Schlag gegen Russland nahe der Krim – Ukraine ändert offenbar Taktik
Ukrainische Marinedrohnen sollen einem weiteren russischen Kriegsschiff zum Verhängnis geworden sein. Diesmal erwischte es wohl die Korvette „Sergej Kotow“.
Kiew – In der Nacht zum 5. März sollen Marinedrohnen des Typs Magura V5 aus ukrainischer Produktion die russische Korvette „Sergey Kotow“ nahe der Straße von Kertsch zerstört haben. Das meldete der Militärgeheimdienst der Ukraine (HUR) auf Telegram. Das Schiff habe Treffer am Heck, an der Steuerbord- und an der Backbordseite erlitten, die die 65 Millionen Dollar teure Korvette schließlich versenkten, heißt es in dem Post weiter. Mittlerweile veröffentlichte der HUR außerdem ein Video aus der Perspektive der angreifenden Drohnen, die auf das feindliche Schiff zusteuern. Darin sind mindestens vier Treffer mit darauffolgenden Explosionen zu sehen.
Während sich die Führung unter Wladimir Putin bisher nicht zu dem Vorfall äußerte, meldeten mehrere russische Militärblogger ebenfalls die Zerstörung der „Sergey Kotow“, darunter der dem Verteidigungsministerium nahestehende Blog Rybar. Der Telegram-Kanal Krimwind, der nach eigenen Angaben über Ereignisse auf der Krim und in Sewastopol berichtet, veröffentlichte ein Video, das ebenfalls den Moment des Angriffs zeigen soll. Er habe es nach einem Aufruf an seine Abonnenten auf Telegram zugespielt bekommen. Darin ist zu sehen, wie ein nicht näher zu identifizierendes Schiff mit Aufbau leuchtende Salven in die Dunkelheit abgibt, bevor sich erst eine kleine und dann eine große Explosion an seinem Rumpf ereignet.
Krimbrücke gesperrt: Marinendrohnen versenken wohl russisches Kriegsschiff
Andriy Yusow, ein Sprecher des HUR, sagte Radio Free Europe, dass die „Sergey Kotow“ diesmal definitiv zerstört sei, nachdem eine frühere Attacke im Juli 2023 gescheitert war. Außerdem gebe es Tote und Verwundete auf russischer Seite, fuhr er fort, während es einigen Besatzungsmitglieder gelungen sei, sich zu retten. Yusow sprach von mindestens 10 Krankenwagen, die gerufen worden seien.
Zu der Meldung, dass die Attacke in der Nähe der Straße von Kertsch stattgefunden haben soll, passt, dass die Krim-Brücke, die über diese Meerenge verläuft, laut dem ukrainischen Medium Hromadske in der Nacht zum 5. März stundenlang gesperrt gewesen sei. Dort soll es Explosionen gegeben haben. Zu einer Schließung der Krim-Brücke war es bereits in der Nacht vom 2. auf den 3. März gekommen, als Russland 38 ukrainische Drohnen über der Krim abgefangen haben will. Dem Kyiv Independent zufolge ist es in dieser Nacht bei einem Öldepot nahe Feodossija zu Explosionen gekommen.

Während im Ukraine-Krieg die Armee von Wolodymyr Selenskyj spätestens nach dem russischen Erfolg in Awdijiwka in die Defensive geraten ist, führen der HUR und die Marine immer wieder erfolgreiche Angriffe auf die russische Schwarzmeerflotte durch. Weil die Ukraine keine eigenen Kriegsschiffe mehr besitzt, kommt dabei eine Reihe von Fern- und Lenkwaffen zum Einsatz, die auch aus eigener Produktion stammen.
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Eine neue Taktik der Ukraine im Seekrieg gegen Russland
Im Frühjahr 2022 fielen das Landungsschiff „Saratow“ noch alten Raketen aus Sowjetbeständen und das Flagschiff „Moskwa“ den ersten Neptun-Antischiffsraketen der Ukraine zum Opfer. Mit der Olenegorsky Gornyak, einem weiteren Landungsschiff, konnte im August 2023 erstmals eine ukrainische Marinedrohne einen größeren Abschuss verzeichnen. Ebenso scheinen ukrainische Entscheider aber die britischen Storm-Shadow-Marschflugkörper für Angriffe auf russische Kriegsschiffe sehr zu schätzen.

Diese Waffen aus dem Westen schalteten wahrscheinlich zahlreiche Schiffe der Schwarzmeerflotte aus. Warum trifft es so häufig russische Landungsschiffe? Russland hat sie bisher nirgends eingesetzt, um eine kämpfende Landung an ukrainischen Küsten durchzuführen. Stattdessen dienen sie vor allem dem Transport von Nachschub ins Kriegsgebiet, insbesondere wenn die Krimbrücke, die ansonsten Haupttransportader ist, mal wieder gesperrt ist.
In den vergangenen Monaten hat die Ukraine ihre Anti-Schiffs-Taktik offenbar auf den massierten Einsatz von Schwärmen ihrer Magura V5 Marinedrohnen umgestellt. So dürfte nun auch die „Sergey Kotow“ zugrunde gegangen sein. (MicKis)