Mega-Solarpark an Bahnlinie geplant: Schafzüchter fürchtet um sein Idyll im Aussiedlerhof

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Zwischen Fürstenfeldbruck und Emmering soll an der S4 ein über sieben Hektar großer Solarpark entstehen. Das Gelände liegt an der Rodelbahn. Die Gebäude über der schraffierten Fläche gehören zum Aussiedlerhof. © mm

Entlang der Bahnlinie an der Stadtgrenze zu Emmering an der S4 wollen die Stadtwerke Fürstenfeldbruck einen großen Solarpark errichten. Doch es gibt Widerstand.

Fürstenfeldbruck/Emmering - Für das Projekt sollen 80 000 Quadratmeter (etwa elf Fußballfelder) Ackerland gepachtet werden. Weil es sich um sogenannte „privilegierte Flächen“ handelt, müsste die Planung nicht das übliche Genehmigungsverfahren durchlaufen. Sehr zum Ärger eines Anliegers.

Schafzüchter Anton Maier lebt und arbeitet seit 40 Jahren in einem direkt angrenzenden Aussiedlerhof. Er hat im Brucker Rathaus vorsorglich bereits Einspruch eingelegt. Von dort heißt es auf Tagblatt-Nachfrage, dass für den vorliegenden Antrag der Stadtwerke noch restliche Unterlagen angefordert wurden.

Nur vier Meter zum Grundstück

Nach Angaben einer Rathaus-Sprecherin sei das Vorhaben trotz der Genehmigungsbefreiung bauordnungsrechtlich und städtebaulich zu beurteilen. „Dazu wird es in den nächsten Tagen eine Besprechung im Haus geben.“

Stadtwerke-Sprecherin Monika Lidmila betonte auf Tagblatt-Anfrage, dass die betroffenen Bürgermeister über das Projekt an der S4 informiert seien. Das Vier-Millionen-Euro-Projekt soll im zweiten Halbjahr 2026 verwirklicht werden. Geplant ist der Bau von 12 500 Modulen und 22 Wechselrichtern auf einer Fläche von 7,5 Hektar. 8,2 Gigawattstunden Solarstrom sollen pro Jahr erzeugt werden. Damit könnten rein rechnerisch 2600 Haushalte versorgt werden, so Lidmila.

Solarpark Rodelbahn: Nur vier Meter weg

Auf dem vorgesehenen Gelände, auf dem bisher Getreide, Mais oder Kartoffeln wachsen, sollen bald Solarpanelen einer Photovoltaikanlage im Sonnenlicht glänzen. Damit die Lokführer nicht geblendet werden, verlangt die Deutsche Bahn 35 Meter Abstand zu den Gleisanlagen.

Zu Maiers Grundstück und Wohnhaus wären es nur vier Meter. Ein Emmeringer Landwirt würde seine Felder an die Stadtwerke auf 20 Jahre verpachten – mit Option auf Verlängerung.

Solarpark Rodelbahn: Teils auf Emmeringer Flur

Ein Großteil liegt auf Brucker Flur östlich der Tonwerkstraße, der Rest bis zur Marienkapelle gehört zu Emmering. Solarenergie-Anlagen und Sonnenkollektoren sind seit 1. Januar 2025 längs von Autobahnen und Schienenwegen verfahrensfrei, erläutert ein Sprecher des Landratsamts auf Nachfrage. Seine Behörde habe Anfang des Jahres eine informelle Anfrage erhalten. Die Genehmigungsfreistellung entbinde jedoch nicht von der Einhaltung öffentlich-rechtlicher Anforderungen, was der Bauherr eigenständig sicherzustellen habe. Der Sprecher: „Es ist daher durchaus sinnvoll, sich mit den betroffenen öffentlichen Stellen abzustimmen.“ 

Die für das Projekt vorgesehenen 80.000 Quadratmeter Ackerland aus Sicht der Emmeringer Marienkapelle.
Die für das Projekt vorgesehenen 80 000 Quadratmeter Ackerland aus Sicht der Emmeringer Marienkapelle. © Peter Loder

Anton Maier gehört nicht dazu. Er wartet deshalb nun darauf, ob das Projekt doch noch öffentlich im Stadtrat behandelt wird. Der gebürtige Emmeringer wohnt mit seiner Lebensgefährtin seit 1984 in dem zur Brucker Flur gehörenden Anwesen, das unmittelbar an das geplante Solarfeld grenzt („Vier Meter vor meinem Wohnzimmerfenster“). Zunächst vor 51 Jahren als Pferdestall erbaut, wurde das Anwesen später zum Aussiedlerhof deklariert und dient seitdem auch als Winterquartier für Maiers mehr als 100-köpfige Schafherde.

Der Schafzüchter erinnert sich, dass der damalige Landrat Gottfried Grimm beim Genehmigungsverfahren von einem „sensiblen Außenbereich“ gesprochen habe. Das sei er noch immer, so Maier, der „erhebliche Nachteile“ auch für Flora und Fauna befürchtet.

Solarpark Rodelbahn: Bund Naturschutz schaltet sich ein

Weshalb er die Brucker Bund-Naturschutz-Ortsgruppe (BN) eingeschaltet hat, dessen Vorsitzender Thomas Brückner für die Grünen im Stadtrat sitzt. BN-Sprecherin Eugenie Scherb erklärt: „Wir verlangen Einblick in die Planungen.“

Besonders ärgert Maier, dass er erst Mitte August von dem Vorhaben erfahren habe. „Da fuhr ein Stadtwerke-Auto auf den Hof. Ich dachte erst, man wollte mir einen neuen Stromvertrag anbieten.“ Doch der Mitarbeiter der Stadtwerke, die auch auf Windkraft setzen, hatte bereits fertige Pläne eines Brucker Architekten in der Tasche.

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