Skiwanderer fahren am Ätna-Vulkan neben Lava ins Tal – Experte rät von Nachahmung dringend ab
Ein Vulkanausbruch am Ätna beschert spektakuläre Bilder. Skiwanderer wedeln direkt neben der Lavazunge ins Tal. Ein Vulkanguide erklärt die Gefahren.
Catania – Seit Wochen sorgen Vulkanausbrüche und Erdbeben im Mittelmeerraum für Schlagzeilen. Eine spektakuläre Eruption ist derzeit am Ätna zu beobachten. Seit dem Abend des 8. Februar strömt Lava aus dem Krater Bocca Nova des größten Vulkans Europas. Am Fuß des Vulkans hat sich ein Riss gebildet. Aus diesem neuen Schlot tritt seither ein recht flüssiger und schneller Lavastrom aus, der sich auf der Westseite des Vulkans ausbreitet. Der rot glühende Gesteinsstrom wälzt sich zu Tal, Siedlungen sind aber vorerst nicht bedroht. Auf dem 3403 Meter hohen Ätna hatte es in den Tagen zuvor stark geschneit, links und rechts der Lava ist es weiß. Es ist ein skurriler Anblick.
Skifahrer wollen dem gefährlichen Naturschauspiel so nahe wie möglich kommen
Einige Naturliebhaber nutzen die Gunst der Stunde und genießen das Naturschauspiel aus nächster Nähe. In den sozialen Netzwerken finden sich Bilder und Videos von Skifahrern, die direkt neben der Lawine stehen oder vor ihr ins Tal fahren. Man sieht, wie aus der Lavawand glühende Brocken ins Tal rollen.
Der Tourenveranstalter Etnasci warnt Touristen bei Facebook aber davor, alleine dieses Abenteuer nachzuahmen: „Achtung, für alle, die planen, die Lavafront zu besuchen! Unter bestimmten Bedingungen kann es bei Kontakt zwischen glühender Lavamasse und Schneevolumen zu hydromagmatischen Explosionen kommen.“ In wenigen Sekunden können sich die Bedingungen ändern. „Bei den Funken, die ihr im Video seht, handelt es sich eigentlich um glühende Steine, die durch Dampfdruck mehrere Meter Höhe und weit geworfen werden.“
Vulkanguides warnen dringend davor, auf eigene Faust zur Lavazunge zu gehen
Das Team von Etnasci rät, das Phänomen nur aus angemessener Entfernung, also mehrere zig Meter, zu beobachten und nicht der Lavafront zu nahe zu kommen. „Es wird dringend empfohlen, dem Rat von Experten zu folgen, die in der Lage sind, solche Aspekte zu bewerten und eine Gruppe zu begleiten“, heißt es weiter. Tourenanbieter organisieren Ausflüge zur Lavafront.
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Marco Tomasello, Skilehrer und Vulkanführer, ist auch einer der Skiwanderer, die das Naturschauspiel bewunderten. „Die Tatsache, dass alle Elemente da sind, der Schnee, die Lava, der Sonnenuntergang, überträgt eine unglaubliche Energie, dass es einem danach bei Einbruch der Nacht aufgrund des angesammelten Adrenalins wirklich schwerfällt, einzuschlafen“, sagt Tomasello im Interview mit ildolomiti.it.
Nicht nur die Lava, auch der Schnee kann zu großen Fallen werden
Tomasello: „Ich bin Vulkanführer und dies sind keine Exkursionen, die man alleine machen kann.“ Zunächst einmal gebe es Verordnungen, die den Zugang zu den Gipfelbereichen regeln, sodass man manchmal nur in Begleitung eines Führers in die Höhe gelangen darf. „Manchmal ist es sogar mit Führer verboten“, so Tomasello weiter. Auf jeden Fall solle man sich einen Führer nehmen, wenn man zu Fuß oder auf Tourenskiern zur Lavazunge will – nicht nur wegen der Gefahren, die von der Lava ausgehen.
„Zunächst einmal muss man bedenken, dass es jetzt Winter ist und am Ätna beispielsweise vor zwei Wochen zwei Menschen gestorben sind“, erklärt Tomasello. Ein 17-jähriger Gymnastast aus Catania war von einem Felsüberhang in die Tiefe gestürzt. Ein 60-jähriger Skiwanderer aus Pavia starb bei einem Sturz auf eine Eisplatte.
Daher warnt der Experte: „Vor allem, wenn Sie den Vulkan abends besteigen möchten, müssen Sie mit dem Vorhandensein von Eis- und Schneebrücken rechnen, die sich über Löchern bilden.“ Es gibt am Ätna viele Lavahöhlen. Dennoch sagt der Ätna-Guide: „Haben Sie keine Angst, denn Vulkane sind keine Monster. Gehen Sie den Vulkanausbruch mit Respekt an und achten Sie dabei auf die Begleitung von Profis.“ Wer schnell einen Urlaub in Italien buchen will, der könnte die Chance noch wahrnehmen.
Während der Ätna in der Regel bei Ausbrüchen keine große Gefahr darstellt, fürchtet man nach einer endlosen Bebenserie nahe der griechischen Insel Santorini einen Vulkanausbruch oder einen schweren Erdstoß. Auch am Supervulkan der Phlegräischen Felder wird befürchtet, dass er ausbrechen könnte. Auch der Vulkan Teide auf der spanischen Kanareninsel Teneriffa könnte in nächster Zeit wieder ausbrechen, warnen Wissenschaftler.