tölz. Beim Eisstadion fahren wir rechts runter, bei der Mühlfeldkirche haben dann die Haberer ihren Einsatz, und dann fahren wir runter. Allerdings bleibt der unterste Wagen dann am Anfang der Marktstraße stehen. So bleibt es auch, bis wir zurückfahren. Also wer alle Wagen in der Marktstraße sehen will, muss sich schon a bisserl bewegen.