Doch kein Herz-Risiko? Neue Erkenntnisse revolutionieren Verständnis von Cholesterin

  1. Startseite
  2. Leben
  3. Gesundheit

Kommentare

Hohe Cholesterinwerte sind mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Doch dies trifft nicht auf alle Patienten zu. Forscher fordern deshalb neue Ansätze in der Behandlung.

Frankfurt – In der Welt der Herzgesundheit sorgt eine Studie für Aufsehen. Forscher:innen des Lundquist Institute for Biomedical Innovation haben traditionelle Annahmen über den Zusammenhang zwischen hohem Cholesterinspiegel und Herz-Kreislauf-Erkrankungen infrage gestellt. Die Ergebnisse könnten die Art und Weise, wie Cholesterin und Herzrisiken bewertet werden, grundlegend verändern.

Studie findet keinen Zusammenhang zwischen Cholesterinmarkern und Risiko für das Herz

Mann mit Schmerzen am Herz
Durch eine ketogene Diät bedingte erhöhte LDL-Cholesterinwerte sollen laut einer Studie nicht in Zusammenhang mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen. © Zoonar.com/Iuliia Zavalishina/IMAGO

In ihrer Studie, veröffentlicht im Fachmagazin Journal of the American College of Cardiology, untersuchten die Forscher:innen 100 metabolisch gesunde Personen, die einer kohlenhydratarmen ketogenen Diät folgten. Diese wird häufig zur Behandlung von psychischen oder körperlichen Gesundheitsproblemen eingesetzt. Zudem wiesen die Teilnehmer:innen erhöhte LDL-Cholesterinwerte auf, sogenannte Lean Mass Hyper-Responder (LMHRs). Ihr Stoffwechselprofil umfasste dabei erhöhte LDL-C- und ApoB-Werte trotz ansonsten gesunder Stoffwechselmarkerwerte (wie niedrige Triglyceridwerte, hohes HDL, niedriger Blutdruck, geringe Insulinresistenz, niedriger Body-Mass-Index).

Lipidhypothese: Bislang vorherrschende Theorie zum Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bislang ist die sogenannte Lipidhypothese die vorherrschende Theorie zum Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese geht davon aus, dass erhöhte Werte von Apolipoprotein B (ApoB) und Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C) signifikante Risikofaktoren darstellen. Durch die neue Studie wird die Relevanz der Lipidhypothese bei metabolisch gesunden Menschen jedoch infrage gestellt.

Bei der Studie wurde CT-Angiographie (CTA) eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine bildgebende Untersuchung, die mit Röntgenstrahlen und einem Kontrastmittel Blutgefäße sichtbar macht. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen LDL-C, ApoB und der Entwicklung von Herzplaques. Plaques sind krankhafte Ablagerungen, die sich in der Arterienwand bilden. Sie entstehen, wenn sich Fettsäuren, Cholesterin und andere Bestandteile aus dem Blut einlagern.

Überraschenderweise fand das Forscherteam keinen Zusammenhang zwischen den traditionellen Cholesterinmarkern (ApoB und LDL-C) und der Entwicklung von Herzerkrankungen in dieser Gruppe. Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass durch eine ketogene Diät bedingte LDL-Erhöhungen nicht zwingend auf ein höheres Risiko für Plaques im Herz hinweisen.

Laut Forschern sollten alternative Marker zur Feststellung der Stoffwechselgesundheit eingesetzt werden

„Es ist wichtig, dass Mediziner:innen und die breite Öffentlichkeit darüber informiert werden, dass personalisierte, datenbasierte Ansätze zur Risikobewertung auf der Grundlage individueller Bedingungen in Betracht gezogen werden sollten“, sagt Hauptautor Dr. Matthew Budoff, Professor für Medizin an der David Geffen School of Medicine at UCLA. Die Existenz dieses Phänotyps lege nahe, dass in manchen Fällen alternative Marker oder Tests zur Feststellung der Stoffwechselgesundheit eingesetzt werden sollten.

Diese Erkenntnisse werfen zudem ein neues Licht auf die verschiedenen Cholesterinarten und ihre Rolle für die Gesundheit. Folgende drei Arten von Cholesterin, sogenannte Lipoproteine, werden grundsätzlich anhand ihres Fett- bzw. Eiweißgehalts unterschieden:

  • VLDL (Very Low-Density Lipoprotein): Lipoprotein mit sehr geringer Dichte, welches als Vorstufe von LDL gilt und Trygliceride sowie Cholesterin von der Leber zu anderen Körperzellen transportiert.
  • LDL (Low-Density Lipoprotein): Lipoprotein mit geringer Dichte, das insbesondere Cholesterin von der Leber in anderes Gewebe transportieren, wo es weiter verarbeitet wird.
  • HDL (High-Density Lipoprotein): Lipoprotein mit hoher Dichte, welches überschüssiges Cholesterin zurück in die Leber bringt, wo es abgebaut wird.

Die Studie betont die Notwendigkeit eines personalisierten Ansatzes in der Herzgesundheit. Statt sich ausschließlich auf Cholesterinwerte zu verlassen, empfehlen die Forscher:innen, fortschrittliche Bildgebungsverfahren wie CT-Angiographie (CTA) in Betracht zu ziehen, um das tatsächliche Herzrisiko zu beurteilen. (jbr)

Auch interessant

Kommentare