„Hat sich angehört, als würde ein Zug übers Haus fahren“ – Stipendiatin fliegt ein Jahr nach Amerika

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Der CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (M.) freut sich, dass Julia Stübinger und Luis Fischer in Amerika den Wahlkreis Ebersberg-Erding vertreten. © Stefan Rossmann

Julia Stübinger (18) flog im Rahmen des parlamentarischen Partnerschaftsprogramms nach Amerika und erzählt jetzt ihrem Nachfolger, was sie erlebt hat.

Ebersberg – In gelbem Shirt, weiter Hose und einer weißen Handtasche mit einem USA-Flaggen-Anhänger geht Julia Stübinger strahlend auf das CSU-Wahlbüro in der Ebersberger Innenstadt zu. Sie war im vergangenen Jahr diejenige, die das Stipendium für das parlamentarische Partnerschaftsprogramm (PPP) bekommen hat. Heute trifft sie sich mit ihrem Nachfolger Luis Fischer sowie mit Andreas Lenz (CSU), Wahlkreisabgeordneter im Bundestag, und Stefanie Ederer, Wahlkreisreferentin. Stübinger will das Erlebte Revue passieren lassen.

„Ich saß in dem Auto vom Flughafen weg und es war surreal“, erinnert sich die Moosinningerin (Lk. Erding), die zuvor noch nie in Amerika gewesen war. Bereits im März oder April habe sie alle Informationen von der Organisation gehabt, die das Stipendium organisiert. So habe sie mit ihrer Gastmutter in Florida gechattet und Dackel, Chihuahua und Kätzchen kennengelernt.

„Viele wissen nicht, was da los ist“ – Schüler der High-School hätten wenig bis gar kein politisches Interesse

Das kann der 17-jährige Emmeringer Luis Fischer noch nicht von sich behaupten. Er habe – es ist Ende Juli – immer noch nicht erfahren, zu welcher Gastfamilie, geschweige denn in welchen Bundesstaat es für ihn geht. Datum für den Flug sei jedoch Mitte August. „Im Moment nehme ich alles“, sagt der diesjährige Stipendiat und lacht. Im Rahmen des Programms besuchen die Stipendiaten eine Woche Washington D.C, wo sie „jedes wichtige Haus“ besuchen, so Julia Stübinger. „Du führst dann ein Interview mit einem Senator oder dessen Repräsentanten“, sagt sie zu dem Emmeringer. Sie selbst habe mit der Republikanerin Laurel Lee über deren Job und aktuelle politische Themen gesprochen.

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Die Schüler der High-School hätten jedoch wenig bis gar kein Interesse an der politischen Lage ihres Landes. „Viele wissen nicht, was da los ist“, sagt die 18-Jährige. Sie habe das Gefühl, die Schüler würden sich nicht auskennen. Die Partei, die ihre Eltern wählen, wählten sie ebenfalls.

„Wo willst du sitzen?“ – Amerikanisches Cafeteria-Klischee ist wahr

Doch das sind nicht die einzigen Unterschiede zu Deutschland, die Julia Stübinger zu berichten hat. Die Stipendiatin hatte die Hurrikane „Milton“ und „Helene“ miterlebt. Sie erinnert sich: Bereits eine Woche vorher sei die Schule ausgefallen, man habe sich vorbereitet. Als es dann so weit war, kauerte die Familie in einem Raum ohne Fenster. „Es hat sich angehört, als würde ein Zug übers Haus fahren“, sagt sie. Dann war Stille. Ein Baum war auf ein Haus gefallen.

„Mit den Schülern habe ich keine negativen Erfahrungen gemacht“, sagt die Moosinningerin. „Sie haben mir sehr geholfen.“ Beim Golfen habe sie ihre beste Freundin kennengelernt, mit der sie auch immer noch Kontakt halte. Das Klischee, dass jede „Bubble“ ihren festen Tisch in der Cafeteria habe, wie man es aus Filmen kennt, sei wahr. Jede Gruppe habe ihre eigenen Plätze: Sportler, Cheerleader, Bandmitglieder und viele mehr. „Wo willst du sitzen?“, fragt der Abgeordnete Andreas Lenz den Emmeringer Luis Fischer, der sich auch an verschiedenen Sportarten ausprobieren möchte.

„Es ist eine Wimpernschlagentscheidung“ – Arbeit im Ehrenamt und gute Noten seien Auswahlkriterien

Um für das Programm ausgewählt zu werden, mussten die 18-Jährige und der 17-Jährige verschiedene Tests – Referate und Multiple-Choice-Test – bestehen. Das sei „gut machbar“ gewesen, sagt Julia Stübinger.

Der Wahlkreisabgeordnete hat am Ende auch noch ein Wörtchen mitzureden. „Es ist eine Wimpernschlagentscheidung“, sagt Lenz, der die Arbeit im Ehrenamt und gute Noten als zwei Kriterien seiner Entscheidung nennt.

„Wir nehmen dieses Jahr auch einen Gastschüler aus Amerika auf“ – Jahr in Amerika hat sie verändert

„Ich würde es nochmal machen“, sagt die 18-jährige Moosinningerin, die nach ihrem Abitur plant, als Au-pair zu arbeiten. Das Jahr in Florida habe sie verändert. Sie sei gewachsen, offener geworden und habe gelernt, verschiedene Lösungsansätze auszuprobieren, um ans Ziel zu gelangen. „Wir nehmen dieses Jahr auch einen Gastschüler aus Amerika auf“, sagt sie und lächelt.

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