Zollschock trifft alle - Wo Trump den Deutschen ab 2025 in die Taschen greifen will - was jetzt teurer wird

Donald Trump hat bereits Kanada und Mexiko als erste Ziele seiner sogenannten Schutzzölle genannt – neben dem Hauptfeind China natürlich und der Europäischen Union, die nach seiner Ansicht unfaire Praktiken betreibt. Was die beiden Nachbarländer angeht, dient die Zolldrohung allerdings nicht direkt wirtschaftlichen Zwecken. Trump will Mexiko und Kanada mit 25 Prozent Zoll auf sämtliche Waren dazu zwingen, ihre Grenzen für Migranten entschiedener zu bewachen. Und die Zuwanderung in die USA, ebenso wie den Drogenimport, so verringern helfen. Der Zoll wird zum politischen Nötigungsinstrument, genau genommen.

Für die Deutschen mag das weit weg erscheinen, aber der weltweite Hang dazu, Zollschranken hochzuziehen, statt die wechselseitigen Vorteile eines freien Handels zu nutzen, drückt sich unmittelbar in Euro und Cent beim Verbraucher aus. Ob Fernost oder West, die Europäer sind immer betroffen. Und die EU selbst fährt ebenfalls einen harten Kurs vor allem gegenüber China. Dort vermutet Brüssel in den wichtigsten Industrien wie etwa Stahl, Maschinenbau und bei den Autoherstellern verdeckte staatliche Subventionen: „Der Preis dieser Autos wird durch massive staatliche Subventionen künstlich gesenkt – das verzerrt unseren Markt. Das ist nicht hinnehmbar", so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu Beginn der Debatten. Umgekehrt ist die Produktion für den chinesischen Markt wahrlich kein Kinderspiel für die Europäer. Wer nicht dort selbst herstellt, hat in China schlechte Karten.

Smart erhöht Preise um 2000 Euro

Jüngstes Beispiel ist die vertrackte Situation, in der sich die Automarke Smart wiederfindet, ein Hersteller, der zu gleichen Teilen Mercedes-Benz und dem chinesischen Autobauer Geely gehört. Die frühere Kleinstwagenmarke ist seit zwei Jahren mit einem neuen Schwerpunkt unterwegs – vor allem Elektrofahrzeuge werden in China für den Weltmarkt gefertigt. Nun sorgen neben dem Standardzoll der EU von zehn Prozent seit vier Wochen ein Strafzoll von 18,8 Prozent noch obendrauf für Kopfzerbrechen bei Smart. Ohne saftige Preiserhöhungen geht es nicht. Ab Januar, so Europa-Chef Dirk Adelmann, kosten die Modelle Smart 1 und Smart 3 jeweils 2.000 Euro mehr. Bei einem Preisumfang von 35.000 bis 52.000 Euro für die verschiedenen Modelle und Ausführungen gibt Smart damit also nicht einmal die Hälfte der neuen Zollbelastungen von 28,8 Prozent an die Käufer weiter. Dennoch ist das für die deutschen Kunden eine heftige Mehrbelastung. Dirk Adelmann hofft noch auf eine Beilegung des Handelskonflikts. Anderenfalls sind im Laufe des Jahres 2025 weitere Preiserhöhungen fällig. Und Smart ist da keineswegs allein.

Hoher Zoll für deutsche Autos aus China

Das Beispiel zeigt, dass Ungemach für die Verbraucher auch aus unvermuteter Richtung kommen mag – schließlich ist es hier Brüssel, das die Daumenschrauben anzieht, und eine halbdeutsche Marke mit erwischt. Ein Lichtblick, vielleicht: Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg und dem staatlichen chinesischen Fernsehen haben China und die EU bereits eine „technische Einigung“ erzielt. Genaueres steht nicht fest – aber aus Deutschland dürfte es dazu deutlichen Druck auf Brüssel geben.

Führt der Handelsstreit doch auch zu der absurden Situation, dass ein elektrisch betriebener BMW-SUV, gebaut in Shenyang, beim Verkauf in München zum Beispiel mit an die 30 Prozent Zoll belastet wird; einige VW-Modelle sind auch mit dabei. Tesla musste ebenfalls bereits die Preise anheben: Model 3 kommt auch aus Fernost. Vergeblich argumentierte der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) gegen die Retourkutsche aus Brüssel gegenüber China. Die übrigen EU-Mitglieder, zumeist ohne bedeutende Autohersteller, überstimmten Deutschland.

Alles, was Stahl enthält, wird teurer werden

So, wie die Dinge liegen, kommen Wirtschaftsforscher zu düsteren Aussichten für die hiesigen Käufer einer Vielzahl von Produkten: Alles, was Stahl enthält, wird teurer werden. Und: „Die Wirtschaft schrumpft überall“, so beschreibt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) die Auswirkungen der weltweiten Zollerhebung. Deutsche Autobauer, die über den Atlantik liefern oder auch in Mexiko produzieren, sehen sich an der Grenze zu den USA saftigen Forderungen gegenüber.

Auch wenn BMW und andere deutsche Hersteller große Werke in den USA betreiben, setzt ihnen die Trump-Politik zu. Man kann eben neue Fertigungen weiterer Modelle dort nicht aus dem Ärmel schütteln. Verteuert würden in Amerika auch andere hochwertige deutsche Exportgüter, etwa aus der Pharmaindustrie, ein ganz wichtiger Zweig. Die Preise lassen sich in dem regulierten US-Markt nicht einfach so erhöhen, die Krankenversicherungen spielen nicht mit.

Die Zollpolitik erreicht inzwischen die absurdesten Branchen: Sogar chinesische Holzboden-Importe beschäftigen Brüssel. „Dabei geht es um mehrschichtiges Parkett. Ausgenommen sind Mosaikparkett und Bambus-Böden”, berichtet die „Wirtschaftswoche”über typisch fein ziselierte Brüsseler Detailregulierung. Der bislang eher unauffällige „Europäische Parkett-Verband” hatte sich beschwert. Was ein Schlaglicht auf die Tatsache wirft, dass mitunter nicht allein die Bürokratie in den Hauptstädten, sondern die Wirtschaft selbst den Aufschlag macht, der sie am Ende nur noch mehr beschädigt.

Zollschock bringt Defizit von bis zu 1,7 Prozent

In jedem Fall sieht der Ökonom Thomas Obst vom IW Köln die Wirtschaftsleistung in allen beteiligten Staaten aufgrund des „Zollschocks“ um 1,3 bis 1,7 Prozent zurückgehen. Jahr für Jahr kostet das Deutschland danach rund 45 Milliarden Euro, also die Unternehmen, die Verbraucher – und den Staat wegen entgangener Steuereinnahmen. Was hinter diesen düsteren Werten steckt: Die Verbraucher müssen ihr Geld zusammenhalten, sparen eher statt zu konsumieren, und erhalten weniger Gegenwert bei ihren Käufen. Hinzu kommt, dass die Marktabschottungen Arbeitsplätze kosten. Wenn der Handel schrumpft, schrumpfen auch die Hersteller.

Allein in den USA, wo das erklärte Ziel des künftigen Präsidenten ja die Steigerung der heimischen Beschäftigung ist, gehen im ersten Jahr 625.000 Arbeitsplätze verloren, so das IW. Auf den ersten Blick könnten deutsche Spezialisten aus den Bereichen Computertechnologie, Optik und Feinmechanik und anderen hoch entwickelten Branchen von der Schwächung der aggressiven Exporteure wie China profitieren. Aber es ist noch zu früh, um die Gegenmaßnahmen Chinas zu berechnen, oder abzuschätzen, wie sich Dritte verhalten werden: Indien zum Beispiel oder Australien. Handelsschranken haben die Tendenz, sich auszubreiten, bis am Ende jeder jeden behindert. Der Weg zurück zu einem auskömmlichen Miteinander ist lang und steinig, der Schaden zuvor aber schnell angerichtet.