Die Aktivrente soll ältere Arbeitnehmer ermuntern über das Rentenalter hinaus weiter zu arbeiten. Den Gesetzesentwurf hatte die Bundesregierung Mitte Oktober beschlossen, heute war die erste Lesung dazu im Bundestag. Ab Januar winken Rentnern womöglich zehntausende Euro Steuerersparnis.
Darum geht es bei der Aktivrente
Die Aktivrente soll Arbeitnehmer, die sozialversicherungspflichtig sind und die Regelaltersgrenze von 67 Jahren erreicht haben einen Steuervorteil von 1000 Euro im Monat bringen. Damit steigt ihr Steuerfreibetrag von knapp 12.000 Euro auf 24.000 Euro.
Kann ich in der Aktivrente Rente beziehen?
Ja. Es ist möglich Rente und Aktivrente zu kombinieren. Welche Möglichkeiten es gibt, zeigt diese Rechnung:
Mit weniger Arbeit das gleiche Netto erzielen
Die Aktivrente eröffnet die Möglichkeit, das bisherige Nettogehalt beizubehalten und gleichzeitig die Arbeitszeit deutlich zu reduzieren. Ein Beispiel zeigt, wie dies funktionieren kann: Ein Rentner, der bislang ein monatliches Bruttogehalt von 3000 Euro verdient hat, kann ab Januar 2026 abschlagsfrei in den Ruhestand gehen. Durch die Aktivrente hat er die Chance, zusätzlich 2000 Euro monatlich steuerfrei hinzuzuverdienen. Sein Ziel ist es, ab Januar das gleiche Netto wie bisher zu erhalten, während er seine Arbeitszeit entsprechend reduziert. Die Berechnung sieht wie folgt aus:
- Bisheriges Bruttogehalt: 3000 Euro
- Nettoverdienst: 2050 Euro
- Voraussichtliche Nettorente: 1200 Euro
- Differenz zwischen Rente und bisherigem Netto: 850 Euro
„Das bedeutet, dass der Neurentner in 2026 unter Ausnutzung der Aktivrente nur 950 Euro brutto im Monat verdienen muss, um unterm Strich zusammen mit der Rente sein bisherigen Nettogehalt zu erzielen“, erklärt Andreas Irion, stellvertretender Präsident des Verbandes der Rentenberater. Von den 950 Euro fallen dank der Aktivrente keine Steuern an. „Wir gehen jedoch davon aus, dass weiterhin Kranken- und Pflegeversicherung in der gewohnten Höhe abgehen, daher die Differenz von 100 Euro zwischen Brutto- und Nettogehalt“, ergänzt Irion.
Der Rentner muss lediglich 32 Prozent seines früheren Bruttogehalts erwirtschaften, um sein bisheriges Nettogehalt zu erreichen. Umgerechnet auf eine Vollzeitstelle mit 40 Wochenstunden und Arbeitstagen von acht Stunden entspricht dies etwa 1,6 Arbeitstagen pro Woche. Mit weniger als zwei Arbeitstagen wöchentlich könnte der Rentner somit die Differenz zwischen seiner Rente und dem bisherigen Nettoeinkommen – oft als Rentenlücke bezeichnet – ausgleichen. Dies gilt jedoch nur, solange er weiterhin beruflich tätig bleibt.
Das Beste aus der Aktivrente machen
Der Rentenberater hat noch weitere Tipps, wie sich die Arbeit im Alter besonders lohnt:
Der angehende Rentner aus Beispiel eins könnte aufgrund des noch nicht ausgeschöpften Steuerfreibetrags der Aktivrente seine Arbeitszeit erhöhen, um nicht nur 950 Euro, sondern bis zu 2000 Euro brutto steuerfrei im Monat zu verdienen. Wenn er aus dem zusätzlichen Netto seine zukünftige Rente erhöhen möchte, um für die Zeit vorzusorgen, in der er nicht mehr parallel zur Rente arbeitet, kann er das auf zwei Wegen tun, sofern der Gesetzentwurf zur Aktivrente das nicht einschränkt:
- Freiwillige Einzahlungen in die Rentenkasse. Dazu muss er von der Vollrente auf 99,99 Prozent Teilrente umstellen. Das ist ohne weitere Voraussetzungen einfach auf Antrag möglich. Er kann auch jederzeit wieder zurückwechseln. Ein kurzes Schreiben an die Rentenversicherung reicht aus. Die Änderung wird ab dem Folgemonat wirksam.
- Verzicht auf einen Teil seiner Rente (also niedrigere Teilrente bis zu 10 Prozent) oder Verzicht auf die Beantragung der Rente. Die Rente, auf die verzichtet wird, erhöhen die Rente ab Juli des Folgejahres um sechs Prozent. Beispiel: Statt 1200 Euro lässt sich der Rentner im Jahr 2026 nur 600 Euro auszahlen. Er verzichtet also auf 12 * 600 = 7.200 Euro. Dadurch erhöht sich die seine Rente ab Juli 2027 lebenslang um monatlich sechs Prozent von 600 = 36 Euro.
- Ohne die Berücksichtigung von Rentenanpassungen hätte er den Rentenverzicht von 7200 Euro erst nach rund 17 Jahren wieder drin. Dank der Rentenanpassungen liegt der Zeitpunkt jedoch früher, so Irion.
- Unmittelbar nach Regelrentenalter lohnt der Rentenverzicht mehr als die freiwillige Einzahlung in die Rente. Nach einigen Jahren schlägt das Pendel jedoch um. Grund ist der Zugangsfaktor, der Rentenzuschläge aus freiwilligen Beiträgen, die nach dem Regelrentenalter geleistet werden, mit 0,5 Prozentpunkten je Monat zwischen Regelrentenalter und Monat der Erhöhung der Rente belohnt.