Was sich für "Tatort"-Star Karin Hanczewski nach Coming-out geändert hat

Neun Jahre lang war sie das Gesicht des Dresdner "Tatort": Als Kommissarin Karin Gorniak ermittelte Karin Hanczewski bis Anfang 2025 im beliebten Krimi-Format. Doch hinter ihrer erfolgreichen Karriere steckt eine Geschichte von Durchhaltevermögen, Selbstfindung – und einem mutigen Coming-out, das ihre berufliche Laufbahn zunächst unerwartet veränderte.

Karin Hanczewski studierte erst Jura – ihren Eltern zuliebe

Bevor Hanczewski überhaupt vor der Kamera stand, schlug sie zunächst einen ganz anderen Weg ein. "Ich komme aus einer polnischen Einwandererfamilie, in der niemand vor mir studiert hat. Aber Bildung war ihnen sehr wichtig", erzählt sie im Interview mit BUNTE. Aus diesem Grund begann sie zunächst ein Jurastudium – nur ihren Eltern zuliebe. Doch ihr Herz schlug für die Bühne. Als sie schließlich am Europäischen Theaterinstitut in Berlin angenommen wurde, traf sie eine klare Entscheidung: für die Schauspielerei, gegen den sicheren Weg.

Der Anfang war allerdings alles andere als glamourös. Hanczewski erinnert sich: "Es macht was mit dir, wenn du einen Traum verfolgst oder eine starke Sehnsucht hast und immer wieder Absagen bekommst. Das war eine harte Zeit." Sie habe gejobbt, was ging, um sich über Wasser zu halten – und gelernt, dass Durchhaltevermögen oft wichtiger ist als Glück.

Bis Anfang 2025 war Karin Hanczewski "Tatort"-Kommissarin.
Bis Anfang 2025 war Karin Hanczewski "Tatort"-Kommissarin. Picture Alliance

Karin Hanczewski über ihr Coming-out: "Bin stolz drauf"

2021 wurde Karin Hanczewski dann Teil einer Bewegung, die in der deutschen Filmbranche für Aufsehen sorgte: Gemeinsam mit anderen Schauspielenden initiierte sie die Aktion "ActOut" in der "Süddeutschen Zeitung". "Ich hatte den Wunsch, dass das gemeinsame Coming-out ein politischer Akt wird und bin stolz darauf, dass sich 185 Schauspielende beteiligt haben. Es musste sich strukturell etwas ändern", sagt sie rückblickend.

Damals habe man noch häufig gehört: "Den können wir nicht besetzen, der ist schwul." Mit der Aktion wollte Hanczewski zeigen, dass sexuelle Orientierung nichts mit schauspielerischer Leistung zu tun hat.

Karin Hanczewski kämpfte gegen Diskriminierung nach ihrem Coming-out

Doch die Reaktionen auf ihr Coming-out fielen gemischt aus. "Anfangs wurden mir nur lesbische Rollen angeboten. Es gab eine Zeit der Verunsicherung. Aber das war ein Missverständnis, denn es geht ja nicht um eine Partnerwahl, sondern eine Besetzung im Film", erklärt sie. Inzwischen habe sich das Bild gewandelt: Heute bekomme sie vielfältige Rollenangebote – und genau das sei ihr wichtig. "Ich hätte auch keine Lust, nur Rollen zu spielen, die mir sehr ähneln."

Seit sie sich mit 27 Jahren zum ersten Mal in eine Frau verliebt habe, begleitet sie das Thema Coming-out durch den Alltag. "Eigentlich oute ich mich bis heute fast jeden Tag. Wenn mich jemand fragt: Und, hast du einen Mann? Dann antworte ich: Nein, eine Frau."