Es klingt nach einem Klischee, doch Wissenschaftler belegen: Auf dem deutschen Arbeitsmarkt zählt nicht nur Leistung – sondern auch Aussehen. Das zeigt eine neue Untersuchung der Bergischen Universität Wuppertal.
Demnach haben Menschen, die als besonders attraktiv wahrgenommen werden, im Schnitt bessere Chancen auf höhere Löhne. Und zwar ganz unabhängig davon, ob sie in typischen Männer- oder Frauenberufen arbeiten. Selbst wer in einem für das eigene Geschlecht untypischen Beruf tätig ist, profitiert vom besseren Aussehen.
„Attraktive Frauen in männerdominierten Berufen oder attraktive Männer in frauendominierten Berufen verdienen nicht weniger – im Gegenteil: Der positive Effekt bleibt stabil“, so Studienleiter Reinhard Schunck, Soziologieprofessor an der Universität Wuppertal.
Das Ergebnis bleibt immer gleich
Für ihre Analyse nutzten die Forschenden Daten des „German Family Panel“ (PAIRFAM), einer Langzeitstudie mit über 12 000 Teilnehmern. Diese wurden unter anderem nach Einkommen, Beruf und Bildung befragt. Zusätzlich bewertet wurden das Aussehen der Teilnehmenden auf einer Skala von „sehr attraktiv“ bis „weniger attraktiv“.
Um die Ergebnisse abzusichern, rechneten die Wissenschaftler über 6900 verschiedene Modelle durch. Das Resultat blieb stets gleich: „Attraktive Menschen verdienen etwas mehr, egal in welchem Beruf sie tätig sind“, so das Fazit der Studienautoren. Demnach bekommen sie durchschnittlich zwei bis fünf Prozent mehr Stundenlohn.
Eine Beispielrechnung veranschaulicht, wie viel das sein könnten:
Ausgangswert: durchschnittlicher Monatsbruttoverdienst (Vollzeit) im Jahr 2024:
4701 Euro
(laut Statistischem Bundesamt)
- +2 Prozent (untere Spanne): +94 Euro pro Monat ⇒ +1128 € pro Jahr
- +3 Prozent (Studien-Median Männer): +141 Euro pro Monat ⇒ +1692 Euro pro Jahr
- +5 Prozent (obere Spanne): +235 Euro pro Monat ⇒ +2821 Euro pro Jahr
Jemand mit einem Jahresbrutto von 56.412 Euro (entspricht etwa dem Durchschnittsverdienst einer Vollzeitkraft in Deutschland) könnte also – je nach Ausmaß des „Schönheitsbonus“ – rund 1100 bis 2800 Euro mehr pro Jahr verdienen als eine weniger attraktiv bewertete Person mit vergleichbaren Qualifikationen.
So werden Ungleichheiten verstärkt
Dass körperliche Attraktivität auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine ökonomische Größe ist, hat Folgen für die soziale Ungleichheit. „Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass gesellschaftliche Vorstellungen von Attraktivität dauerhafte Unterschiede bei den Einkommen erzeugen können“, so Forscher Schunck. Schönheit mag also oberflächlich sein, hat aber finanzielle Folgen.