„Bauen die Beziehungen wirtschaftlich und wissenschaftlich aus“ – Söder auf Stoibers Spuren in Indien
Nach den Koalitionsverhandlungen reist Markus Söder einmal rund um die Welt. In Indien wirbt er für wirtschaftliche und politische Partnerschaft.
München/Bengaluru– Der letzte Besuch eines bayerischen Ministerpräsidenten in Indien ist 18 Jahre her. Aber Mitreisende haben sie bis heute nicht vergessen. Als Edmund Stoiber vor dem Taj Mahal steht, einem atemberaubenden marmornen Mausoleum für eine verstorbene Geliebte des Großmoguls, sagt er einen dieser unvergesslichen Stoiber-Sätze. Was ihm hier durch den Kopf gehe, fragt eine Radioreporterin. Stoiber, der in Bayern einen Sparkurs fährt, antwortet spontan und komplett unromantisch: „Das ist eine unglaubliche Verschwendung von Ressourcen.“ Ein erschrockener Pressesprecher interveniert, tuschelt, bittet um Wiederholung der Antwort. Der zweite Anlauf gelingt Stoiber besser, wenn auch mit weniger Inbrunst: Ja gut, befindet er nun, das sei hier schon „ein Monument der Liebe“.
Ohrenzeugen schildern, der Radiosender habe hinterher beide Stoiber-Sätze in voller Pracht gesendet. Die Indien- und Asien-Reise des Ministerpräsidenten 2007 blieb nicht nur deshalb in Erinnerung. Auch weil es Stoibers internationale Abschiedstour war, wenig später trat er ja mehr oder weniger freiwillig zurück. Mitreisende Topmanager beschworen Stoiber damals im kleinen Kreis, sich den Rückzug zu überlegen, seinen Nachfolgern fehle es an Format.
Söder in Indien: Erster Besuch eines bayerischen Regierungschefs seit Stoiber
Stoiber ließ sich nicht umstimmen. Was seine Nachfolger betrifft: Zumindest nach Indien reiste seither kein Ministerpräsident mehr. Erst heute wird Markus Söder eintreffen – damals als Generalsekretär der „letzte Stoiberianer“, heute eher der erste Söderianer. Den 58-Jährigen muss hier niemand vom Rücktritt abbringen. Und erst recht muss ihm keiner sagen, was man auf Fragen von Radiomoderatoren antwortet. Erst am Mittwoch stahl der CSU-Chef den Kollegen Merz, Klingbeil und Esken bei der Präsentation des Koalitionsvertrags mit einem launigen Auftritt die Show.
Söder in Indien: Ministerpräsident will die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Beziehungen stärken
Zum Taj Mahal fährt Söder nicht. Schöne Fotos sind trotzdem garantiert. Er besucht einen Tempel und einen Markt, dazu Unternehmen und diverse Politiker. Die Einladung hatte Premierminister Narendra Modi nach dem G7-Gipfel in Elmau ausgesprochen. „Indien ist die größte Demokratie der Welt und eines der größten Länder überhaupt“, sagt Söder. Der Bundesstaat Karnataka mit seiner Hauptstadt Bengaluru (einst Bangalore) ist Partnerregion. „Wir bauen die Beziehungen wirtschaftlich und wissenschaftlich aus“, kündigt Söder im Vorfeld der Reise an. Dazu erweitere man das Stipendienprogramm, schon jetzt stellen gut ausgebildete junge Inder die größte Gruppe an ausländischen Studierenden in Bayern.
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Parallel zu Söder ist auch eine Wirtschaftsdelegation mit Staatssekretär Tobias Gotthardt im Land – mit ihr kommt man punktuell zusammen. Aktuell gibt es mehr als 300 indisch-bayerische Joint-Ventures. Söder war bereits als Umweltminister 2011 in Indien. Auf Instagram postete er am Freitag ein Erinnerungsfoto, das ihn mit Mutter Teresa zeigt. Diesmal besucht er eine Gedenkstätte für Mahatma Gandhi. Er freue sich sehr auf den Trip, erklärte Söder – auch wenn es bei den Temperaturen sehr heiß werde. „Aber Hitze bin ich durch die Koalitionsverhandlungen ja gewohnt.“ (Christian Deutschänder/Mike Schier)