Markteinbruch: VW will weiteres Werk in China verkaufen
VW steckt in einer tiefen Krise. Ursache ist vor allem das Geschäft in China, wo die Marktanteile des Konzerns einbrechen. Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht.
Wolfsburg - VW will sich von einem weiteren Werk in China trennen. Nach dem Verkauf der umstrittenen Fabrik in Xinjiang steht nun der Standort Nanjing nordwestlich von Shanghai zur Disposition. Das berichtet die Wirtschaftswoche unter Berufung auf Konzernkreise. Demnach wird ein Verkauf als wirtschaftlichere Variante angestrebt, aber auch eine Schließung sei möglich. VW wollte sich gegenüber der Wirtschaftszeitschrift nicht dazu äußern.
VW will wieder Werk in China verkaufen: Weitere Werke könnten folgen
Das Werk in Nanjing wurde 2008 gemeinsam mit dem chinesischen Partner SAIC errichtet und hat eine Kapazität von 360.000 Autos pro Jahr. Dort werden die Modelle VW Passat, Skoda Kamiq und Skoda Superb gebaut. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen in Peking erfuhr, wird wegen der geringen Auslastung seit einiger Zeit über eine Trennung von der Produktion in Nanjing nachgedacht. Auch die relativ zentrale Lage in der Stadt begrenze die Möglichkeiten, das Werk anzupassen, hieß es. Bereits im September hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über Spekulationen über eine mögliche Werksschließung in Nanjing berichtet.

Wegen der schlechten Auslastung könnte sich VW von weiteren seiner insgesamt 26 chinesischen Pkw-Werke trennen, berichtet die Wirtschaftswoche. Dabei könnte es sich um Werke handeln, in denen Skoda-Modelle gebaut werden, da der Absatz der Marke im freien Fall ist. Wurden vor der Corona-Krise noch mehr als 300.000 Skoda in China verkauft, waren es in diesem Jahr bislang nur rund 11.000.
VW will weiteres Werk in China verkaufen: Absatz bricht weiter ein
Doch nicht nur bei Skoda, sondern im gesamten VW-Konzern bricht der Absatz in China ein. Ursprünglich sollten nach dem Ende der Corona-Pandemie jährlich fünf Millionen Autos gebaut werden, bis 2030 sollten es sogar sechs Millionen sein. Zum Vergleich: 2018 und 2019 waren es jeweils mehr als vier Millionen. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Für das laufende Jahr werden laut Wirtschaftswoche nur noch rund 2,5 Millionen Fahrzeuge erwartet.
Durch diesen Absatzrückgang sinkt der Marktanteil des Konzerns seit 2019 kontinuierlich von damals 19 Prozent auf knapp zwölf Prozent im Jahr 2023. Diese Entwicklung hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt. Im April lag der Marktanteil noch bei zehn Prozent, im Oktober bei neun Prozent. Bei den wichtigen Elektroautos waren es im Oktober sogar nur 1,5 Prozent.
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Um die Wende zu schaffen, hat VW zahlreiche Maßnahmen ergriffen. So sollen Autos verstärkt vor Ort entwickelt werden und bei künftigen E-Modellen verstärkt auf das Know-how und die Technik des Joint-Venture-Partners XPeng gesetzt werden. Dennoch erwartet Volkswagen „noch mindestens zwei weitere Jahre im Tal der Tränen“.
VW in der Krise: Scholz warnt vor Werksschließungen in Deutschland
Auch in Deutschland drohen Werksschließungen. Laut Betriebsrat sind mindestens drei Werke und zehntausende Arbeitsplätze bedroht. Volkswagen begründet die geplanten Einschnitte mit hohen Kosten und geringer Auslastung. Die IG Metall ruft für Montag (9. Dezember) parallel zur dann laufenden vierten Tarifrunde zum zweiten flächendeckenden Warnstreik bei VW auf.
Nun hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz eingeschaltet und VW aufgefordert, auf Werksschließungen zu verzichten. „Die konkreten Entscheidungen verhandeln die Eigentümer gemeinsam mit den Sozialpartnern. Meine Meinung ist klar: Die Schließung von Standorten wäre nicht der richtige Weg“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Gerade weil Fehlentscheidungen des Managements zu der schwierigen Situation beigetragen haben, wäre das nicht in Ordnung.“