Beim Caritasverband wird Nächstenliebe konkret

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Gehören zum Vorstandsteam der Ortscaritas Weilheim, die soziale Einrichtungen vor Ort sowie Bürger in Notlagen unterstützt: (v.l.) Johann Bertl, Johannes Langer und Karl Fischer. © Magnus Reitinger

Konkrete und unkomplizierte Hilfe für Weilheimer in Notlagen, darum geht es einem Verein, der seit bald 80 Jahren besteht – und doch vielen nicht bekannt ist. Höchste Zeit also, mal vorzustellen, wie der „Caritasverband für die Stadt Weilheim“ wichtige Lebenshilfe leistet.

Caritas? Die kennt man doch, oder? Klar, der Caritasverband als einer der großen Wohlfahrtsträger ist wohlbekannt. In der Region ist es der „Caritasverband für den Landkreis Weilheim-Schongau“, der viele wichtige Angebote und Dienste vorhält, von der Schuldnerberatung über die Offene Behinderten-Arbeit bis hin zum Mehrgenerationenhaus samt Seniorenbüro. Doch neben dieser hoch professionalisierten Organisation mit vielen Beschäftigten gibt es vor Ort auch den „Caritasverband für die Stadt Weilheim“, der rein ehrenamtlich arbeitet – ohne Angestellte, ohne Vorgesetztenstruktur und örtlich begrenzt auf das Stadtgebiet. Der eingetragene Verein mit seinen aktuell rund 45 Mitgliedern betreibt keine eigenen Einrichtungen, unterstützt aber viele Institutionen und Einzelpersonen in Weilheim finanziell.

Gegründet 1948, ist Weilheims Ortscaritas sogar deutlich älter als der Kreisverband. „Man kann sich vorstellen, dass drei Jahre nach dem Krieg die Not groß war“, sagt Vorstandsmitglied Karl Fischer zu den Gründen der Gründung: Viele Geflüchtete hätten damals in Weilheim noch in Baracken gelebt, und auch sonst herrschte viel Armut.

Es geht um Not, die „nicht laut wird“

Armut gibt es freilich auch heute. Deshalb wirkt die Ortscaritas 77 Jahre nach Gründung weiter – gemäß der Erfahrung, die auf ihrem aktuellen Infoblatt so formuliert ist: „Menschen, die Hilfe verdienen, finden sich nicht nur in weiter Ferne, sie leben oft ganz in unserer Nähe, nebenan.“

Da ist zum Beispiel die Weilheimerin Mitte 40, die die Rechnung für eine dringend benötigte Zahnoperation nicht auf einen Schlag bezahlen kann. Oder der Mann, der dank der Zusage für eine Sozialwohnung aus der Obdachlosenunterkunft ausziehen kann, aber das Geld für die Kaution nicht hat.

Der Weilheimer Mediziner Dr. Johannes Langer, bekannt auch als Stadtratsmitglied, ist seit 2010 Vorsitzender des Caritasverbandes für die Stadt und nennt im Gespräch mit der Heimatzeitung weitere Beispiele konkreter Hilfe. Mal übernehme man bei Betroffenen, die jeden Cent umdrehen müssen, die Optikerrechnung für eine neue Brille, mal werde einer Familie der Ersatz für die kaputte Waschmaschine bezahlt. Das Spektrum reiche von den Kosten für den ganz normalen Kita-Ausflug eines Kindes bis zur vierstelligen Summe für einen Bad-Umbau, der wegen einer Behinderung notwendig wird.

Es gehe um die Not, die kaum sichtbar ist und „nicht laut wird“, fasst der Vorsitzende zusammen. Bis zu zehn Anfragen bekomme man pro Jahr, in der Regel nicht direkt von Betroffenen, sondern über Caritas-Mitglieder, aus den Pfarrgemeinden oder durch Mitarbeiter sozialer Einrichtungen. Die Unterstützung durch die Ortscaritas fließt dann nach kurzer Klärung im Vorstand meist binnen weniger Tage – ohne Bürokratie, ohne Formulare. Manche Unterstützte wollen laut Fischer „keine Almosen“, sondern nur ein Darlehen und die Summe zumindest in kleinen Raten wieder zurückzahlen. „Das hat bisher in allen Fällen funktioniert“, berichtet Kassier Johann Bertl. Übrigens habe man in all den Jahren „noch nie das Gefühl gehabt, dass jemand ,Falsches‘ unterstützt oder man hinters Licht geführt wurde“, so Bertl.

Weitere Mitglieder sind hochwillkommen

Neben Weilheimern in unmittelbaren finanziellen Nöten unterstützt die Ortscaritas unter anderem das Haus Emmaus, in dem die katholische Pfarreiengemeinschaft seit 1996 von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen für eine bestimmte Zeit Wohnraum und Beratung in Krisen anbietet, sowie Kindertagesstätten und die Nachbarschaftshilfe „Ein Netz der Hilfe für Weilheim“. Das Geld dafür stammt aus Mitgliedsbeiträgen – der Mindestbeitrag beim „Caritasverband für die Stadt Weilheim“ liegt bei gerade mal zwölf Euro pro Jahr, weitere Mitglieder sind hochwillkommen – sowie aus Spenden einzelner Bürger und von Gruppierungen wie etwa dem katholischen Frauenbund.

Und was motiviert eigentlich die Ehrenamtlichen zu ihrem Engagement für die Ortscaritas? Kassier Bertl verweist auf den kirchlichen Bezug, den die Vorstandsmitglieder haben – neben den drei Genannten sind das aktuell der 2. Vorsitzende Stefan Walser, Schriftführer Werner Götz sowie Hubert Lauter, der mit Fischer einer der beiden „Caritasräte“ ist. In der Caritas-Arbeit werde christliche Nächstenliebe konkret. „Wenn man sieht, dass jemand in Not ist – warum soll man da nicht helfen, wenn man kann?“, fragt der 1. Vorsitzende Johannes Langer rhetorisch.

Und für Karl Fischer, der sich unter anderem auch als Kirchenpfleger der Weilheimer Pfarrei Mariä Himmelfahrt engagiert, steht fest: „Eine Gesellschaft funktioniert umso besser, je mehr Menschen sich privat einbringen – mit Zeit oder mit Geld. Denn der Staat kann vieles gar nicht mehr leisten.“

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