Das Wohnhaus, das die Gemeinde Gmund an der Bichlmairstraße gekauft hat, macht Sorgen: Es wurde in die Denkmalliste aufgenommen. Jetzt will die Gemeinde widersprechen.
Gmund - Seit der Bürgerversammlung ist bekannt: Die Gemeinde Gmund hat das Wohnhaus in der Bichlmairstraße 19 gekauft. Es steht auf einem rund 1700 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem sich weitere kleine Nebengebäude befinden. Der Kauf, der im Februar über die Bühne ging, ist ein Glücksfall für Gmund. Denn daneben befindet sich das Pius Kinderhaus. Zusammen mit der gegenüberliegenden Krippe Zwergenburg und auch den neu errichteten Containern (“Haus für Kinder“) unter Leitung der evangelischen Kirche Tegernsee bildet die Bichlmairstraße ein Zentrum für Kinderbetreuung. „Das Haus wäre ideal für einen Ausbau des Kita-Angebots“, sagt Bauamtsleiterin Christine Wild, zumal die Container nur eine Übergangslösung darstellen.
Dass das Haus aber unter Denkmalschutz gestellt werden könnte, damit hat die Gemeinde nicht gerechnet. Und die Mitglieder des Bauausschusses, die sich mit dem Eintrag des Gebäudes in die Denkmalliste befassten – waren alles andere als einverstanden.
Wohnhaus in Gmund jetzt unter Denkmalschutz? Hinweise kamen aus der Bevölkerung
Aufmerksam geworden auf dieses prägende Haus mit steilem Dach und einer markanten Mauer zur Straße war das Denkmalamt 2023, nachdem offenbar Hinweise aus der Bevölkerung ans Landratsamt und das Landesamt für Denkmalpflege gegangen waren. Auslöser war damals eine Voranfrage des bisherigen Eigentümers zum Abriss und Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern mit Tiefgarage. Die Mitglieder des Bauausschusses stimmten damals zu.
Dann jedoch kam die Gemeinde mit dem Eigentümer ins Gespräch wegen des Kaufs. „Als die Verhandlungen schon fortgeschritten waren, kam ein Schreiben der Denkmalbehörde“, berichtet die Bauamtsleiterin. „Wir wussten, dass es im November 2023 eine Besichtigung gegeben hatte, doch der Schutzstatus erschien uns abwegig, zumal das Haus komplett ausgehöhlt war.“
Das Denkmalamt schreibt dem Haus eine geschichtliche und künstlerische Bedeutung zu. Es sei in den 1920er-Jahren „in Heimatstilformen“ errichtet worden und sei ein „anschaulich bewahrt gebliebener Vertreter einer historischen Villenbebauung dieser Zeit am Nordufer des Tegernsees“. Auch lege es Zeugnis von „der Wohnkultur der gehobenen Mittelschicht“ ab. Zudem stehe es in Verbindung mit der Geschichte des 1924 bis 1926 eingerichteten Piusheims.
Bei der künstlerischen Bedeutung wird unter anderem auf das „nahezu vollumfänglich überlieferte Innere“, „die typische Mischung aus Heimatstil mit lokalen Bezügen, spätem Historismus und expressionistischen Merkmalen“ verwiesen. Auch wird die „vollständig durchgestaltete Wohndiele“ aufgeführt. Kurzum: Die Erhaltung des Objekts liege im Interesse der Allgemeinheit, so das Landesamt.
Gmund widerspricht Einstufung eines Wohnhauses als Denkmal: „Nichts mehr da, was von 1923 stammt“
Christine Wild legte dar, warum die Verwaltung das anders sehe. Beim Durchforsten alter Unterlagen habe man herausgefunden, dass das Haus 1923 beantragt und genehmigt, aber so nicht gebaut worden sei, sondern gemäß geänderter Pläne. Auch sei ein bauhistorischer Zusammenhang mit dem Piusheim „künstlich geschaffen“, da angrenzende Nebenbauten erst in den 1980er-Jahren entstanden seien. „Das Haus wurde bereits 1987 komplett entkernt und saniert“, argumentierte Wild. „Vom Innenleben ist nichts mehr da, was von 1923 stammt.“ Ohne Diskussion bekam die Bauverwaltung das Okay, mit entsprechenden Argumenten dem Nachtrag in die Denkmalliste zu widersprechen. Außerdem werde die Gemeinde darum bitten, den Denkmalschutz erneut zu prüfen.
Was aber, wenn die Gemeinde kein Gehör findet? Man hoffe schon sehr, zumindest für das Innere freie Hand zu bekommen, um das Haus für eine künftige Kinderbetreuung umzubauen, sagt Wild im Nachgang.