Studie zeigt - Wer gut aussieht, tut auch mehr Gutes

Eine neue Studie der Universität Tel Aviv deckt eine überraschende Verbindung zwischen äußerem Erscheinungsbild und sozialem Verhalten auf: Menschen, die sich selbst als attraktiv wahrnehmen, zeigen eine deutlich höhere Bereitschaft, großzügig zu handeln und für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Untersuchung zeigt, dass das Streben nach Schönheit nicht nur oberflächliche Aspekte hat, sondern auch positive Effekte wie Großzügigkeit für die Gesellschaft mit sich bringen kann.

Mehr Aufmerksamkeit führt zu besserem Verhalten

Die Forscherin Natalia Kononov fand gemeinsam mit den Wissenschaftlern Danit Ein-Gar und Stefano Puntoni heraus, dass das Gefühl, gut auszusehen, zu einer Veränderung des sozialen Verhaltens führen kann.

„Wenn wir unser Aussehen verbessern und uns schön fühlen – etwa nach einem neuen Haarschnitt –, verhalten wir uns sozial bewusster“, so Ein-Gar. Der Grund dafür ist laut Kononov, dass Menschen sich stärker beobachtet fühlen und den Wunsch entwickeln, positive Eindrücke bei anderen zu hinterlassen.

Ein Laborexperiment veranschaulicht diesen Effekt: Die Teilnehmer wurden gebeten, ein Selfie mit einem Filter zu bearbeiten, der ihr Aussehen verbesserte, während eine Kontrollgruppe stattdessen ein Bild eines Objekts veränderte. Anschließend erhielten beide Gruppen eine Geldsumme in bar, die sie nach Belieben spenden konnten. „Die Teilnehmer, die sich selbst durch den Filter attraktiver wahrnahmen, spendeten bis zu doppelt so viel wie die Kontrollgruppe“, erklärt Ein-Gar. Dieser Effekt tritt laut der Wissenschaftlerin bereits dann auf, wenn Menschen sich selbst nur vorstellen, attraktiver auszusehen.

Die Studie hat weitreichende praktische Implikationen. Bisher hat sich die Forschung darauf konzentriert, wie das Aussehen von Spendensammlern die Spendenbereitschaft beeinflusst, so Ein-Gar. „Unsere Arbeit zeigt, dass auch das Erscheinungsbild der Spender selbst eine Rolle spielt.“ Dies eröffnet neue Möglichkeiten für wohltätige Kampagnen, beispielsweise durch Partnerschaften mit Kosmetikunternehmen oder Friseuren.

Virtuelle Experimente mit realen Effekten

Neben Laborversuchen führten die Forscher auch digitale Experimente durch. Ein Beispiel: Über Facebook wurden Nutzer zufällig zu einem von zwei Fragebögen geleitet. Die Kontrollgruppe füllte Fragen zu architektonischen Vorlieben aus, während die andere Gruppe Fragen zu Mode und persönlicher Schönheit beantwortete. Ziel war es, die Teilnehmer dazu zu bringen, sich selbst in attraktiven Momenten vorzustellen, etwa schick gekleidet für eine elegante Veranstaltung.

Am Ende des Fragebogens erschien ein Pop-up mit einem Link zu einer Spendenseite. Rund sieben Prozent der Teilnehmer, die den Schönheits-Fragebogen ausfüllten, klickten auf den Spendenlink, im Vergleich zu nur zwei Prozent der Kontrollgruppe. Dieser Anstieg ist besonders bemerkenswert, da durchschnittliche Klick-Raten auf Facebook-Links nur bei etwa 0,9 Prozent liegen.

Schönheit als sozialer Treiber

„Unsere Gesellschaft ist besessen von äußerer Erscheinung und kritisiert gleichzeitig diese Oberflächlichkeit“, erklärt Dr. Kononov. „Doch wir zeigen, dass dieses Verhalten auch positive Nebeneffekte haben kann, die anderen zugutekommen.“ Die Vorstellung, attraktiver zu sein, führt offenbar dazu, dass Menschen ihr Verhalten stärker auf das Gemeinwohl ausrichten.

Dieser Effekt könne zukünftig für wohltätige Zwecke genutzt werden, so die Forscher. Kooperationen mit Unternehmen der Schönheitsbranche könnten dazu beitragen, Spendenkampagnen effektiver zu gestalten. „Soziale Mechanismen entwickeln möglicherweise ein Gleichgewicht, bei dem individuelles Verhalten, das vorrangig dem eigenen Vorteil dient, gleichzeitig der Gemeinschaft zugutekommt“, fügt Kononov hinzu.

Von Anne Bajrica