Geschäft mit dem Hass: Dieses Unternehmen unterstützen jetzt auch Robert Habeck und Hendrik Wüst
Ein neues Unternehmen will gezielter gegen Hassnachrichten im Netz vorgehen und Anzeigen mithilfe von Künstlicher Intelligenz schneller stellen. Mehrere bekannte Politiker sind jetzt involviert.
Berlin – Das Internet hat die Kommunikation weltweit revolutioniert: Innerhalb von Sekunden ist eine E-Mail verschickt, ein Foto an Freunde per WhatsApp verbreitet, eine Sprachnachricht aufgenommen oder ein Video-Meeting eingerichtet. Doch diese Revolution hat nicht nur positive Seiten: Genauso schnell, anonym und undurchdacht können Hassnachrichten verbreitet werden. Besonders Personen des öffentlichen Lebens bekommen hunderte solche Nachrichten am Tag - dabei sind viele solcher Botschaften strafbar. Ein neues Unternehmen will jetzt helfen, Hassnachrichten zur Anzeige zu bringen.
Straftaten im Netz: Neues Unternehmen will Hassnachrichten zur Anzeige bringen
Beleidigung, Verleumdung, Bedrohung – das alles sind Straftaten, auch wenn sie im Netz geschehen. Besonders betroffen von diesen Hassbotschaften sind Politiker und Politikerinnen sowie generell Personen des öffentlichen Lebens. Seit Beginn der Legislaturperiode hat zum Beispiel Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) über 800 Strafanzeigen aufgrund von Hass im Netz gestellt. Das hatte eine Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der AfD-Fraktion im Sommer ergeben.
Ein neues Start-up will Betroffenen nun helfen, härter gegen Hassnachrichten vorzugehen. Die Firma So Done wurde unter anderem von der FDP-Politikerin Franziska Brandmann gegründet, sie selbst Hassnachrichten erhalten hat.
„Ehrenamtlich politisch aktiv, setze sie sich im Jahr 2022 öffentlich gegen Sexismus ein – und wurde als ‚Schlampe‘, ‚Miststück‘ und ‚Fettschicht‘ bezeichnet, die ‚aus dem Fenster springen‘ soll. Nach einem Moment des Zweifelns war für sie klar: Das lässt sie sich nicht gefallen. Aber: Wo anfangen, wenn man so viele Kommentare und Nachrichten bekommt, dass man selbst den Überblick verliert? Woher die Zeit nehmen, um all die Kommentare zu sichten und die strafbaren Kommentare zur Anzeige zu bringen? Wie die Prozesskosten finanzieren, die bei möglichen gerichtlichen Auseinandersetzungen auf sie zukommen würden?“ heißt es auf der Webseite des Unternehmens über sie und die Motivation zur Gründung des Unternehmens.
So Done bringt Hassnachrichten mittels KI zur Anzeige: Entschädigung wird dann geteilt
Das Unternehmen ist daher ins Leben gerufen worden, um mithilfe von KI Anzeigen an die Behörden zu stellen. Dazu habe man eine KI auf deutsches Strafrecht trainiert, damit es erkennen kann, welche Hassnachrichten, die Opfer einreichen, strafrechtlich relevant sind. Diese werden dann nochmal von Mitarbeitenden geprüft und dann zur Anzeige gebracht. „Weigern sich die Täter, dann geht SO DONE legal im Zweifel auch für dich vor Gericht“, heißt es auf der Webseite.
Bei Erfolg erhalten Opfer 50 Prozent der Entschädigung, die anderen 50 Prozent werden in das Unternehmen reinvestiert, heißt es. Sollte es zu Kosten kommen, werden diese vom Unternehmen und ihrer Kanzlei übernommen, so das Versprechen von So Done. Nach Angaben des Unternehmens erhalten die Opfer im Schnitt 591 Euro an Entschädigung.

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Zahlreiche Prominente haben sich dem Unternehmen zufolge auch schon an So Done gewendet, um ihr System in Anspruch zu nehmen. Robert Habeck, Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr und auch Bundesligist Marius Bülter gehören zu den Unterstützern des Start-ups. Unter anderem mit ihren Entschädigungen wird das Jungunternehmen jetzt finanziell unterstützt.
Viele Menschen halten Hass im Netz gegenüber Politikerinnen für akzeptabel
Dass besonders Politiker und Politikerinnen Opfer von Hassbotschaften werden, ist unlängst bekannt. Viele Menschen halten das aber für richtig, wie eine Untersuchung der gemeinnützigen Organisation HateAid Anfang 2024 feststellte:
43 Prozent der Befragten finden, dass Politikerinnen Anfeindungen im Netz aushalten müssen, weil es zu ihrem Job gehört. 45 Prozent denken, dass Politikerinnen selbst zu Anfeindungen gegen sich in den sozialen Medien beitragen, wenn sie bestimmte Aussagen treffen und 34 Prozent hat Verständnis dafür, wenn Menschen aus Unzufriedenheit Politikerinnen online beschimpfen, auch wenn sie selbst Politikerinnen nicht in den sozialen Medien angreifen würden.