Geheime Mission in der Ostsee: Französisches Abhörschiff nimmt russische Aktivitäten ins Visier
Das französische Schiff „Dupuy de Lôme“ soll in der Ostsee Informationen zu russischen Militäraktivitäten sammeln. Auch die deutsche Marine ist in der Region aktiv.
Kiel - Das europäische Militär will verstärkt gegen russische Spionage in der Ostsee vorgehen. Deshalb hat nun Frankreich im Rahmen einer militärischen Mission sein Abhörschiff „Dupuy de Lôme“ in das Binnenmeer geschickt. Das berichten die Kieler Nachrichten.
Seit vergangenem Freitag ist dem Bericht zufolge das Aufklärungsschiff in der Ostsee aktiv und soll dort Funk und Radar russischer Militäraktivitäten abhören. Offiziell hat das französische Militär die geheime Mission bislang allerdings nicht bestätigt. In der Nähe der Insel Fehmarn soll es eine erste Begegnung des französischen Schiffes mit der russischen Marine gegeben haben. Die Korvette „Stoikiy“ der russischen Baltik-Flotte war dort auf Patrouille unterwegs.
Französisches Aufklärungsschiff in Ostsee: „Dupuy de Lôme“ soll russische Militäraktivitäten abhören
Die „Dupuy de Lôme“ wird von der französischen Marine betrieben und arbeitet im direkten Auftrag des französischen Direktorats für militärische Nachrichtendienste. Das 101 Meter lange Schiff hat eine Reichweite von etwa 6300 Seemeilen, das entspricht rund 11.600 Kilometern. Laut dem Nachrichtensender ntv kann die Mess- und Ortungstechnik des Schiffs Ziele weit im Landesinneren lokalisieren, die Besatzung kann gut einen Monat ununterbrochen auf hoher See verbringen. Rund 100 Soldaten und Spezialisten befinden sich demnach an Bord.
In den vergangenen Jahren war die „Dupuy de Lôme“ bereits vor Taiwan, Syrien und im Schwarzen Meer im Einsatz. Offiziell wurde das Schiff für die elektromagnetische Forschung der französischen Marine in Betrieb genommen, berichtet die Bild. Zur besseren Tarnung ist sie ohne Identifikationssignal und Rumpfnummer unterwegs.
„Dupuy de Lôme“ in Ostsee: Französisches Schiff soll Informationen über Russland sammeln
Weil die bisherige Taktik, mit Seefernaufklärungsflugzeugen in der Region Informationen zu sammeln, in der jüngeren Vergangenheit zusehends von russischen Radaranlagen durchkreuzt worden war, muss nun die „Dupuy de Lôme“ ran. Laut der Bild sollen sogar russische Feuerleitsysteme von Boden-Luft-Raketen des Typs S-400 aus Kaliningrad ein französisches Flugzeug im Visier gehabt haben.

Auch die deutsche Marine ist in der Ostsee zunehmend aufklärerisch aktiv. Laut der Kieler Nachrichten kreuzt das deutsche Flottendienstboot „Oker“ seit Wochen vor Kaliningrad und dem Finnischen Meerbusen. Die „Oker“ ist ähnlich wie das französische Schiff auf Abhören und Aufzeichnen elektromagnetischer Signale spezialisiert. (fmü)