Wie viel Preisnachlass beim Immobilienkauf jetzt noch drin ist
Viele Angebote, wenig Interessenten: Die Preise auf dem Immobilienmarkt sind niedrig, doch eine Trendumkehr zeichnet sich ab. Wie viel Preisnachlass ist noch möglich?
München – Gestiegene Zinsen, weniger Nachfrage und eine geringere Konkurrenz: Die veränderten Voraussetzungen auf dem Immobilienmarkt haben die Preise fallen lassen. Wer sich ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen möchte, sah sich in den Verhandlungen in einer guten Position – sofern angesichts des höheren Zinsniveaus Geld zur Verfügung steht. Ein Preisnachlass beim Kauf ist damit möglich.
Doch die Ausgangslage verändert sich zunehmend. Einige Experten beobachten einen Wandel. „Die Nachfrage nach Immobilien zum Kauf zieht seit mehreren Quartalen in Folge deutlich an“, sagte Gesa Crockford, Geschäftsführerin von Immoscout24 dem Handelsblatt. Die Nachfrage nach Neubauwohnungen sei seit dem Tiefpunkt Ende 2022 durchschnittlich um 43 Prozent gestiegen. Da die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen wieder senken dürfte, ziehe auch die Nachfrage wieder an, ist die Managerin überzeugt.
Trotz Wandel im Immobilienmarkt: Preisnachlass von bis zu zehn Prozent beim Kauf weiterhin möglich
Auch wenn sich eine größere Nachfrage abzeichnet, hält Crockford die Lage für Käufer weiterhin für gut. „Momentan sind noch doppelt so viele Immobilien auf dem Markt wie zu Zeiten der Niedrigzinsphase.“ Bis zu neun Prozent Preisnachlass seien beim Kauf von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern noch realistisch. Auf die Mieten haben die niedriger ausfallenden Preise jedoch keinen Einfluss.
Je nach Lage und Objekt sei ein Preisnachlass von bis zu zehn Prozent beim Immobilienkauf möglich. Das sagte Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter des Maklerunternehmens Von Poll Immobilien, dem Handelsblatt.
Welche Faktoren fließen in einen möglichen Preisnachlass ein?
Wie viel Preisnachlass konkret realistisch ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Laut Immobilienscout24 sind objektive Beweggründe bei der Verhandlung entscheidend. Das sind etwa Mängel wie eine sanierungsbedürftige Heizung, alte Fenster oder Schimmelbefall im Keller.
Modernisierungskosten lassen sich beim Haus- oder Wohnungskauf ebenfalls nicht pauschal abziehen. Bei kleineren Renovierungen seien – je nach Nachfrage – maximal 5 bis zehn Prozent möglich. Bei einem größeren Modernisierungsbedarf hängt das laut dem Branchenportal von der Zahl der Interessierten ab. Bei wenig Konkurrenz sind bis zu 20 Prozent möglich, bei großer Konkurrenz dagegen maximal fünf Prozent. Auch die Energieeffizienzklasse kann ein Argument für einen Preisnachlass sein.
Energieeffizienzklasse | Möglicher Preisnachlass in Prozent |
---|---|
A–B | 1,9 |
C–E | 3,1 |
F–H | 5 |
Quelle: Immobilienscout24 |
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Bei Verhandlungen kann auch die Lage ein Argument für einen etwas niedrigeren Kaufpreis sein. B- und C-Lagen seien Möglichkeiten für Preisnachlässe, sagte Brancheninsider Daniel Ritter dem Handelsblatt. Das ist besonders in großen Städten wie etwa München zu beobachten, wo das Viertel sich stark auf die Preise auswirkt.
Wie viel Preisnachlass ist beim Immobilienkauf möglich?
Angebot, Nachfrage, der jeweilige Ort und der Sanierungsstand beeinflussen damit den Verhandlungsspielraum. Einige wenige Befragte gaben bei einer Auswertung von Immobilenscout24 an, dass sie einen Preisnachlass 25 Prozent oder mehr herausholen konnten. Der Großteil der Käufer handelte letztlich jedoch lediglich eine Senkung von unter zehn Prozent aus.
Möglicher Preisnachlass in Prozent | Anteil der befragten Käufer in Prozent |
---|---|
25 oder mehr | 3,5 |
20–25 | 3,9 |
15–20 | 12 |
10–15 | 36 |
bis zu 10 | 44,5 |
Quelle: Immobilienscout24 |
Wie lange die Situation für Immobilienkäufer auf diesem Niveau bleibt und derartige Preisnachlässe möglich sind, ist unklar. Die Landesbank Baden-Württemberg LBBW erwartet laut Handelsblatt 2024 noch einen Preisrückgang von fünf Prozent bei Wohnimmobilien. Eine Studie des Immobilienunternehmens Prea kommt zu dem Schluss, dass sich der Trend frühestens Anfang 2025 umkehre. Martin Thiel, Co-Chef von TAG Immobilien, rechnet gar mit einem weiteren Wertverfall.
Nicht nur die Preise von Wohnhäusern und Eigentumswohnungen sind auf einem relativ niedrigen Niveau. Die hohen Zinsen und niedrige Nachfrage gibt es auch auf den Markt mit Büroimmobilien aus. Diese Immobilienkrise trifft nun eine deutsche Bank. (ms)