Forscher besorgt über steigenden Schwefelausstoß am Supervulkan – Kratersee voller toter Fische
Der Supervulkan bei Neapel kommt nicht zur Ruhe. Forscher haben eine Zunahme des Schwefelausstoßes gemessen und Bürger machen sich Sorgen wegen toter Fische.
Neapel/Pozzuoli – Der Supervulkan der Phlegräischen Felder sorgt seit zwei Jahren für große Unruhe. Mitte 2023 sorgte eine Studie für Unruhe, da sie einen bevorstehenden Ausbruch für möglich hielt. In der Roten Zone des Vulkanfeldes leben etwa eine halbe Million Menschen, weshalb die „brennenden Felder“ als gefährlichster Vulkan der Welt gelten. Seit zwei Jahren nimmt auch die Zahl und die Schwere der Erdbeben in der riesigen bewohnten Caldera zu, und die Oberfläche des Gebietes steigt wegen des vulkanischen Drucks von unten steigt unaufhörlich nach oben.
Alleine am Samstag voriger Woche wurden über 50 Erdstöße am Supervulkan gezählt. Tatsächlich waren die Erdstöße schon mal wesentlich stärker und auch das Tempo der Hebung war schon mal höher. Doch beide Prozesse, die Wissenschaftler als „Bradyseismos“, also auf altgriechisch als schleichendes Beben bezeichnen, dauern an und beweisen, dass immer noch enormer Druck in der Tiefe herrscht, wo eine Magmakammer vermutet wird.

Jetzt sorgt eine neue Studie, die von einem Forscherteam des Vesuv-Observatoriums des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in Zusammenarbeit mit der Universität Palermo, der Universität Cambridge und dem Woods Hole Oceanographic Institute in Falmouth (USA) durchgeführt wurde, für neue Unruhe. Die Studie mit dem Titel „Eskalation der Caldera-Unruhen, erkennbar am zunehmenden Ausstoß von isotopisch leichtem Schwefel“ wurde Ende Januar in der Fachzeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht,
Steigender Schwefelgehalt im Solfatara-Dampf lässt Forscher auf aufgestiegenes Magma schließen
Die Forscher hatten einen zunehmenden Schwefelausstoß an den Fumarolen, den Dampfaustrittsstellen am Krater der Solfatara inmitten des Supervulkans, seit 2018 beobachtet. Die Zunahme deckte sich mit den Bebenwellen. Ihr Resümee: „Unsere Studie hebt hervor, dass die in den Fumarolen festgestellte Schwefelanomalie auf einen zunehmenden Beitrag von Gas aus dem Magma zurückzuführen ist, das das Vulkansystem der Phlegräischen Felder speist. Das stützt die Hypothese einer magmatischen Beteiligung an der aktuellen bradyseismischen Krise“, erklärt Alessandro Aiuppa , Professor an der Universität von Palermo, in einer Pressemitteilung. Es sei ein zunehmender Anteil magmatischer Gase nachgewiesen worden, der aus Magma stammt, das in einer Tiefe zwischen neun und sechs Kilometern in der Erdkruste aufsteigt.
„Eine zunehmende Schwefelfreisetzung aus Fumarolen ist typisch für ruhende Vulkane, die sich in einer Phase der möglichen allmählichen Reaktivierung befinden “, ergänzt das Team, das Daten des Supervulkans mit denen anderer Vulkansysteme verglich. „Der zunehmende magmatische Anteil in den Gasen deutet auf eine wichtige Entwicklung in der Dynamik des Phlegräischen Vulkansystems seit 2018 hin“, betont Giovanni Chiodini, assoziierter Forschungsleiter des INGV. Das Magma soll sich demnach in einer Tiefe zwischen sechs und neun Kilometern ansammeln. Die Ergebnisse würden zwar nicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch deuten, doch die Studie unterstreiche die Notwendigkeit, das Phlegräische System weiterhin aufmerksam zu beobachten.
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Tote Fische in Kratersee sorgen für Unruhe in der Bevölkerung
Kaum, dass die Nachricht von der Zunahme des Schwefels in den Vulkanausdünstungen die Runde machte, tauchten in den sozialen Netzwerken die Fotos toter Fische im Averner See bei Pozzuoli auf. Der See ist ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater der Phlegräischen Felder, der das letzte Mal vor etwa 3700 Jahren ausbrach. Die Griechen und Römer hielten ihn für den Eingang zur Unterwelt. Der griechische Autor Strabon erwähnte eine Legende, dass über den See fliegenden Vögel von den aus dem See aufsteigenden Dämpfen getötet wurden.
Jetzt schwimmen in diesem See tote Fische. „Guten Morgen, kann mir jemand den Grund für dieses schreckliche Phänomen erklären?“, fragt eine Userin aus Pozzuoli bei Facebook: „Warum gibt es all diese toten Fische am Averner See? Ich finde das nicht normal.. Kann es von einer starken Gasproduktion abhängen?“
In mehrere lokalen Gruppen wird das Thema lenhaft diskutiert. Eine Administratorin verweist auf eine ähnliche Situation, die ein Forscher beobachtet hatte. Der INGV-Experte Giovanni Chiodini hatte klargestellt, dass im Winter, wenn die Temperaturen besonders kalt werden, ein besonderes Phänomen auftreten könne, nämlich das Absterben von Fischen und die Rotfärbung des Wassers im Averner See, wie sie 2022 auftrat. „Der See hat normalerweise salz- und gasreicheres Wasser, einschließlich Schwefelwasserstoff, in den tieferen Schichten etwa acht bis zehn Meter unter der Oberfläche und normales sauerstoffreiches Wasser, weniger salziges Wasser im oberen Bereich, in dem Fische leben können“, erklärte Chiodini.
Forscher wiegelte schon einmal wegen toter Fische im See ab – doch die Umstände sind jetzt anders
Weiter: „Wenn die Außentemperatur sehr niedrig wird, wird das Oberflächenwasser schwerer als das Salzwasser darunter, das reich an Schwefelwasserstoff und ohne Sauerstoff ist. Sauerstoffreiches Wasser sinkt auf den Grund des Sees und sauerstofffreies Wasser steigt an die Oberfläche, wodurch die Fische sterben.“ Auch in anderen Wintern trieben schon tote Fische im Averner See. Allerdings waren die Außentemperaturen in den vorigen Wochen mild, betont die Administratorin. Dieses Mal ist auch das Wasser nicht rot.
Was die Beben betrifft: Zuletzt wanderten die Erdstöße vom Solfatarakrater bei Pozzuoli Richtung des prähistorischen Lavadoms am Monte Olibano. Hier befindet sich die italienische Luftwaffenakademie. Unbestätigten Berichten zufolge plant das italienische Militär den wegen „Instabilität des Territoriums“ den Abzug der Pilotenschmiede nach Norditalien. Wegen der Gefahren wurde in der Roten Zone aus Sicherheitsgründen ein Bauverbot erlassen. Dennoch steht eine Kraterinsel an der Küste als Feriendomizil zum Verkauf. Tatsächlich hatten Forscher jüngst Spuren eines prähistorischen riesigen Bergsturzes auf der Vulkaninsel Ischia entdeckt, die zehn Kilometer vor den Phlegräischen Feldern liegt. Der Bergsturz dürfte einen Mega-Tsunami ausgelöst haben. Derzeit ist die Angst vor ähnlichen Phänomenen auf der griechischen Ferien- und Vulkaninsel Santorin nach unaufhörlichen heftigen Beben sehr groß.