Sklavenarbeit: VW muss über 25 Millionen Euro wegen Vergehen in Brasilien zahlen

Ein brasilianisches Arbeitsgericht hat Volkswagen eine Strafe in Höhe von 165 Millionen Reais, umgerechnet 25,99 Millionen Euro, auferlegt. Laut der „Welt“ ist diese Entscheidung auf die Behandlung von Arbeitern auf einer Farm in Brasilien in den 1970er und 1980er Jahren zurückzuführen. 

Dort seien Arbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen beschäftigt gewesen. Die Anklage wurde im Jahr 2024 nach intensiven Untersuchungen erhoben und anhand von Zeugenaussagen erhoben. Das Unternehmen kündigte an, in Berufung zu gehen.

„Einen der größten Fälle von Sklavenarbeit in der jüngeren Geschichte Brasiliens“

Zwischen 1974 und 1986 sollen rund 300 Arbeiter auf einer Farm im brasilianischen Bundesstaat Pará unter inakzeptablen Bedingungen gearbeitet haben. Diese Farm, die von einer Tochtergesellschaft von Volkswagen betrieben wurde, diente ursprünglich der Viehzucht und dem Holzeinschlag. Den Gerichtsunterlagen zufolge lebten die Arbeiter in schlechten Unterkünften und wurden unzureichend versorgt. 

Bewaffnete Wachen hätten die Arbeiter überwacht und ein System von Schuldknechtschaft hätte verhindert, dass sie die Farm verlassen konnten. Menschen mit Malaria wurden laut Anklage nicht medizinisch versorgt. „Diese Praktiken stellten einen der größten Fälle von Sklavenarbeit in der jüngeren Geschichte Brasiliens dar“, kommentierte die Arbeitsstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes das Urteil in einer Stellungnahme.

Eine Luftaufnahme des VW-Werks in Taubate
Im Werk in Taubaté arbeiten rund 4000 Menschen – Brasilien ist nach China der wichtigste Auslandsstandort von VW. IMAGO / Fotoarena

Verstörende Details zu VW-Farm: sieben Tage die Woche, zehn Stunden täglich ohne Bezahlung

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet von den verstörenden Details der Arbeitsbedingungen auf der Farm „Fazenda Volkswagen“. Dort sollen Leiharbeiter ohne Bezahlung sieben Tage die Woche und mehr als zehn Stunden täglich gearbeitet haben. Zudem hinderte man die Arbeiter daran, die Farm zu verlassen, und setzte Gewalt ein. 

Diese Verbrechen wurden vermutlich nicht von festen VW-Mitarbeitern begangen, sondern von den sogenannten Gatos, die im Auftrag von VW Leiharbeiter rekrutierten. Die Gatos sollen auch ein System entwickelt haben, um die Leiharbeiter untereinander zu verkaufen. Unklar bleibt, ob das aktuelle Urteil den gleichen Fall betrifft. Die Ermittlungen gegen Volkswagen dauern an, während das Unternehmen die Vorwürfe überprüft.

Unternehmen beteuert „unerschütterliche Verpflichtung zur sozialen Verantwortung“

Volkswagen Brasilien will das Urteil jedoch nicht akzeptieren und erklärte, in den 72 Jahren seiner Tätigkeit in Brasilien stets die Menschenwürde geachtet und alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten zu haben. Die „Welt“ zitiert das Unternehmen: „Volkswagen bekräftigt sein unerschütterliches Bekenntnis zur sozialen Verantwortung, die untrennbar mit seinem Verhalten als juristische Person und Arbeitgeber verbunden ist.“

VW-Konzern steckt in Absatz-Krise

Seit der Abgasaffäre, die VW-Aktionäre über 100 Milliarden Euro gekostet hat und für die Verantwortlichen teils nur zu Bewährungsstrafen führte, strauchelt der deutsche Auto-Riese. Aktuelle Zahlen beschreiben, wie Volkswagen 2025 ein Umsatz-Desaster erlebte:

  • Umsatzrückgang: Trotz leicht gestiegener Verkaufszahlen verzeichnet Volkswagen im zweiten Quartal 2025 einen Umsatzrückgang um drei Prozent auf 80,81 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis sank um über 29 Prozent, die Umsatzrendite fiel von 6,5 auf 4,7 Prozent.
  • Belastungsfaktoren: US-Zölle in Höhe von 1,3 Milliarden Euro und Restrukturierungskosten von 0,7 Milliarden Euro belasten das Halbjahresergebnis erheblich. Auch Investitionen in Rivian und geringere Margen bei E-Autos verschärfen die finanzielle Lage.
  • Markengruppe Core: Die Markengruppe mit VW, Seat/Cupra und Skoda konnte Umsatz und Ergebnis steigern. Skoda erzielte mit 740 Millionen Euro das beste Quartalsergebnis seiner Geschichte und trug maßgeblich zum Wachstum bei.
  • Porsche und Audi unter Druck: Die Markengruppe Sport Luxury mit Porsche verzeichnete einen Ergebnisrückgang von über 70 Prozent. Auch Audi musste trotz höherem Umsatz ein deutlich schwächeres operatives Ergebnis hinnehmen.
  • Prognoseanpassung: Volkswagen erwartet für 2025 nun keinen Umsatzanstieg mehr, sondern ein Niveau wie im Vorjahr. Die Renditeprognose wurde ebenfalls gesenkt, die erwartete Netto-Liquidität liegt unter den bisherigen Annahmen.