Polizei-Skandal in Großbritannien - Diskriminierung, sexuelles Fehlverhalten: Britische Polizei entlässt rund 600 Beamte
Innerhalb eines Jahres wurden in England und Wales fast 600 Polizisten wegen Fehlverhaltens entlassen. Das berichtet die Ausbildungsorganisation für Polizeikräfte in England und Wales, das "College of Policing", in einer Mitteilung am Dienstag.
Zahl der Vergehen erhöht sich drastisch
Besonders häufig lagen unehrliches Verhalten und sexuelle Vergehen vor. Die Anzahl der Entlassungen von Polizeibeamten stieg innerhalb eines Jahres bis März 2024 von 394 auf 593 Fälle, teilte das "College of Policing" mit.
Von diesen Beamten wurden 74 wegen sexueller Vergehen und Fehlverhaltens entlassen. In 18 Fällen war der Besitz kinderpornografischer Bilder der Grund und in 71 Fällen diskriminierendes Verhalten. Am häufigsten jedoch sei Unehrlichkeit mit 125 Fällen der Grund für die Entlassung gewesen.
Polizeibeamte wurden auf eine Sperrliste gesetzt
Die Beamten wurden laut Mitteilung auf eine sogenannte Sperrliste gesetzt. Die Liste wird von Polizeibehörden und anderen öffentlichen Einrichtungen verwendet, um sicherzustellen, dass jemand, der bereits entlassen wurde, nicht mehr im Polizeidienst arbeiten kann. Die Sperrliste gilt für alle Dienstgrade innerhalb der Polizei.

Dazu gehören nicht nur entlassene Beamte, sondern auch Personen, die während einer Untersuchung in den Ruhestand gehen oder kündigen. Mit mehr als 147.000 Beamten in den 43 territorialen Polizeibehörden in England und Wales entspricht die Zahl der neuen Entlassungen etwa 0,35 Prozent der Belegschaft, berichtet das Ausbildungszentrum weiter.
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Ausbildungszentrum kritisiert Fehlverhalten der Polizeibeamten scharf
"Es ist natürlich sehr enttäuschend, dass das Verhalten einer Reihe von Beamten weit unter dem Standard liegt, den wir für die Polizeiarbeit festlegen und den die Öffentlichkeit zu Recht erwartet", betonte Tom Harding, Direktor für operative Standards am College of Policing.
Diese Zahlen würden jedoch zeigen , dass die britische Polizei über "wirksame, robuste Verfahren verfügen, um diese Beamten schnell zu identifizieren." Das Fehlverhalten der Beamten würde die Polizeiarbeit "beflecken" und das Vertrauen in der Öffentlichkeit untergraben.

Aufsichtsbehörde beklagt gravierende Mängel bei Londoner Polizei
Vor allem die Londoner Polizei stand in der Vergangenheit immer wieder wegen erheblicher Mängel in der Kritik. Ein Bericht der Aufsichtsbehörde HMICFR aus dem vergangenen August zeigte, dass die Londoner Metropolitan Police in vielen Bereichen unzureichend arbeitet. Insbesondere bei der Prävention von Straftaten und dem Schutz hilfsbedürftiger Menschen versagt die Behörde offenbar.
Auch die Führung und Verwaltung weisen erhebliche Defizite auf. Lediglich im Gebrauch der Personenkontrollen und im fairen Umgang mit der Öffentlichkeit erzielte die Polizei eine ausreichende Bewertung. Auch bei der Bekämpfung von kinderpornografischem Material im Internet schneidet die Polizei schlecht ab, da in 60 Prozent der Fälle die Ermittlungen eingestellt werden.
Es mangele außerdem an ausreichendem Training der Beamten, und Kontrollen fänden zu häufig mit vorheriger Ankündigung statt. Der Bericht kritisiert zudem, dass unerfahrene Polizisten für komplexe Fälle eingesetzt werden.