Waffenruhe im Ukraine-Krieg: Selenskyj wird deutlich – „Putin lügt alle an“
Putin reagierte vage auf den Vorschlag einer 30-tägigen Feuerpause im Ukraine-Krieg. Selenskyj und Experten werfen dem Kremlchef vor, kein echtes Interesse an einem Ende des Konflikts zu haben.
Kiew – Nach einem öffentlichen Vorfall im Weißen Haus, bei dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der US-Präsident Donald Trump aneinandergerieten, gab es zuletzt wieder ein Zeichen der Annäherung zwischen den beiden Staatsoberhäuptern.
In Saudi-Arabien stimmte eine ukrainische Delegation einem US-Vorschlag zu, der eine 30-tägige Waffenruhe im Ukraine-Konflikt mit Russland zum Ziel hatte. Präsident Selenskyj erklärte, dass er mit dieser Zustimmung Vorwürfen entgegenwirken wolle, die sein Land als nicht friedensbereit darstellten. „Ich denke, dass wir heute der gesamten Welt unsere Bereitschaft (für eine 30-tägige Waffenruhe) demonstrieren mussten“, sagte das Staatsoberhaupt bei einer Pressekonferenz in Kiew. Die Entscheidung fiel einen Tag nachdem ukrainische Vertreter in Dschidda, Saudi-Arabien, dem US-Vorschlag zugestimmt hatten – trotz anfänglicher Ablehnung.
Kritik an Putin: Selenskyj fordert bedingungslose Friedensverhandlungen
Bei einem digitalen Krisengipfel mit europäischen Staats- und Regierungschefs am Samstag (15. März) reagierte Selenskyj auf die Ablehnung des Waffenstillstandes durch den russischen Präsidenten. Selenskyj betonte, „der Weg zum Frieden muss bedingungslos beginnen“, und fügte hinzu: „Und wenn Russland dies nicht will, dann muss starker Druck ausgeübt werden, bis es dies tut. Moskau versteht eine Sprache.“
In seiner Rede kritisierte Selenskyj Putin scharf: „Putin lügt alle an“, erklärte er. Zudem widerlegte er Putins Behauptung, dass ein Waffenstillstand angeblich „zu kompliziert“ sei. Außerdem stellte er klar: „In Wirklichkeit ist alles kontrollierbar, und wir haben das mit den Amerikanern besprochen. Die Wahrheit ist, dass Putin den Krieg nach den Gesprächen in Dschidda bereits fast eine Woche in die Länge gezogen hat. Und er wird ihn weiter hinauszögern“.
Ukraine-Krieg: Putins Bedingungen für Waffenruhe – Selenskyj spricht von Manipulation
Wladimir Putin äußerte sich grundsätzlich positiv zu einer Waffenruhe in der Ukraine, stellte jedoch klare Bedingungen. Zunächst müssten „ernste Fragen“ zur Umsetzung geklärt werden, zudem müsse eine Waffenruhe „zu einem dauerhaften Frieden führen und die tieferliegenden Ursachen dieser Krise angehen“, erklärte der russische Präsident.
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Selenskyj bezeichnete die von Putin genannten Bedingungen für eine Waffenruhe als Manipulation. In seiner abendlichen Videobotschaft erklärte er, dass Putin sich nicht traue, US-Präsident Donald Trump offen zu sagen, dass er den Krieg fortsetzen wolle. Auch andere Experten äußerten sich skeptisch zu Putins Reaktion. Im Gegensatz dazu zeigte sich Trump zufrieden mit den ersten Gesprächen einer US-Delegation in Moskau zum Ukraine-Konflikt.
Im Onlinedienst X schrieb Selenskyj, Putin werde den Krieg in der Ukraine nicht von sich aus beenden - die USA könnten jedoch ausreichend Druck auf Russland ausüben. „Die Stärke Amerikas reicht aus, um dies zu erreichen“, erklärte der Präsident. „Es muss großer Druck auf den Einzigen ausgeübt werden, der diesen Krieg fortsetzen will.“
Trump fordert Putin zur Schonung ukrainischer Soldaten auf – Putin ruft zur Kapitulation auf
Im Bemühen um eine Waffenruhe in der Ukraine hat Donald Trump eigenen Angaben zufolge Putin dazu aufgerufen, ukrainische Soldaten an der Front „zu verschonen“. Putin rief als Reaktion auf Trumps Äußerung die ukrainischen Soldaten in Kursk zur Kapitulation auf. In einer Fernsehansprache erklärte er, Moskau stehe der Forderung von Trump, die ukrainischen Soldaten am Leben zu lassen, „wohlwollend“ gegenüber. „Wenn sie ihre Waffen niederlegen und sich ergeben, wird ihnen das Leben und eine würdige Behandlung entsprechend des Völkerrechts und der Gesetze der Russischen Föderation garantiert“. (jal/afp/dpa)