Frühstart-Rente: Was passiert mit dem Geld für die Kinder?
Mit der Frühstart-Rente will die Merz-Regierung die Altersvorsorge der jüngsten Generation in Deutschland verbessern. Doch es gibt offene Fragen – darunter die, wie das Geld angelegt werden soll.
Berlin – Nach den Alten sind nun die Jungen dran: Die Merz-Regierung möchte mit der Frühstart-Rente die Altersvorsorge der Jüngsten verbessern. Dabei würden Kinder zwischen sechs und 18 Jahren pro Monat zehn Euro für ein individuelles, kapitalgedecktes Altersvorsorgedepot vom Staat erhalten. Laut Koalitionsvereinbarung soll die Frühstart-Rente schon Anfang nächsten Jahres kommen – Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) will im Herbst dazu einen Gesetzentwurf präsentieren.
Frühstart-Rente: Viele Fragen sind offen
Dieser wird mit Spannung erwartet – denn die Frühstart-Rente ist in Deutschland eine völlig neue Idee und viele Fragen sind bis jetzt offen. Im Wirtschaftsdienst fragen die Experten Marlene Haupt, Professorin für Sozialwirtschaft und Sozialpolitik an der RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten, und Martin Kerkhoff, Doktorand an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: „Soll für jedes Kind ein Depot durch den Staat eröffnet werden und zahlt dieser dann automatisch auf ein Konto oder in ein bestimmtes Produkt ein? Erfolgt die staatliche Einzahlung nur auf Antrag? Wird ein fixer Starttermin gewählt oder werden auch Depots für zu diesem Zeitpunkt ältere Kinder eröffnet, für die dann zeitlich anteilig ein Ansparen erfolgt?“

Das sind alles grundsätzliche Fragen – noch größer ist das Thema, welche Anlagen bespart werden dürfen und ob Eltern überhaupt für ihre Kinder ein Anlageprodukt (Fonds, ETF, Aktien) auswählen dürfen oder dies von staatlicher Seite übernommen wird. Gibt es für die Produkte Risiko- und Gebührenvorgaben? Wird das angesparte Geld dann besteuert? Dürfen Eltern oder auch Großeltern mitsparen?
Frühstart-Rente: 10 Euro haben nur „Symbolwert“
Denn wenn Angehörige mit einzahlen dürfen, würde die Frühstart-Rente tatsächlich die Altersvorsorge der Kinder erheblich verbessern und sie hätten im Alter eine ordentliche Summe und nicht nur einen Tropfen auf dem heißen Stein. Für Timo Halbe, Geldanlage-Experte beim Ratgeber „Finanztip“, haben die veranschlagten zehn Euro laut Tagesschau lediglich Symbolwert. „Es geht um das Signal: der Staat beziehungsweise die Rente allein kann den Lebensstandard im Alter nicht mehr sichern. Jeder muss etwas selbst beisteuern“, so Halbe.
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) schlägt mit seinen Verbesserungsvorschlägen für die Frühstart-Rente in die gleiche Kerbe. Der Staatszuschuss von 10 Euro monatlich sollte an die Bedingung geknüpft werden, dass die Eltern mindestens denselben Betrag dazutun, fordert das Institut. Die Bereitschaft dafür sei laut einer Umfrage hoch. So seien 78,7 Prozent der Eltern und der Befragten mit Kinderwunsch willens, zu den staatlichen 10 Euro monatlich nochmals 10 Euro Eigenbeitrag zu leisten. Selbst bei den Geringerverdienenden seien es 72,3 Prozent.
Es braucht klare Strukturen: Experten warnen vor möglichen Fehlinvestitionen
Damit bleibt aber die Frage, wie das Geld angelegt wird. Denn Haupt und Kerkhoff warnen, dass viele Risiken der Frühstart-Rente unmittelbar mit ihrer individuellen Ausgestaltung verbunden sind. Der Koalitionsvertrag sehe zwar eine privatwirtschaftliche Organisation der Frühstart-Rente vor – doch „ohne eine klare Struktur und Regulierung droht die Gefahr, dass Verbraucher auf die Beratung durch Finanzvertriebe angewiesen sind“. Dies könnte dazu führen, dass sie in ungeeignete oder überteuerte Produkte investieren, warnen die Experten.
Frühstart-Rente: Experte rät, auf Kosten der Anbieter zu achten
Halbe rät deshalb Eltern in der Tagesschau, vor allem auf die entstehenden Kosten bei den unterschiedlichen Anbietern zu achten, sobald die Details rund um die Frühstart-Rente geklärt sind. Das heißt konkret: „Welche Kosten entstehen für die Depotführung oder bei der Ausführung des Sparplanes?“
Für ihn wäre ein weltweit breit gestreuter Aktienfonds die beste Lösung für die Frühstart-Rente. „Das hilft, die Risiken am Aktienmarkt deutlich zu senken. Der Fonds sollte zudem nicht aktiv gemanagt werden. Wir wissen inzwischen, dass das keine Vorteile bringt und deutlich teurer ist.“ Doch noch heißt es, abzuwarten, bis die Regierung ihre Lösung präsentiert.