„Sowas kann keiner alleine“: So tricksen Fahrschüler bei der Theorieprüfung - TÜV schlägt Alarm

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Mit unlauteren Mitteln zum Führerschein: Bei der theoretischen Prüfung häufen sich in jüngster Zeit die Betrugsfälle. © imago stock&people

Immer häufiger versuchen Prüflinge, ihre theoretische Führerscheinprüfung mit Hightech-Geräten oder Doppelgängern zu bestehen. Der TÜV warnt: Wer unqualifiziert durchkommt, gefährdet alle Verkehrsteilnehmer.

Eine Mini-Kamera unter der Kleidung und ein Knopf im Ohr: Mit solchen Betrugsmaschen versuchen Fahrschüler immer häufiger, ihre theoretische Fahrprüfung zu bestehen. Laut TÜV wurden allein im ersten Halbjahr 2025 bundesweit fast 2200 Betrugsversuche aufgedeckt. Die Zahl der erfolgreichen Versuche ist nicht bekannt. Auch in der Wolfratshauser Prüfstelle kam es in der Vergangenheit zu solchen Fällen. Der TÜV warnt: Bestehen Unqualifizierte durch Tricksereien die Prüfung, birgt das ein erhebliches Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer.

Ausgefeilte Betrugsmaschen

Erstaunlich sind vor allem die ausgefeilten Betrugsmaschen einiger Prüflinge. „Oft kommen Mini-Kameras und Ohrstöpsel zum Einsatz“, erklärt Vincenzo Lucà, Sprecher des TÜV Süd. Auf diese Weise können externe Helfer die Prüfung heimlich mitverfolgen – und den Kandidaten die richtigen Antworten zuflüstern. Mit moderner Technik würde das gehen. „Zugelassen sind die Geräte hier in Deutschland aber eigentlich nicht. Die Betrüger haben in so einem Fall eben eine doppelte Anzeige am Hals“, betont Lucà.

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Mini-Kameras und Knopf im Ohr als geheime Helfer

Auf diese Weise versuchte es vergangenes Jahr ein 18-jähriger Prüfling. Unter seiner Kleidung trug der junge Mann eine winzige, kaum erkennbare Kamera und im Ohr einen Kopfhörer. Außerdem trug er zwei Handys bei sich. Dem Prüfer ist der junge Penzberger aufgefallen, weil er „sich seltsam verhielt“. Der TÜV-Mitarbeiter verständigte wegen Betrugsverdachts die Polizei – und die Beamten der Inspektion Geretsried nahmen den jungen Mann noch im Prüfungsraum fest. Sein Komplize saß nach Angaben der Polizei in München und sollte für die heimliche Unterstützung 1200 Euro kassieren.

Organisierte Banden hinter den Maschen

Gerade bei solchen technisch ausgefeilten Täuschungen vermutet der TÜV professionell organisierte Strukturen im Hintergrund. „Solche Banden bieten ihre Dienste gegen hohe Summen an – sowas kann alleine keiner auf die Beine stellen“, sagt Pressesprecher Lucà.

Wer sich die teure Hightech-Ausstattung nicht leisten kann, greift mitunter zu noch fragwürdigeren Methoden: Manche setzen auf einen Doppelgänger – oder schicken gleich jemanden völlig anderen zur Prüfung. Billiger ist das am Ende allerdings nicht, besonders dann, wenn der Betrug auffliegt. Denn neben dem Verlust der Prüfungsgebühr drohen Geldstrafen von mehreren Tausend Euro.

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Gescheiterter Stellvertreterdienst

Ein besonders dreister Fall ereignete sich wie berichtet vor einigen Monaten in Wolfratshausen: Dort wollte ein 35-jähriger Asylbewerber die Führerscheinprüfung stellvertretend für einen Landsmann ablegen. Doch er flog schon zu Beginn auf. Der Prüfer erkannte sofort, dass nicht der angemeldete Kandidat vor ihm stand. Vor dem Amtsgericht gestand der Mann später, dass dies keineswegs sein erster Betrugsversuch gewesen sei. Bereits in Tuttlingen, Trier und Saarbrücken habe er ähnliche „Stellvertreterdienste“ angeboten – und sei jedes Mal gescheitert. Für jeden Einsatz hätte der 35-Jährige 200 Euro erhalten sollen. Da seine drei Täuschungen aufflogen waren, blieb er ohne Bezahlung. Stattdessen verhängte das Amtsgericht gegen ihn eine Geldstrafe von 1500 Euro wegen versuchter Falschbeurkundung und Missbrauchs von Ausweispapieren.

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