Die Musikkapelle Habach feiert heuer ihr 120-jähriges Bestehen mit einer großen Festwoche im August. Gegründet im Jahr 1905 ist die Kapelle bis heute ein wichtiger Verein im Dorf und wird weit über dessen Grenzen hinaus musikalisch geschätzt.
Im Jahr 1905 soll es gewesen sein, dass der Habacher Peter Diepold eine „Blechmusikkapelle“ gründete. Er sei schon als Schulknabe mitwirkender Tenorsänger und Bläser beim Kirchenchor gewesen, schreibt der Ökonomierat Ulrich Sonner in der Familienchronik der Pfarrgemeinde Habach, in der er Diepold bescheinigt ein „hervorragend begabter Musiker“ gewesen zu sein. Etwa zehn junger Männer schlossen sich laut der Chronik der Kapelle mit dem erst 23-jährigen Dirigenten zu einem Musikverein zusammen.
Doch die ersten Jahre waren keine einfachen. Geld für Instrumente war knapp. „Wir können uns glücklich schätzen, dass dieser junge Verein dank des sehr guten Zusammenhaltes in unserer Gemeinde nicht an der schier unüberwindbaren Geldnot gescheitert ist“, heißt es in der Chronik.
Der Krieg beendet das Orchesterleben
Der Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Musizieren dann für die nächsten Jahre unmöglich. Die Musiker zogen in den Krieg, manche kamen nicht zurück. Erst im Jahr 1920 ließen die Musikanten anlässlich der Heimkehr eines Habacher Bürgers aus der Kriegsgefangenschaft ihre Instrumente wieder erklingen. Und unter ihrem alten Initiator Peter Diepold kam schnell neues Leben in die Blaskapelle. Erneut mussten Instrumente angeschafft werden. „Für den Erwerb einer Trompete musste man damals runde 2 000 Reichsmark aufbringen. Das war beinahe der Erlös für zwei Menzkühe“, heißt es in der Chronik. Als Menzkühe bezeichnete man nicht mehr trächtig gewordene Kühe.
Diepold blieb Dirigent bis zum Zweiten Weltkrieg, der dann beinahe „zum vollkommenen Zerfall der Kapelle“ führte. Dem Habacher Ignaz Sonner war es zu verdanken, dass die Kapelle wieder aufgebaut werden konnte. Er sorgte unter anderem dafür, dass junge Habacher die Grundkenntnisse der Blasmusik erlernten. Alte Instrumente wurden wieder ausgepackt, neue mussten besorgt werden, oftmals teuer erstanden durch abgesparte Lebensmittel wie Speck, Butter und Milch. 1947 stieß dann Julius Häring zur Kapelle – ein talentierter Berufsmusiker aus dem Egerland, der die Blaskapelle bis zum Jahre 1951 leitete. Ihm folgte Josef Bauer aus Rieden, der die Blaskapelle bis 1956 leitete. Die Anlässe für Auftritte waren damals vielfältig – und sind es bis heute Man spielte zu Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und den unterschiedlichsten Festen von Vereinen, Privatpersonen oder eigenen – etwa dem legendären Weiherfest, bei dem schon Musikanten samt Instrumenten wortwörtlich baden gingen. Zunächst beschränkten sich die Auftritte auf das Dorf, weiteten sich im Laufe der Jahrzehnte aber zunehmend in die Region aus. Auch bei gemeindlichen Anlässen, etwa dem Richtfest zum neuen Schuljahr 1953 spielten die Musikanten auf.
Die dritte Generation übernimmt den Taktstock
Ab 1956 übernahm Rudi Diepold die Direktion der Blaskapelle und führte sie laut Chronik „in- und außerhalb unserer Gemeinde zu großen musikalischen Erfolgen“. Fast 20 Jahre blieb er Dirigent, bevor er im April 1975 mit nur 50 Jahren verstarb – für die Kapelle ein schwerer Schlag, die in den folgenden Jahren vor allem mit Nachwuchssorgen zu kämpfen hatte.
Und wieder war es Ignaz Sonner „der noch einmal für lange Zeit und unter hohem persönlichen Einsatz Kinder und Jugendliche für die Blasmusik begeisterte“. Ende 1975 übernahm Kurt Weig die musikalische Leitung und führte unter anderem das Neujahrsanblasen ein. 1988 übergab Weig den Taktstock an Peter Diepold, der nun in dritter Generation – nach seinem Großvater Peter (dem Kapellengründer) und seinem Vater Rudi – die Geschicke der Musikkapelle leitete. 1988 werden die Aufgaben dann auf mehrere Schultern verteilt. Eine Vorstandschaft wird gewählt, als deren Erster Vorsitzender Thomas Kirnberger bestimmt wird. Ein Jahr später tritt die Kapelle dem Musikbund von Ober -und Niederbayern bei.
Dirigent Diepold legt Wert darauf, mindestens einmal im Jahr einen Konzertabend zu gestalten. Diese Jahreskonzerte finden seit 1997 im Haus des Gastes in Spatzenhausen statt. Hier lässt die Kapelle ihr großes Repertoire erklingen, das von Kirchenmusik bis Partymusik alles zu bieten hat, was eine Blaskapelle spielen kann. 1992 wird der erste Musikerball veranstaltet und zum vollen Erfolg. Im selben Jahr bekommen die Musikanten, die mittlerweile schon mehrere CDs aufgenommen haben, endlich einen eigenen Probenraum im Feuerwehrhaus nachdem sie viele Jahre im Turnraum des Schulhauses üben mussten.
Neue Jugendgruppe soll aufgebaut werden
2010 müssen sie erneut umziehen, als nach 13 Monaten Bauzeit das neue Vereinsheim von Kapelle und ASV fertig gestellt ist. Hier ist bis heute das Zuhause der Musiker, die derzeit von Markus Radiske dirigiert werden. Er löste vor zwei Jahren Thomas Kirnberger ab. Dass sie das 120-jährige Bestehen zünftig feiern wollen, stehe schon seit Jahren fest, sagt Vereinsvorsitzender Manuel Schlammerl. Einfach deshalb, weil es viel zu feiern gäbe. Der Zusammenhalt unter den aktuell knapp 50 Musikern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren sei enorm und die Kapelle sei im Ort und darüber hinaus sehr geschätzt. Ausruhen auf diesen Lorbeeren wollen sich die Musiker, die ihre Erlöse aus Konzerten und Co. regelmäßig an die Haunersche Kinderklinik in München spenden, nicht.
Um neuen Nachwuchs zu generieren, plant Radiske die Jugendkapelle neu zu beleben, die sein Vorgänger Peter Diepold 2001 erstmals gründete und deren Musiker mittlerweile erfolgreich in der „großen“ Kapelle spielen.
Das Programm
Das Festzelt wird auf der Fläche des Baugebiets Kirchwies aufgebaut.
Donnerstag, 14. August: Tag der Nachbarschaft und der Betriebe mit Sternmarsch ab 19 Uhr mit den Kapellen aus Aidling, Antdorf-Iffeldorf, Habach, Sindelsdorf und Söchering.
Freitag, 15. August: Frühshoppen ab 11 Uhr mit der Jugend Kapelle Riegsee-Staffelsee; 13:30 Uhr: Seges-Mäh-Wettbewerb; Anmeldung dazu über die Homepage des Vereins unter www.musikkapelle-habach.de/festveranstaltung; 16.30 bis 18 Uhr: Siegerehrung. Es spielt die Gruppe „Schofàjànkà“; 18 bis 21 Uhr: Auftritt der „Jochberg Musikanten“; ab 21 Uhr Partyabend mit den „Bone Breakers“, Eintritt 10 Euro.
Samstag, 16. August: Doppeltanz mit: der „Wüdara Musi“ und der Gruppe „MaChlast“; Einlass ab 17 Uhr; Eintritt 14 Euro.
Festsonntag, 17. August: 9.30 Uhr: Kirchenzug; 10 Uhr: Gottesdienst in St. Ulrich; von etwa 11 bis 14 spielen die Musikkapellen Spatzenhausen und Uffing; 14 Uhr: Festzug; gegen 15 Uhr: Auftritt der Musikkapellen Eglfing und Großweil; ab 19 Uhr: Festausklang mit den „Pfaffenwinklern“. / fn