Vorfall nach Manöver: Russlands Zerstörer verfolgt deutsche Fregatte „Bayern“ in der Ostsee
Der russische Zerstörer „Vice-Admiral Kulakov“ verfolgte nach einem Manöver eine deutsche Fregatte in die Ostsee. In Rostock zog er schließlich weiter.
Rostock - Als am Montag die Fregatte „Bayern“ für den Start eines jährlichen Manövers in Rostock einlief, richteten sich offenbar alle Augen auf ein Detail am Horizont: der russische Zerstörer „Vice-Admiral Kulakov“, der im Hintergrund plötzlich ins Sichtfeld trat. Wie die Kieler Nachrichten berichteten, war das graue Kriegsschiff nach einem eigenen Manöver im Kolafjord nicht umgekehrt, sondern stattdessen der deutschen Fregatte an Norwegens Küste entlang in die Ostsee gefolgt. Russland und die Nato liefern sich in der Ostsee immer wieder gefährliche Machtspiele.
Russischer Zerstörer verfolgt Fregatte „Bayern“ bis in die Ostsee - in Rostock zieht er schließlich weiter
Eigentlich sollen sich die Manöver von Russland und der Nato in der Ostsee jahrelang zeitlich nicht in die Quere gekommen sein. Die Nato hielt ihr Manöver Baltops stets im Juni ab und die russische Marine übte im Juli, erklärte Sebastian Bruns gegenüber dem Nachrichtenportal. Bruns ist zuständig für Maritime Strategie und Sicherheit beim Institut für Sicherheitspolitik an der Uni Kiel.
Laut dem Experten könnte es aber sein, „dass sich das in diesem Jahr ändert“. Nachdem Russland überraschend ein großes Seemanöver angekündigt hat, müsste sich die Nato ab Juni auf Zusammentreffen mit russischen Schiffen in der Ostsee einstellen.

Die deutsche Fregatte „Bayern“ hat einen ersten solchen Kontakt nun erlebt. Während sie mit dem deutschen U-Boot „U 33“ und anderen Nato-Einheiten gemeinsam im Nordatlantik übte, befanden sich wohl zeitgleich zwei russische Zerstörer – „Severomorsk“ und „Vice-Admiral Kulakov“ – in einem Manöver im Kolafjord. Nach Abschluss der Übung habe die „Vice-Admiral Kulakov“ plötzlich Kurs Richtung Süden gesetzt und die „Bayern“ auf ihrem Weg in die Ostsee verfolgt. Die „Severomorsk“ sei währenddessen im Nordatlantik geblieben.
„Müssen unsere Häfen so schnell wie möglich gegen die zunehmenden russischen Bedrohungen schützen“
Die deutsche Besatzung sei über ihren Verfolger frühzeitig informiert worden, heißt es im Bericht der Kieler Nachrichten. Demnach habe nicht nur die dänische Marine einen Blick auf den russischen Koloss gehabt, sondern auch Schiffe der Bundespolizei.
Christoph Ploß (39), Maritimer Koordinator der Bundesregierung, äußerte sich dennoch besorgt über die Situation. Auf Bild-Anfrage sagte er: „Der Vorfall zeigt: Wir müssen auch unsere Häfen so schnell wie möglich gegen die zunehmenden russischen Bedrohungen schützen – u.a. mit Schutz der Infrastruktur, mehr Investitionen in Cyber-Sicherheit und Umbau der Brücken für die Panzer.“ Er fügte hinzu, dass die Bundesregierung für die notwendigen Investitionen sorgen werde.
Baerbock für verstärkte Zusammenarbeit der Ostsee-Staaten
Erst vor einigen Wochen drängte die frühere Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf eine verstärkte Zusammenarbeit der Ostsee-Staaten, um die Sicherheit in der Region zu erhöhen. Bei Beratungen auf der dänischen Insel Bornholm sagte Baerbock, dass besonders auf der Insel spürbar sei, „dass sich die hybride Bedrohungslage extrem verschärft hat“. Es würden Unterseekabel durchtrennt, „Datenleitungen unterbrochen oder Stromkabel beschädigt“, führte sie aus. „Die russische Schattenflotte treibt ihr Unwesen und füllt nicht nur die russische Kriegskasse, sondern gefährdet auch Sicherheit und Umwelt in Nord- und Ostsee.“
Durch verstärkte Nato-Patrouillen, engeren Austausch von Informationen und gemeinsame Übungen wolle man die Sicherheit im Ostseeraum erhöhen. „Wir tragen auch gemeinsam dafür Sorge, dass die Sanktionen gegen Russland durchgesetzt werden und die russische Schattenflotte zurückgedrängt wird“, erklärte Baerbock. „Die Gespräche heute und morgen werden uns dabei weiter voranbringen.“ (no/dpa)