US-Wirtschaft: Wie sich Trumps Zollpläne als Bumerang erweisen könnten
Trump plant hohe Zölle auf ausländische Produkte, doch ein Experte warnt vor den Konsequenzen im eigenen Land. Wenige Sorge sieht er hingegen bei Europa.
Washington - Donald Trump, Amerikas designierter Präsident, hat ambitionierte Pläne für die USA. So will er das Land zur „Kryptohauptstadt des Planeten“ machen, was den Bitcoin-Kurs in dieser Woche auf über 100.000 US-Dollar steigen ließ. Gleichzeitig warnte er im Wahlkampf vor einer Verlagerung der deutschen Autoindustrie in die USA, was nach seinem Wahlsieg die Kurse der Autohersteller beeinflusste. Für Aufsehen sorgt jedoch vor allem seine Ankündigung, hohe Zölle auf ausländische Produkte zu erheben – eine Maßnahme, die laut einem Experten im Spiegel-Interview nur wenig sinnvoll sei.

Ökonom äußert zunächst wenig Bedenken zu Trump Strategie für Europa
Während des Wahlkampfes kündigte Trump an, Zölle in Höhe von zehn bis 20 Prozent auf alle Produkte aus dem Ausland zu erheben, für China plant er sogar Importzölle von bis zu 60 Prozent. Gerade Europa rät, der Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, Edgar Walk, jedoch, im Interview mit dem Spiegel, sich von Trumps Drohungen zunächst nicht einschüchtern zu lassen. Die Zölle könnten für Europa sogar gut sein, argumentiert Walk. Denn, während der US-Dollar an Wert gewinnt, wird der Euro schwächer und dadurch die Nachfrage nach europäischen Exportprodukten größer. Der Ökonom betont, dass dies genau das sei, was Europa aktuell brauche und „dann aber heben sich beide Effekte auf, die Wirkung der US-Zölle auf unsere Exportindustrie verpufft.“
Wie Trump mit seiner Vision den USA schadet
Trumps Vision könnte sich für die USA als riskanter erweisen als erwartet. Steigende Zölle würden durch den geschwächten Dollar den Investitionsbedarf erhöhen. Um den „Dollarrausch“ einzudämmen, müsste die Federal Reserve (Fed) die Zinsen senken, was ihre Unabhängigkeit gefährden könnte. Werden zudem Trumps Steuersenkungen und Einwanderungspolitik umgesetzt, könnte die Inflation erheblich anziehen. Außerdem werden die Importe in die USA zwar billiger, die Exporte wiederum teurer, das würde vor allem Produzenten und Arbeitnehmer im Land belasten. Walk schließt daraus: „In diesem Fall muss es auf amerikanischer Seite Verlierer geben, und die wählen dann populistisch.“
Dabei steht eines von Trumps zentralen Wahlversprechen auf dem Spiel: „die Inflation und Lebensmittelpreise zu senken“, warnt Lance Jungmeyer, Präsident des Verbands der Obst- und Gemüseimporteure, im Radiosender NPR. Da etwa ein Drittel des Obstes und Gemüses in den USA aus Mexiko und Kanada stammt, würden Zölle unweigerlich die Lebensmittelpreise treiben.
Die stagnierende US-Produktion – so kann die USA als Gewinner hervorgehen
Das Problem, das Walk in den USA sieht und das Trump mit seinen Plänen angehen will, ist die seit 2005 stagnierende US-Industrieproduktion – während der Rest der Welt um mehr als 50 Prozent zulegen konnte. Laut Walk liegt dies an der dauerhaft überbewerteten Dollar-Währung, die zu einer Deindustrialisierung geführt habe. „Die USA müssen immer höhere Zinsen und Dividenden auf ihre Auslandsverbindlichkeiten zahlen, was zunehmend belastet“, erklärt er im Spiegel-Interview. Gleichzeitig sinkt die Wettbewerbsfähigkeit der USA aufgrund steigender Preise, während Asien dieses Niveau konstant hält.
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Walk plädiert daher für eine kooperative Strategie, in der die USA profitieren, wenn sie mit China und Europa ins Gespräch gehen. Trumps einseitiges Vorgehen hält Walk für riskant: „Handelt er unilateral, wird er seine Ziele verfehlen oder eine hohe Inflation in den USA verursachen. Handelt er aber multilateral, könnte er mehr erreichen. Dann würde er auf Zölle verzichten oder sie nur begrenzt einsetzen.“
Auch der geplanten BRICS-Währung, die Länder wie Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und andere entwickeln wollen, begegnet Trump skeptisch. Kürzlich drohte er mit 100-Prozent-Zöllen, sollten die BRICS-Staaten die Währung umsetzen.