Nach Trump-Attentat: Ex-Präsident wollte weiter golfen und beklagt „neue Ebene des Hasses“

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Donald Trump zeigt sich betont entspannt nach einem erneuten Attentatversuch auf ihn. Nutzt er die politische Gewalt im US-Wahlkampf?

Washington, D. C. – Donald Trump gibt nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf ihn den starken Mann. „Am liebsten hätte ich den letzten Putt versenkt, aber wir haben beschlossen, dass wir hier verschwinden müssen“, sagte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner auf der Plattform X Spaces. Er wollte trotz eines mutmaßlichen Attentatversuchs auf ihn wohl weiter Golf spielen.

Dass Trump nach dem Vorfall erstaunlich gelassen reagierte, bestätigte auch der Fox News Moderator Sean Hannity. Er habe kurze Zeit nach dem Vorfall auf Trumps Golfplatz in West Palm Beach mit dem Republikaner telefonierte. Auch er erzählte, dass Trump, als er von Agenten des US-Geheimdienstes in sein Anwesen Mar-a-Lago gebracht wurde, anfing zu scherzen. Diese Gelassenheit scheint Trump jetzt auch nach Außen zu tragen. Nutzt er die aufkommende politische Gewalt in den USA für seinen Wahlkampf für die US-Wahl 2024?

Nach Trump-Attentaten vor US-Wahl: Wahlkampf mit Gewalt und Gottes Wille

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump nur knapp einem Attentat entkam. Am 13. Julie schoss ein Mann nur knapp am Kopf des Ex-Präsidenten vorbei und verletzte dessen Ohr. Bei dem Attentatsversuch auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania kam ein Mann aus der Zuschauermenge ums Leben – Trump kam vergleichsweise glimpflich davon. Schon damals wusste er den Moment symbolträchtig zu inszenieren. Bilder des Ex-Präsidenten mit erhobener Faust und den Worten „kämpft, kämpft, kämpft!“, prägen seitdem den Wahlkampf zur US-Wahl. Ein entsprechendes T-Shirt findet sich für 29.98 US-Dollar im Online-Shop des Republikaners.

Attentatversuch auf Donald Trump
Donald Trump entgeht wohl erneut nur knapp einem Attentat. Er hätte am liebsten weiter Golf gespielt. © Kyle Mazza/IMAGO

Doch damit nicht genug – Gott höchst persönlich soll Trump vor den Kugeln des Schützen am 13. Juli gerettet haben. „Nur Gott hat das Undenkbare verhindert“, schrieb der Republikaner in einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Das Baker Institute for Public Policy sieht Trump bei Evangelikalen und praktizierenden Christen in den USA, vor allem unter weißen und asiatischen Wählern, vor seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris. Möglicherweise besteht der Republikaner auch deshalb auf die Intervention Gottes bei dem Attentatsversuch. Trump fügte in seinem Post hinzu: „Wir werden KEINE ANGST HABEN, sondern in unserem Glauben fest und trotzig bleiben angesichts der Bosheit.“

Vor US-Wahl 2024 – Secret Service nach Trump-Attentat erneut in der Kritik

Nach dem Attentatversuch im Juli wurde massive Kritik am Secret Service laut. Der Vorwurf lautete, dass es den Beamten nicht gelungen sei, für die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu sorgen, um das Leben des Ex-Präsidenten adäquat zu schützen. „Die feierliche Mission des Secret Service ist es, die Führer unseres Landes zu schützen. Am 13. Juli haben wir versagt“, schrieb Secret Service Direktorin Kimberley Cheatle in einer Aussage zu einem entsprechenden Untersuchungsausschuss.

Auch nach dem vermeintlichen zweiten Attentatsversuch gegen Trump steht der Geheimdienst erneut in der Kritik. US-Präsident Joe Biden forderte zudem den Kongress auf, mehr Mittel für den Secret Service zur Verfügung zu stellen. Ihm zufolge benötige der Geheimdienst „mehr Hilfe“, wie er bei einer Pressekonferenz vom Montag (16. September) von der Washington Post zitiert wird. Trump zeigte sich dagegen überaus zufrieden mit der Arbeit der Beamten. In einem Beitrag auf Truth Social schrieb er, dass er den beteiligten Beamten seinen Dank ausspreche. „Der Job wurde absolut herausragend erledigt. Ich bin sehr stolz, Amerikaner zu sein“, fügte er hinzu.

„Neues Level an Hass“ – Trump gibt Harris vor US-Wahl die Schuld an Waffengewalt in den USA

Trump nutzt den möglichen zweiten Attentatsversuch auch, um gegen seinen politischen Gegner auszuteilen. Dabei wirft er den Demokraten „falschen Aussagen“ vor, wie er auf Truth Social schreibt. Trump vermischt in seinem Beitrag das TV-Duell gegen Harris im US-Sender ABC mit den gegen ihn laufenden Prozessen und sinniert eine Kampagne gegen ihn. Dieses Vorgehen habe „die Politik in unserem Land auf eine ganz neue Ebene des Hasses, des Missbrauchs und des Misstrauens gebracht“, so Trump. „Wegen dieser kommunistischen linken Rhetorik fliegen die Kugeln, und es wird nur noch schlimmer werden!“.

Es ist wahrscheinlich, dass Trump damit auf die Attentatsversuche gegen sich anspielt. In dem Beitrag spezifiziert er den Vorwurf jedoch nicht, sondern geht sofort zu einem seiner liebsten Wahlkampfthemen über. „UNSERE GRENZEN MÜSSEN GESCHLOSSEN WERDEN, UND DIE TERRORISTEN, KRIMINELLEN UND GEISTESKRANKEN MÜSSEN SOFORT AUS DEN AMERIKANISCHEN STÄDTEN UND GEMEINDEN ENTFERNT UND IN IHRE HERKUNFTSLÄNDER ABGESCHOBEN WERDEN“, schrieb der Ex-Präsident.

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Dass Trump den Demokraten Lügen vorwirft, wirkt mit Blick auf seine eigenen Aussagen durchaus überraschend. Laut einem Faktencheck von CNN hat Trump während des TV-Duells gegen Harris mehr als 30 Falschaussagen getätigt. Darunter auch die Erzählung, haitianische Migranten würden die Haustiere von US-Bürgern töten und essen – eine Behauptung, die einerseits als falsch nachgewiesen ist und andererseits für massive Gewaltandrohungen in der Kleinstadt Springfield (Ohio) sorgt. Laut NBC News gab es mittlerweile mehr als 30 Bombendrohungen im Zusammenhang mit den Falschaussagen Trumps über getötete Haustiere.

Vermeintlicher Trump-Attentäter war brennender Ukraine-Unterstützer – Grund für den Anschlagsversuch?

Der wahre Grund für das versuchte Attentat auf Trump könnte jedoch ein ganz anderer sein. Denn bei dem Tatverdächtigen handelt es sich wohl um einen brennenden Unterstützer der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland. Laut der New York Times war der Verdächtige als Freiwilliger im Ukraine-Krieg. Außerdem habe er einen Plan geschmiedet, wie er ehemalige afghanische Soldaten für den Kampf gegen die Truppen von Kreml-Chef Wladimir Putin rekrutieren könne, wie er in einem Gespräch mit der Times gesagt haben soll.

Laut dem Sohn des mutmaßlichen Attentäters, tue Trump zu wenig für die Ukraine. „In der Zwischenzeit sitzt dieser Typ hinter seinem verdammten Schreibtisch und tut verdammt noch mal nichts“, sagte dieser im Gespräch mit dem Guardian. Im TV-Duell blieb Trump die Antwort auf die Frage schuldig, ob er wolle, dass die Ukraine den Krieg gewinnt. Trump gab lediglich an, dass er den Ukraine-Krieg sogleich beenden werde. (nhi)

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