„Mit allen kriminaltechnischen Mitteln“: Wie die Polizei Bad Tölz bei Einbrüchen ermittelt
In der dunklen Jahreszeit haben Einbrecher Hochsaison. In dieser Hinsicht sei die Welt in Bad Tölz zwar „vergleichsweise in Ordnung“, meint die Polizei. Wenn es aber Fälle gibt, wird hoher Ermittlungsaufwand betrieben.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der 22. Dezember war heuer der kürzeste Tag des Jahres – die dunkle Jahreszeit befindet sich also gerade auf dem Höhepunkt, und damit auch die Saison für Einbrecher. Die Polizei bittet um diese Jahreszeit um verstärkte Wachsamkeit. Auch im Schutzbereich der Tölzer Inspektion passieren Einbrüche vorwiegend im Herbst und Winter. Insgesamt sei im südlichen Landkreis aber auch in dieser Hinsicht „die Welt vergleichsweise in Ordnung“, sagt der stellvertretende Inspektionsleiter Andreas Rohrhofer.
2022 registrierte Polizei Bad Tölz acht Wohnungseinbrüche
Auf Anfrage legt er Zahlen für das Jahr 2022 vor. Im südlichen Landkreis registrierte die Polizei demzufolge 26 Einbrüche in Räume von der Metzgerei über Lager bis hin zum Hotelzimmer. In dieser Zahl sind allerdings auch reine Einbruchsversuche inbegriffen.
Polizeilich anders eingestuft werden die Delikte, wenn Einbrecher in den persönlichen Wohnbereich anderer Menschen eindringen. Acht Taten von dieser Qualität registrierte die Tölzer Polizei vergangenes Jahr. Die Statistik für 2023 muss erst noch ausgewertet werden und wird voraussichtlich im Frühjahr veröffentlicht. Laut Rohrhofer zeichnet sich aber bereits ab, „dass wir dieses Jahr um keinen Fall über den Vorjahreszahlen liegen“.
Einbruchsserie in Bad Tölz bis heute nicht aufgeklärt
Als konkrete Beispiele aus 2022 nennt Rohrhofer zwei kleinere Serien. Im Januar und Februar suchten Einbrecher drei Wohnhäuser in Bad Tölz heim. „Wir gehen davon aus, dass es die gleichen Täter waren“, so Rohrhofer. Bei einem der drei Objekte schafften sie es gar nicht erst ins Innere. Umso erfolgreicher waren sie hingegen bei zwei anderen Häusern, aus denen sie Diebesgut im Gesamtwert von etwa 17 000 Euro mitnahmen. „Leider konnten wir diese Taten bis heute nicht aufklären“, bedauert Rohrhofer.
Das ist eher untypisch. Denn im Allgemeinen sei die Aufklärungsquote bei Einbrüchen „gar nicht schlecht“, versichert er. Bei so einer „Deliktsqualität“ betreibe die Polizei einen erheblichen Ermittlungsaufwand und habe auch rechtlich mehr Möglichkeiten. „Der Wohnungseinbruchsdiebstahl hat bei der Polizei einen sehr hohen Stellenwert“, betont der Vize-Inspektionsleiter. „Es ist leicht, sich einmal selbst vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn man nach Hause kommt, die ganze Wohnung durchwühlt ist und Gegenstände entwendet, andere ,nur‘ zerstört wurden.“
Pärchen auf Einbruchs-Streifzug durch Bad Tölz
Die Polizei bringe dann „meist alle kriminaltechnisch möglichen Mittel zur Anwendung“. So habe „eine akribische Spurensicherung am Tatort“ schon oft im Nachgang zur Überführung der Täter beigetragen.
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So war es letztlich auch im Fall eines Einbrecher-Streifzugs eines osteuropäischen Pärchens durch Werkstätten und verschiedene Geschäfte in der Tölzer Stadtmitte im September 2022. Das Duo, das im gesamten südbayerischen Raum sein Unwesen trieb, wurde später andernorts aufgegriffen. Anhand von Fingerabdrücken und DNA-Spuren ließen sich den beiden auch die Tölzer Taten zuordnen. Der 30-jährige Haupttäter sitzt laut Rohrhofer heute in Haft, seine Gespielin habe ihre Strafe bereits verbüßt.
Auf dem Land achten die Menschen aufeinander
Insgesamt sei der Schutzbereich der Tölzer Polizei aber bislang von größeren Einbruchsserien oder hohen Zahlen von Delikten verschont geblieben. Das führt Rohrhofer mit auf die ländliche Struktur zurück. Hier achte man noch aufeinander. Treiben sich Fremde auf einem Grundstück herum, falle das den Nachbarn schnell auf. Eine Bande, die in einem Isarwinkler Dorf eine Straße auskundschafte, werde schneller mal der Polizei gemeldet. „Wenn wir nachschauen, löst sich manches auch in Wohlgefallen auf – aber lieber so als andersrum“, sagt Rohrhofer.
Dazu komme, dass das Tölzer Land relativ abseits von Fernstraßen liege. Überregional tätige organisierte Banden zögen es vor, ihre Einbruchsziele schnell über die Autobahn zu erreichen und auf diesem Weg genauso schnell Land zu gewinnen, am besten ins Ausland.
Einbrecher im Tölzer Land oft wenig professionell
Bei den Einbrüchen im südlichen Landkreis, die die Polizei klärt, stelle sich dagegen eher heraus, dass die Täter Ortsansässige seien, die aus einer finanziellen Notlage heraus handeln – und das oft in „wenig professioneller Ausführung“.
Ob die Täter überhaupt in ein Gebäude gelangen, dafür sei der Zeitfaktor mit ausschlaggebend, so Rohrhofer. Ist zum Beispiel eine Terrassentür gesichert und nicht schnell zu öffnen, verlören die Täter oft die Nerven, und das Risiko steige, beobachtet zu werden. „Wenn alle zusammenhelfen, aufeinander aufpassen und noch ein paar Euro in die Hand nehmen, um ihre Häuser zu schützen, wäre viel gewonnen“, meint Rohrhofer.
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