Nach Einsturz der Carolabrücke in Dresden: Brücke über B13 in Lenggries bekommt Note „ungenügend“
Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden war für viele ein Schock. Doch wie ist es eigentlich um den Zustand der Brücken im Landkreis bestellt?
Bad Tölz/Lenggries – Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden war für viele ein Schock. Wie ist es eigentlich um den Zustand der Brücken im Landkreis bestellt? Für viele von ihnen ist das Staatliche Bauamt Weilheim zuständig. Um genau zu sein: Im Zuständigkeitsbereich der Behörde liegen 259 Brücken zwischen Icking und der Jachenau. Die ältesten Exemplare seien drei Bogenbrücken aus Naturstein am Kesselberg aus dem Jahr 1897, berichtet Michael Meister, zuständig für die Pressearbeit.
Carolabrücke in Dresden stürzt ein: Brücken im Tölzer Land werden „handnah“ überprüft
Alle werden regelmäßig untersucht. „Die Prüfungen erfolgen in einem dreijährigen Turnus, im Wechsel eine Hauptprüfung und eine einfache Prüfung. Im Zuge der einfachen Prüfung werden explizit bei der Hauptprüfung festgestellte, kritische Schäden nochmals begutachtet“, so Meister.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Grundsätzlich erfolgt die Prüfung handnah. Das bedeutet, der Prüfer muss so nah ans Bauwerk heran, dass er jedes Teil mit der Hand anfassen kann. Deshalb seien dabei spezielle Fahrzeuge wie Brückenuntersichtgeräte im Einsatz. Manche Brücken können allerdings nur durch spezielle Prüfer mit Industriekletterausbildung geprüft werden. Alle Prüfer haben grundsätzlich ein abgeschlossenes Universitäts- oder Fachhochschulstudium des Bauingenieurwesens und mindestens fünf Jahre Berufserfahrung. Zusätzlich zu diesen Prüfungen erfolge eine jährliche Besichtigung durch den Straßenunterhaltungsdienst.
Untersuchung von Brücken im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: Noten von 1 bis 4
Jede Brücke wird mit einer Note bewertet. Die reicht von 1,0 bis 1,4 (sehr guter Bauwerkszustand) bis 3,5 bis 4,0 (ungenügender Bauwerkszustand). Eine Note in letzterem Bereich „bedeutet allerdings nicht zwangsläufig eine Nutzungseinschränkung des Bauwerkes, sondern ist ein Indikator dafür, dass in näherer Zukunft eine Instandsetzungsmaßnahme zu planen ist, wobei die Zustandsnote keinen Aufschluss über den Umfang der Schäden und die Kosten der Instandsetzungsmaßnahme gibt“.
Note „ungenügend“: Dringendster Handlungsbedarf bei der Isarbrücke in Lenggries
Der dringendste Handlungsbedarf im Landkreis besteht derzeit bei der Lenggrieser Isarbrücke, die die B13 überspannt. Sie hat die Note 3,5. Der Definition nach heißt das, „die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben“. Hört sich dramatisch an, könne aber beispielsweise auch durch fehlende Gitterstäbe im Geländer ausgelöst werden oder sich auf eine große Anzahl von Schäden mit „Beeinträchtigung der Dauerhaftigkeit“ – beispielsweise umfangreiche Betonabplatzungen – beziehen, „ohne dass die Standsicherheit des Bauwerkes gefährdet wäre“, erklärt Meister.
Meine news
Geplant ist die Erneuerung der Isarbrücke ab 2028, heuer laufen erste Voruntersuchungen. Das Staatliche Bauamt rechnet mit einem Investitionsvolumen von mehr als zehn Millionen Euro.
„Fehlendes Personal“ sorgt für Verzögerungen bei der Sanierung von Brücken
Die Behörde erhält für Baumaßnahmen an den Bundes- und Staatsstraßen ein jährliches Budget zugeteilt. „Seit Jahren setzen der Bund und auch der Freistaat hier einen Schwerpunkt bei der Brückenerhaltung“, berichtet Meister. „So werden wir am Staatlichen Bauamt Weilheim dieses Jahr insgesamt knapp 10 Millionen Euro in die Erhaltung der Brücken investieren.“ Tatsächlich sei aber oft weniger der finanzielle Spielraum entscheidend für den Umfang der Erhaltungsmaßnahmen. „In den letzten Jahren ist vor allem auch der Fachkräftemangel, also das fehlende Personal, dafür verantwortlich, dass wir oftmals nicht so schnell vorwärtskommen wie geplant.“ Ein weiterer Faktor seien die „immer aufwändigeren und zeitraubenden Genehmigungsverfahren, die wir mittlerweile auch für ganz normale Brückenneubauten durchlaufen müssen. Gerade in naturschutzfachlich hochwertigen Gebieten, mit denen wir in unserem Zuständigkeitsbereich reich gesegnet sind, ziehen sich diese Genehmigungsverfahren oft über Jahre hin.“
Dennoch wurden in den vergangenen Jahren viele Brückensanierungen realisiert. Die größten: 2021/2022 wurde die Isarbrücke der Tölzer Umgehungsstraße umfangreich instandgesetzt und verstärkt. 4,9 Millionen Euro wurden investiert. 2022 und 2023 wurde der Ersatzneubau für die Brücke über die Loisach südlich von Penzberg errichtet. Die Kosten lagen hier bei 5,1 Millionen Euro. (va)