Nach einer Datensammlung und -auswertung zum Motorradverkehr auf der Sudelfeldstrecke denken Verkehrsbehörden und Polizei nun über weitere Schritte nach – und prüfen hier auch eine „beschränkende Maßnahme“.
Den großen Aufschlag gab es wegen des durchwachsenen Wetters noch nicht, aber spätestens mit dem 1. April heißt es auch für Motorradbesitzer mit Saisonkennzeichen: Die Saison kann losgehen. Gewappnet hat sich wie üblich auch die Polizei, die das Geschehen im südlichen Oberbayern mit einer eigenen Kontrollgruppe begleitet. Und womöglich tut sich auf der Sudelfeldstrecke in Sachen Verkehr etwas.
Zahl der Motorräder binnen zehn Jahren massiv gestiegen
Wer wissen möchte, in welchem Maß der Motorradverkehr in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat, braucht sich nur die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts anschauen. 9963 Krafträder waren dort vergangenes Jahr für den Kreis Miesbach registriert, gut möglich, dass die 10 000er-Schallmauer inzwischen durchbrochen ist (aktuellere Zahlen liegen nicht vor). Zum Vergleich: im Jahr 2014 waren es noch nicht einmal 7000 Bikes. Entsprechend geht es an schönen Tagen auf den Straßen zu – und mit der Zahl der Biker steigt auch die der Unfälle. Seit jeher genervt sind derweil die Bayrischzeller. Der Lärm.
Nach Kesselberg-Sperrung: Doppelt so viele Unfälle am Sudelfeld
In den vergangenen beiden Jahren war die Entwicklung auf der Sudelfeldstrecke besonders auffällig. Von 13 stieg die Zahl der Motorradunfälle auf 20 und 26 (wir berichteten), was Polizei und Verkehrsbehörden eindeutig auf die Sperrung des Kesselbergs an Kochel- und Walchensee zurückführt. Täglich zwischen 15 und 22 Uhr bergauf sind die Biker ausgesperrt. Für ihre Feierabendrunde weichen eben viele aufs Sudelfeld aus. Die ersten Raser hat die Polizei dort heuer schon ertappt.
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„Beschränkende Maßnahme“ wird rechtlich geprüft
Als Reaktion auf die gestiegenen Unfallzahlen hat eine Arbeitsgruppe mit Vertretern verschiedener Straßenverkehrsbehörden und der Polizei die Lage unter die Lupe genommen, Daten erhoben und ausgewertet. Laut Landratsamt Rosenheim steht als nächster Schritt eine rechtliche Prüfung an. „Derzeit wird eine beschränkende Maßnahme erörtert“, heißt es auf Anfrage. Konkreter möchte niemand werden. Das Beispiel Kesselberg zeigt aber, dass die Behörden beim Zuschnitt solcher Maßnahmen die Situation vor Ort recht konkret in ihre Überlegungen mit einbeziehen. Zuvor galt am Kesselberg ein komplettes Motorrad-Fahrverbot an Wochenenden und Feiertagen. Vorstellbar könnte auch am Sudelfeld eine Einbahnregelung sein.
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Genaueres gibt auch Roman Gold, Leiter der Kontrollgruppe Motorrad bei der Autobahnpolizei Holzkirchen, nicht preis. Unabhängig von einer Neuregelung gilt für ihn aber: „Wir werden sicher wieder sehr viel zu tun haben.“ Sein Team zählt mit 15 Frauen und Männern eine Person mehr als im vergangenen Jahr. Mit ihnen bestreift er mit Pkw und Motorrädern gleichermaßen uniformiert und in Zivil den kompletten Alpenrand von Berchtesgaden bis Schongau.
Beanstandung bei jedem dritten kontrollierten Motorrad
Im vergangenen Jahr kontrollierten die Beamten 2691 Motorräder, bei rund einem Drittel (922) gab es Beanstandungen. Bei 499 davon genügte eine gebührenpflichtige Verwarnung (unter 55 Euro), etwa wegen Fahrens ohne Helm oder fehlender Papiere, 423 Ordnungswidrigkeitsverfahren zum Beispiel wegen verbotenen Überholens oder technischer Veränderungen am Fahrzeug kamen hinzu. Letztere seien sehr häufig, sagt Gold: „Der Drang zum Individualisieren ist ungebremst. Keiner will ein Motorrad von der Stange.“
Die Staatsanwaltschaft musste die Polizei in insgesamt 41 Fällen bemühen. Das passiert zum Beispiel, wenn der Führerschein nicht für das PS-starke Motorrad reicht, das Zweirad nicht versichert ist oder gar illegale Kfz-Rennen gefahren wurden. Sofort stehen lassen mussten zehn Personen ihre Maschinen, etwa weil ein Reifen so gar kein Profil mehr hatte.